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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Zeigefinger mitten auf die Brust setzte, »einen deiner ›Zauberstäbe‹ auseinandergenommen. Und was muss ich feststellen? Du hast dafür einfach das Raumorientierungssystem unseres Roboters weiterentwickelt!«
    Um sie herum schien sich in der warmen Sommernacht eine Frostblase zu bilden.
    »Eine umständliche Weise, das festzustellen«, erwiderte Hiroshi ungerührt. »Du hättest einfach nur meine Patentschrift lesen müssen, da steht das wortwörtlich drin.« Was sollte das? Bill Adamson würde sich doch nicht etwa die Blöße geben, ihn des geistigen Diebstahls zu beschuldigen? Dass sein ›Zauberstab‹ gegenüber dem Orientierungssystem des Adamson-Roboters die für die Erteilung eines Patents nötige Erfindungshöhe aufwies, stand außer Zweifel. So etwas prüfte das beim MIT für die Unterstützung von studentischen Erfindern zuständige Büro sorgfältig, bevor ein Antrag eingereicht wurde.
    Der Zeigefinger bohrte weiter. »Wir hätten das Ding genauso erfinden können.«
    »Klar«, sagte Hiroshi. »Habt ihr aber nicht. Dabei war es nahe liegend. Ich hab mich gewundert, dass ihr nicht selber darauf gekommen seid. Also hab halt ich es gemacht.«
    Bill Adamson grinste. Die Eiszapfen ringsum kamen ins Schmelzen.
    »Okay«, sagte er. »Guter Punkt.« Er schüttelte den Kopf. »Mann! Die Dinger liegen echt überall. Ein Cousin von mir ist in Europa stationiert; er sagt, dort gibt’s die auch schon. Du musst doch inzwischen Millionär sein, oder?«
    »Geht so«, erwiderte Hiroshi und dachte an die letzte Quartalsabrechnung, die nur noch auf etwas über siebentausendDollar gelautet hatte, der bislang mit Abstand niedrigste Betrag. »Könnte auch sein, dass der Trend schon vorbei ist.«
    »Ich hab gehört, dass der Hersteller … Wie heißen die? Soho? Solo?«
    »Sollo Electronics.«
    »Ja, genau. Dass die gerade dabei sind, ihren größten Konkurrenten aufzukaufen, Cook & Holland . Obwohl – es heißt, damit hätten sie sich übernommen … Ja?« Ein Mädchen mit Pferdegebiss hatte sich an ihn gehängt, fragte nach einer gewissen Betty. Er deutete ins Gewühl, erklärte ihr irgendwas, was im Klagen der Elektrogitarre unterging.
    Hiroshi und Rodney wechselten einen Blick. Rodney sagte nichts, aber Hiroshi wusste genau, was er dachte – dasselbe, was er bis jetzt nach jeder Abrechnung gesagt hatte: »Mann, die bescheißen dich doch.«
    Vermutlich taten sie das. Bis jetzt war das Hiroshi jedoch egal gewesen. Er wollte nicht reich werden, er wollte einfach nur tun können, was er wollte.
    »Sag mal, da wir uns gerade so praktisch unterhalten«, meinte Adamson, nachdem das Mädchen mit dem Pferdegebiss wieder fort war, »ich hab da gerade so ein Projekt am Laufen. Eine Art Arbeitsgruppe, bloß auf nationaler Ebene, mit Leuten vom Cal-Tech, NASA, Carnegie Mellon und so weiter … Jedenfalls, das Ganze läuft unter dem Titel ›Roboter 21‹ und ist der Versuch, eine Art strategischen Plan für die Zukunft der Robotertechnik zu entwickeln, die Grundprinzipien, denen wir folgen sollten. Nicht ganz so simpel wie Asimovs Robotergesetze, aber doch in die Richtung. Da du ja auch ziemlich auf dem Gebiet unterwegs bist – hättest du nicht Lust, da mit einzusteigen?«
    Ganz schön clever, der Mann. Er sagte nicht, dass daraus mal Adamsons Robotergesetze werden sollten, aber darauf würde es natürlich hinauslaufen.
    »Ehrlich gesagt, nein«, erklärte Hiroshi.
    »Was? Wieso nicht?«
    »Ich hab schon von deiner Gruppe gehört. Ich hab auchdie Thesenpapiere gelesen, die ihr ins Internet gestellt habt.« Hiroshi lächelte milde. »Sorry, aber ihr seid komplett auf dem Holzweg. Was ihr für die Zukunft der Robotik haltet, ist ihre Vergangenheit.«
    Wenn er Bill Adamson einen Sandsack vor die Brust geknallt hätte, hätte er auch nicht viel anders dreingeblickt.
    »Wie meinst du das?« Die Eiszapfen kehrten zurück.
    »Behalt mich einfach im Auge, dann wirst du sehen, was ich meine«, empfahl ihm Hiroshi kühn. »Wo es hingehen muss, ist völlig naheliegend. Ich wundere mich schon seit Jahren, wieso außer mir niemand darauf kommt.« Er hob sein leeres Glas. »Ich muss mich um Nachschub kümmern. War nett, dass wir mal geredet haben.«
    Damit ließ er ihn stehen. Im Weitergehen konnte er förmlich spüren, wie Adamson versuchte, ihn mit Blicken zu erdolchen.
    »Mann«, stieß Rodney hervor. »Was war denn das? Eine Lektion in ›Wie schaffe ich mir einen Feind fürs Leben‹?«
    »Wenn er so ein Crack ist, wie alle glauben«,

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