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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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denken.
    »Weil man noch so wenig weiß«, erklärte er ihr ernst, »heißt das, dass es noch viel zu erforschen gibt, nicht wahr? Dass noch viel Grundlagenarbeit geleistet werden kann. Und dass noch alles möglich ist.« Er rückte näher, brachte seinen Mund an ihrGesicht, das gut duftete. »Und außerdem gibt es noch etwas, aber das muss ich dir ins Ohr flüstern, weil es etwas politisch höchst Unkorrektes ist.«
    Das war ein Spiel, klar. Der Raum dröhnte von Musik, irgendeine englische Band, die klang, als musiziere sie mit Kreissägen auf Eisenbahnschwellen: Sie hätten schreien können, und niemand hätte mitgekriegt, was sie sagten.
    Aber Frauen liebten es, wenn man ihnen etwas ins Ohr flüsterte. Es machte sie an. Und Belinda Flachbrust war fällig, angemacht zu werden.
    Sie kicherte. »Das kitzelt!«
    »Wahrheit, o holde Belinda, ist nicht demokratisch. Es geht nur um Fakten, um Funde, um hieb- und stichfeste Beweise. Es geht darum, ob Fragen, die man sich stellt, zu beantworten sind.« Er rückte auf Lecknähe an ihr Ohr und fuhr fort: »Die weiße Rasse stammt vom Cro-Magnon-Menschen ab. So weit klar. Nun habe ich den starken und absolut nicht in die heutige Zeit passenden Verdacht, dass der Cro-Magnon-Mensch seinerseits nicht vom Homo erectus abstammt, sondern eine eigene, viel ältere Entwicklungslinie darstellt. Vom Homo erectus stammen nur die anderen Rassen ab.« Er kicherte. »Weiße Rasse … Das klingt nach Ku-Klux-Klan, was? Also, nicht, dass du denkst, ich bin Rassist. Ich bin Wissenschaftler. Sagen wir also: die Kaukasier. Das meint dasselbe, aber das darf man sagen. Verrückte Welt, was? Lauter Denkverbote. Kein Wunder, dass wir nicht weiterkommen.«
    Mit Belinda weiterzukommen war auch schwerer als gedacht. Wieso war sie so angespannt? Er tat ihr doch nichts, fasste sie noch nicht mal an. Von dem Arm um ihren Nacken abgesehen.
    »Wenn man sich die Weltgeschichte anschaut«, fuhr er fort, »dann ist es eine Tatsache, dass alle großen Dinge von Kaukasiern geschaffen worden sind. Technik. Wissenschaft. Imperien. Die Mondlandung …«
    »Zwei Weltkriege«, ergänzte Belinda. »Umweltzerstörung. Atombomben. Globale Erwärmung.«
    »Ich habe nichts von Moral gesagt«, verwahrte sich Bennett. »Ich sagte: große Dinge.«
    »So was wie die Chinesische Mauer?«, fragte sie. »Wie die Pyramiden? Wie Machu Picchu?«
    Sie verstand ihn. Endlich. Es war schön, wenn eine Frau Verständnis für einen Mann zeigte. Obwohl irgendwas an ihren Beispielen seltsam war. Er kam gerade nicht darauf, was, aber sicher war es ohnehin nicht wichtig.
    »Größe«, wiederholte er. »Genau. Die Kaukasier haben einen Zug zur Größe, wo andere Rassen … oder sagen wir: Ethnien … wo andere Ethnien eher naturverbunden, eher einfach leben. Ich sage nicht, dass das was Schlechtes ist. Ich sage nur, da ist ein Unterschied. Und Unterschiede muss man erklären. Das ist der Sinn von Wissenschaft.«
    Er sah sie an. Da war Begehren in ihren glitzernden Augen, ganz klar. Er hatte einen Blick für so was.
    »An mir, o holde Belinda«, erklärte er ihr, »gibt es auch einen Zug zur Größe, und ich habe die Hypothese aufgestellt, dass du die Ursache dafür bist.« Er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Hose. »Ich finde, das sollten wir wissenschaftlich untersuchen. Lass uns nach oben gehen und nachsehen, ob eines der Labors frei ist.«
    Sie lächelte, die holde Belinda. »Ich muss schnell wohin«, flüsterte sie ihm zu.
    Er sah ihr nach, was seinen Zug zur Größe noch verstärkte. Ihr Hintern war nicht schlecht. Machte die fehlenden Titten fast wieder wett.
    Er griff nach seinem Drink, kippte ihn vollends hinab. Teuflisch gut, und das zu geradezu albernen Preisen. Angepasst an die normale Klientel eben.
    Das Nächste, was Bennett wahrnehmen sollte, war, dass ihn jemand schüttelte und es, als er die Augenlider aufstemmte, unangenehm hell war. Und dass jemand »Guten Morgen« zu ihm sagte und: »Zeit heimzugehen, Sportsfreund.«
    Irgendwann hatten sie die Suche aufgegeben und sich einfach der Party ergeben. Party, das hieß: Mit Leuten, die man mehr oder weniger nicht kannte, herumzustehen und mehr oder weniger sinnloses Zeug zu reden. Und dazu Alkohol zu trinken.
    Hiroshi betrachtete das als interessante Erfahrung. Allerdings mied er die harten Sachen und blieb beim Bier, weil er fürchtete, dass es keine interessante Erfahrung mehr sein würde, wenn er die Kontrolle verlor. Außerdem verstand er nicht, was man an Whisky

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