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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Bibliothek und das dunkel getäfelte Sitzungszimmer bevölkerten. Das Obergeschoss dagegen war das Reich der Jugend.
    Als sie sich auf eine der beiden Terrassen hinausgekämpft hatten, begegneten Hiroshi und Rodney bekannten Gesichtern,Kommilitonen vom MIT, die sich gar nicht genug über Hiroshis Anwesenheit wundern konnten.
    »Kato, falls dir einer erzählt hat, dass hier ein Seminar stattfindet«, rief einer über dröhnende Gitarrenriffs von U2 hinweg, ein pickliger Blondschopf namens David, »dann hat er gelogen!«
    »Von einem Seminar war keine Rede«, erwiderte Hiroshi trocken, »aber ich hab gehört, dass es eine Arbeitsgruppe geben soll. Arbeitsgruppe Alkoholmissbrauch oder so ähnlich.«
    Sie sahen sich an, grinsten. »Ja«, rief ein anderer. »Kann man so sagen.«
    »Machst du da etwa mit?«, wollte David wissen.
    Hiroshi hob die Schultern. »Mal sehen. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt die Zulassungsvoraussetzungen habe.«
    Dröhnendes Gelächter. Klang auf jeden Fall, als sei seine Anwesenheit damit sozial akzeptiert.
    Nach hinten raus, das sah Hiroshi erst jetzt, hatte man einen Teil des Rasens abgesperrt. Dort standen weiße Zelte, in denen Getränke ausgeschenkt und Imbisse bereitgehalten wurden.
    »Komm«, sagte er zu Rodney, »lass uns deinen Professor Bernstein suchen.«
    Unterwegs durch die diversen Räume gerieten sie an eine Bar, an der man ihnen die Gutscheine, die sie mit den Karten erhalten hatten, in Begrüßungssekt umtauschte. Sie entdeckten eine Menge prominenter Gesichter; zwar keinen US-Präsidenten, aber berühmte Schriftsteller, Musiker, Astronauten, Football-Spieler und so weiter. Nur Professor Bernstein entdeckten sie nirgends.
    »Bernstein? Nein, nicht dass ich wüsste«, bekamen sie zu hören, als sie den ein oder anderen befragten, der aussah, als gehöre er zum Kollegium von Harvard. Eine Frau mit silbergrauer Lockenmähne meinte blinzelnd: »Ach – wollte der kommen?« Und ein umfangreicher Mann mit Texaskrawatte schmunzelte: »Bernstein? Hier? Würde mich ehrlich gesagt wundern.«
    Sie bedankten sich und setzten die Suche fort. »Versteh ich nicht«, beteuerte Rodney unglücklich. »Mir hat man gesagt, erlässt sich keine Party entgehen, schon gar nicht die Phi-Beta-Kappa.«
    »Wir suchen einfach weiter«, sagte Hiroshi. »Im Interesse der Aliens.« Auf die Weise hatten sie wenigstens was zu tun. Und er fühlte sich immer besser, wenn er was zu tun hatte.
    Die Terrasse war erfüllt von jammernden Mundharmonikaklängen, zu denen ein Sänger mit einem Gesicht wie verwittertes Ebenholz ein ums andere Mal versicherte, er sei traurig und einsam. Hier fanden sie Professor Bernstein zwar auch nicht, dafür liefen sie jemandem über den Weg, der Hiroshi am Arm festhielt und rief: »Hey! Du bist Hiroshi Kato, nicht wahr?«
    »Stimmt«, gab Hiroshi zu und musterte den Typen, einen mageren, bebrillten Jüngling, dessen Adamsapfel beim Sprechen erstaunliche Auf- und Abbewegungen machte.
    »Bill Adamson«, sagte der andere und schüttelte ihm die Hand. »Ich bin auch am MIT. Wir hätten uns eigentlich schon seit Jahren irgendwo über den Weg laufen müssen.« Er sagte das so frostig, als sei das etwas Schlimmes und Hiroshi daran schuld.
    »Tja«, meinte Hiroshi. »So kann’s gehen.«
    Natürlich kannte er den Namen Bill Adamson. Jeder am MIT kannte ihn. William Hughes Adamson hatte vor einigen Jahren Furore gemacht, als eine von ihm geleitete Arbeitsgruppe einen Roboter entwickelt hatte, der sich auf bis dahin ungekannt sichere Weise innerhalb von Gebäuden orientieren konnte. Dieser Roboter, der dank geschickter Eigenwerbung inzwischen in der Literatur nur noch »Adamson-Roboter« hieß, war imstande, Hauspost in einer Firma auszutragen oder Regale in Krankenhäusern aufzufüllen – theoretisch zumindest, denn bislang war er zu teuer, als dass sich das gerechnet hätte.
    Er wäre allerdings auch imstande gewesen, Terroristen aufzuspüren und zu erschießen, die sich in einem Gebäude verschanzten. Damit berührte Bill Adamson ein Gebiet, auf dem Geld keine Rolle spielte, und so war es kein Wunder, dass er nach seinem Doktor mit einem Anstellungsvertrag bei derDARPA, der Forschungsbehörde des Pentagons, vom MIT abgehen würde. Adamson galt allgemein als die kommende Größe auf dem Gebiet der Robotik, ein Ruf, den er sorgsam pflegte und den er, wie Rodney zu berichten wusste, durch Hiroshi gefährdet sah.
    »Ich habe neulich«, fuhr Adamson fort, indem er Hiroshi den ausgestreckten

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