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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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Innenschau. Doch wenn ich eine Zeitschrift aufschlage und auf einen dieser Psychotests stoße – »Sind Sie abergläubisch?«, »Neigen Sie zur Eifersucht?«, »Sind Sie ein häuslicher Typ?« –, kann ich nicht widerstehen, ich muss ankreuzen! Natürlich weiß ich, dass ich manchmal abergläubisch bin und eher selten zur Eifersucht neige, und mir ist klar, dass man lange suchen muss, um einen häuslicheren Typ zu finden als mich.
    Dieser Fragebogen allerdings war anders. Es gab weder vorgegebene Antworten zum Ankreuzen noch eine Auflösung. Man musste nachdenken. Vor allem darüber, wie ehrlich man sein wollte. Aber da ich, wie ich ebenfalls aus zahllosen Zeitschriftentests weiß, eher der ehrliche Typ bin, hatte ich keine große Wahl. So grübelte ich vor mich hin. Während ich am Bleistift kaute, wanderte mein Blick zu dem Mann am Spülbecken. Er hatte die Ärmel seines Pullovers bis zu den Ellenbogen hochgeschoben und scheuerte die Pfanne. Auf seiner Haut schimmerten hellbraune Härchen. Sein Rücken war breit und muskulös, der Hintern erfreulich knackig. Eigentlich sah dieser Mann überhaupt nicht wie ein Teddy aus. Teddys haben breite Hüften, keine sexy Hintern.
    Hey, Moment mal! Was war hier eigentlich los? Ich war gerade dabei gewesen, mir zu überlegen, wer meine literarische Lieblingsfigur war, und plötzlich philosophierte ich über Hintern? Hastig wandte ich mich wieder dem Fragebogen zu, aber so richtig war ich nicht mehr bei der Sache. Mit einem Teddy auf so engem Raum zusammen zu sein ist eine Sache. Sechs Quadratmeter mit einem ausgesprochen attraktiven Mann zu teilen eine ganz andere. Plötzlich schien dieser Mann fünf Quadratmeter des Raumes einzunehmen. Ich schloss die Augen und dachte an Holger. Den guten, zuverlässigen Holger. Groß, schmal und dunkel, berechenbar und ein Hort der Sicherheit. Ehrlich, rechtschaffen, vertrauenswürdig, solide. – Ich öffnete die Augen wieder. Steffen Ander war geschrumpft. Ich hatte mindestens einen halben Quadratmeter mehr Platz. Aufatmend widmete ich mich wieder dem Fragebogen und sah erst auf, als eine Tasse dampfender Cappuccino vor mich hingestellt wurde. Sah direkt in braune Augen mit grünen Pünktchen. Sie hielten meinen Blick fest. Und manchmal kann in Bruchteilen von Sekunden das Undenkbare geschehen.
    »Zucker?«, fragte Steffen, der nun endgültig kein Teddybär mehr war.
    »Gern, danke.« Meine Stimme klang wie ein Reibeisen.
    Aber, meine Güte, warum war ich eigentlich so angespannt? Dies war eine Auszeit aus dem normalen Leben, sonst nichts. Und ich wäre schön blöd, wenn ich sie nicht einfach genießen würde.
    Steffen Ander hatte sich inzwischen den Zettel mit seinen Antworten zurechtgelegt und stopfte seine Pfeife. »Fertig?«, fragte er erwartungsvoll.
    Ich nickte, setzte einen Punkt hinter meine letzte Antwort und zündete mir noch eine Zigarette an. Wenn ich schon eine Auszeit nahm, warum dann nicht eine ausschweifende? »Du fängst an!«
    »Okay.« Er räusperte sich. »Was ist für Sie das größte Unglück? – Allein alt zu werden, habe ich geschrieben.«
    »Blindheit.«
    »Wo möchten Sie leben? – In einem modernisierten Bauernhaus. Und du?«
    »Auf dem Land.« Wieder hielt Steffen meinen Blick fest.
    »Was ist für Sie das vollkommene Glück?«, fragte er weiter und gab gleich darauf seine Antwort: »Im Einklang mit mir selbst zu sein.«
    »Meine Katze auf meinem Schoß.«
    Er blickte interessiert auf. »Du hast eine Katze? Was für eine?«
    Ich lächelte kurz. Auf Ching Li bin ich so stolz, als hätte ich sie selbst in die Welt gesetzt. »Eine Britisch Kurzhaar, weiß.«
    »Wie? Echt? Die Catsan-Katze?«
    Ich nickte. »Genau die. Aber sie lebt nicht bei mir, das ist ein bisschen traurig. Mein Mann hat eine Katzenallergie, darum ist sie bei Katharina und Nina, meinen Tanten.«
    »Du bist verheiratet?« Bildete ich es mir nur ein, oder wurden die grünen Pünktchen eine Spur dunkler?
    »Na, sicher. Ist das so ungewöhnlich?«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Ich hätte es mir auch denken können, nachdem du dich vorgestellt hast. Dann ist Cornelius dein Künstlername?«
    »Mein Geburtsname. Unter dem Namen ist mein erstes Buch erschienen, darum bin ich dabei geblieben.«
    »Gute Entscheidung.« Steffen Ander nickte beifällig, verzichtete jedoch auf einen weiteren Kommentar. »Und obwohl du verheiratet bist, Helena Cornelius, ist es für dich das vollkommene Glück, deine Katze auf deinem Schoß zu haben?« Jetzt leuchteten

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