Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge
wollten es auch viele lieber behalten … Doch nun ist es hier.« Er reichte ihr das Kästchen, und sie nahm es an sich.
Sie umfasste den Handgriff behutsam, musste erschrocken die Augen schließen, als sie die Gefühle und Erinnerungen wahrnahm, mit denen das Messer aufgeladen war.
Hiroshi! Da war er. Sie konnte ihn spüren. Mit dem Dolch aus seinem Blut war es, als hielte sie sein ganzes Leben in Händen. Seine Hoffnungen, seine Sehnsucht, seine Träume …
Ihr kamen die Tränen, als sie erfühlte, wie er sie geliebt hatte, sie und nur sie.
Sie öffnete die Augen, hob das Messer vorsichtig heraus. Es war tatsächlich leicht wie eine Feder. Es war, als wögen die Erinnerungen darin mehr als das Eisen, aus dem es bestand.
Als sie die Tränen weggeblinzelt hatte, sah sie, dass ihr Besucher sie besorgt beobachtete.
»Was werden Sie nun tun?«, fragte er.
Charlotte begriff, dass er sich Sorgen machte, sie könne sich die Klinge ins Herz bohren, sobald er gegangen war.
Sie lächelte milde. Das würde sie natürlich nicht tun. Hiroshi hatte ihr ein zweites Leben geschenkt; dieses Geschenk würde sie in Ehren halten.
»Vielleicht«, sagte sie und bettete das federleichte Messer zurück in sein Etui, »werde ich versuchen, unsere Geschichte aufzuschreiben. Seine und meine. Mal sehen.«
– ENDE –
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