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Hering mit Heiligenschein

Hering mit Heiligenschein

Titel: Hering mit Heiligenschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Toman
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dem Haar.
    Mein Herz klopft. Die widersprüchlichen Teile fügen sich zusammen.
    »Moritz ...«, beginne ich, doch er legt mir den Zeigefinger auf die Lippen.
    »Darf ich das Christkind zum großen Auftritt bitten?«
    Moritz küsst mich.
    Was für ein Gefühl!

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Leseproben
    Leseprobe Hexendreimaldrei
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    Hexendreimaldrei
    ISBN 978-3-453-35400-5
    Aufzeichnungen der WWS vom 29.4.2008
     
    D as darf doch nicht wahr sein. Geschlagene siebeneinhalb Minuten sitze ich jetzt hier im Dunkeln, auf dem einzigen WC im Pfarramt, und kaue an meinen Nägeln. Das ist wahrscheinlich kein günstiger Zeitpunkt, um eine Nagelschere zu brauchen.
    Der Klodeckel ist auch nicht sonderlich bequem. Wie schade, dass sich die Kirche keinen Plüschbezug leisten kann oder zumindest Frottee. Noch besser, diese geheizten japanischen Klositze, von denen man gar nicht mehr aufstehen möchte.
    Ich rutsche unruhig hin und her. Wenn ich wenigstens vor der überstürzten Flucht aufs Klo daran gedacht hätte, dass der Lichtschalter außen ist, dann könnte ich das Nageldesaster immerhin sehen. So bleibt mir nichts anderes übrig, als grimmig auf den kleinen Lichtstreifen unter der Tür zu starren oder auf die Leuchtziffern meiner Swatch.
    Wenigstens kann ich jederzeit, wenn ich mal muss, denke ich mit einem letzten Rest von Galgenhumor. Ich gebe mir noch fünf Minuten, danach spaziere ich einfach hinaus. Wenn ich mich ducke und schnell genug bin, dann ist es durchaus möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, dass ich mich ungesehen zu meinem Auto schleichen kann. Danach Vollgas und ab nach Hause in die Großstadt, wo mein äußerst spannendes, ereignisreiches Singleleben in Form eines Fernsehers mit Kabelanschluss, DVD-Player, Nintendo-Spielkonsole und einiger Flaschen guten, süffigen Rotweins auf mich wartet.
    Durch die Tür sind immer noch Dutzende Stimmen zu hören. Draußen gibt es nämlich die große Familienumarmungsaktion vor dem eigentlichen Event, das um exakt elf Uhr mitteleuropäische Zeit steigen soll. Eine Hochzeit, was sonst. Ich knirsche mit den Zähnen.
    Nun, ich könnte auch hier sitzen bleiben, bis sie alle in die Kirche gegangen sind. Deprimiert fange ich wieder an, an meinen Nägeln zu kauen. Das wäre doch gelacht, wenn es kein Leben außerhalb dieser Toilette gäbe.
    Allerdings war der Anlass zur Kloflucht ein aufkeimender Weinkrampf mit Verdacht auf demnächst einsetzenden Nervenzusammenbruch. Denn Fakt ist, ich bin bei dieser Hochzeit weder Braut noch Brautjungfer, hätte gegen Ersteres jedoch keinerlei Einwände. Und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob die Explosionsgefahr beim neuerlichen Anblick des Brautpaares, angesichts des Kleides, des Ringes oder des Kusses (Panik!) gebannt bliebe. Insofern wäre es wohl sicherer, während der gesamten Zeremonie klotechnisch abwesend zu bleiben, Nerven zu sparen, ein wenig Zen zu üben, um danach für die etwa zwanzigsekündige Gratulation gerüstet zu sein. Wenn ich die heil überstehe, dann kann ich auf der Heimfahrt ins Lenkrad beißen oder mit einhundertachtzig Kilometern pro Stunde Lkws überholen. Aber auf keinen Fall darf ich irgendwo in seinem Gesichtsfeld zusammenklappen.
    Auf. Keinen. Fall.
    Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit, und mein Blick fällt auf die Schachtel Streichhölzer, die fein säuberlich auf den Reserveklopapierrollen liegt. Und das auf dem Kirchenklo. Ich pfeife anerkennend durch die Zähne. Ein guter Freund hat mir nämlich vor Jahren die sehr interessante physikalische Reaktion eines angezündeten Streichholzes in einer stinkenden Toilette beigebracht. Es ist nämlich, glaube ich, so, dass der Rauch des Streichholzes den Gestank zum größten Teil auffrisst, weshalb man auf dem Klo immer Streichhölzer in Reichweite haben sollte, die einzige Rettung eines romantischen Wochenendes im Hotelzimmer.
    Gelangweilt nehme ich ein Streichholz heraus. So eine kleine, tröstende Lichtquelle wäre jetzt etwas Wunderbares, denke ich mir, außerdem duftet es hier keineswegs nach Lavendel. Mangels sonstiger Ablenkung zünde ich es an.
    Sssssssssswuuuuushhhh.
    Genau in dem Moment schießt eine Stichflamme von der Streichholzspitze, und grelle Blitze zucken durchs Klo. Ich muss mir die Augen zuhalten, um nicht blind zu werden, und als ich sie vorsichtig wieder öffne, steht, oder fliegt vielmehr, eine sonderbar gekleidete Gestalt vor mir. »Sie«, die sich bei näherer Betrachtung

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