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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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reihten sich die Taxen, Unmengen davon. »Do you speak English?« , fragte er den ersten Fahrer.
    »Yes, yes« , versicherte der Mann eifrig, eilte um sein Fahrzeug herum, um ihm den Wagenschlag zu öffnen. »Please.«
    Wahrscheinlich waren das schon alle Worte, die der Fahrer beherrschte, aber eigentlich spielte es keine Rolle. Er stieg ein und reichte den Zettel nach vorn, auf dem die Adresse stand.
    Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde und führte größtenteils über breite, autobahnähnliche Straßen. Man sah viele Bäume; Buenos Aires war eine ziemlich grüne Stadt. Eine Menge Hochhäuser, aber dazwischen immer wild wuchernde Palmen und saftig grünes Laubwerk.
    In der Straße, in der das Taxi schließlich anhielt, reihten sichnur kleine, alte Villen aneinander, halb verborgen in üppigen Gärten. »Here« , sagte der Fahrer und deutete auf ein Haus.
    Der Passagier bezahlte, was das Taxameter anzeigte, und legte noch einen Schein dazu. Dann wartete er, bis das Taxi davongefahren war, ehe er die Straße überquerte.
    Eine Klingel, neben der R.+ L. Blanco stand. Darunter ein graviertes Messingschild mit der Inschrift C. Malroux, traductora und einem Pfeil, der auf ein niedriges weißes Gartentor wies, hinter dem ein Plattenweg begann.
    Er folgte dem Weg. Er führte um das Haus herum bis auf die Rückseite, in einen dunklen, verwilderten Garten. Auf der Terrasse saß eine Frau an einem kleinen hölzernen Tisch und schrieb, von Hand. Sie trug ein luftiges Frühlingskleid, war schlank, fast mager, und hatte streichholzkurze schwarze Haare. Man sah, dass sie einmal sehr schön gewesen sein musste.
    Sie sah ruhig auf, hatte ihn offenbar kommen hören. »Buenos días« , sagte sie.
    Er räusperte sich, kam sich mit einem Mal deplatziert vor mit seinem Anzug und dem Lederkoffer. »Guten Tag, Miss Malroux«, sagte er. »Mein Name ist William Adamson. Ich … Nun ja, man könnte sagen, ich bin hier, um ein Vermächtnis Hiroshi Katos zu erfüllen.«
    Hiroshi. Den Namen zu hören war wie ein Schmerz. Sie war immer noch nicht darüber hinweg. Natürlich nicht. Es gelang ihr allenfalls manchmal, eine Zeit lang nicht an ihn zu denken.
    Sie betrachtete den fülligen Mann, der da unten vor ihrer Terrasse stand, die Hand am hölzernen Handlauf der vierstufigen Treppe, die heraufführte. Er mochte auf die vierzig zugehen, trug eine modische Brille, die zweifellos teuer gewesen war, und sein Adamsapfel hüpfte beim Sprechen auffallend.
    »Adamson«, wiederholte sie. »Tut mir leid. Der Name sagt mir nichts.«
    Er betastete nervös das Geländer. »Wir haben ungefähr zur gleichen Zeit in Boston studiert. Sie waren in Harvard, Hiroshiund ich am MIT. Ich war Doktorand und er im letzten Studienjahr.« Sein Blick wurde unsicher. »Offen gesagt hatten Hiroshi und ich allerdings während des Studiums kaum Kontakt. Wir waren eher … wie soll ich sagen … Konkurrenten. Er forschte über Roboter, genau wie ich. Wobei wir sehr unterschiedliche Ansätze verfolgt haben.«
    Charlotte fragte sich, worauf das hinauslaufen mochte. War er in der Hoffnung gekommen, bei ihr irgendwelche Unterlagen Hiroshis zu finden? »Ich habe wenig mit Leuten vom MIT zu tun gehabt«, sagte sie. »Eigentlich mit niemandem, abgesehen von Hiroshi.«
    Er nickte, als verstünde sich das von selbst. »Ja. Verstehe. Ich hab das auch nur erwähnt, weil … Nun ja, es war eben so. Und was mich anbelangt: Ich bin seit meinem Studium für die amerikanische Regierung tätig und habe in dieser Position immer wieder Gelegenheit gehabt, Hiroshis Arbeit zu verfolgen. Man könnte sagen, dass ich im Lauf der Zeit zu so etwas wie seinem Bewunderer geworden bin. Aus heutiger Sicht muss ich zugeben, dass seine Ideen und Ansätze bahnbrechend waren.«
    »Wobei ihm das nicht viel genützt hat.«
    Der Mann blinzelte, sah sich um wie jemand, der sich für einen Moment in der Vergangenheit verloren hatte. »Ja. Ja, das kann man wohl so sagen. Ähm … also, es wird sich nicht vermeiden lassen, dass ich mit meinem Besuch traurige Erinnerungen aufwühle. Darf ich deswegen vielleicht geradeheraus fragen, inwieweit Sie über die Umstände seines Todes informiert sind?«
    Charlotte hob die Schultern. »Ich weiß, was in den Zeitungen stand. Und dann waren all diese Leute da, um mich wegen seiner letzten Nacht zu befragen. Da konnte ich mir das ein oder andere zusammenreimen.«
    »Haben Sie den Bulb einmal besichtigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Irgendwann werde ich das sicher machen,

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