Herr der Daemmerung
Schusswaffen, während sie absolut tadellose Messer aus gespaltetem Bambus, Eibenholzpfeile und einen wunderschönen Stock aus Schlangenholz liegen ließen.
Und dann wurde es für eine Weile ziemlich laut, als die Skinheads von dem Haufen zurücktraten und zu schießen begannen. Jez’ Gang wich den Kugeln mühelos aus, aber in Jez’ Kopf erklang eine verärgerte Stimme.
Können wir sie uns jetzt schnappen? Oder musst du noch ein bisschen angeben?
Sie warf einen flackernden Blick hinter sich. Morgead Blackthorn war siebzehn, ein Jahr älter als sie und ihr schlimmster Feind. Er war eingebildet, hitzköpfig, stur und machthungrig - und es half nicht im mindesten, dass er immer behauptete, sie sei ganz genauso.
»Ich habe ihnen gesagt, drei Minuten«, stellte sie laut fest. »Du willst, dass ich mein Wort breche?« Und für diesen Augenblick, während sie ihn anknurrte, vergaß sie, auf die Kugeln zu achten.
Im nächsten Moment warf Morgead sie um. Er lag über ihr. Etwas zischte über sie beide hinweg, traf einen Baum und riss die Borke auf.
Morgeads juwelengrüne Augen funkelten auf sie herab. »Aber ... sie ... rennen ... nicht... weg«, sagte er übertrieben geduldig. »Für den Fall, dass dir das noch nicht aufgefallen ist.«
Er war ihr definitiv zu nah. Seine Hände waren links und rechts von ihrem Kopf. Sein Gewicht ruhte auf ihr. Jez trat nach ihm, wütend auf ihn und entsetzt über sich selbst.
»Das hier ist mein Spiel. Ich habe es mir ausgedacht. Und wir spielen es auf meine Weise!«, brüllte sie.
Die Skinheads liefen jetzt ohnehin auseinander. Sie hatten endlich begriffen, dass Schüsse sinnlos waren und rannten durch den hohen Schwertfarn davon.
»Okay!«, rief Jez. »Aber der Anführer gehört mir.«
Ein Chor von Schreien und Jagdrufen ihrer Gang ertönte. Val, der Größte und wie immer der Ungeduldigste, schoss als Erster los und brüllte etwas wie »Yeeeeeeehaw«. Dann setzten sich Thistle und Raven in Bewegung - das hellblonde und das hochgewachsene, dunkelhaarige Mädchen blieben wie immer zusammen. Pierce zögerte, starrte mit seinen kalten Augen einen Baum an und wartete ab, um seiner Beute die Illusion zu schenken, fliehen zu können.
Jez schaute nicht hin, um festzustellen, was Morgead tat. Warum sollte sie das auch interessieren?
Sie lief in die Richtung, in die der Anführer der Skinheads geflohen war, auch wenn sie einem anderen Weg folgte: Sie sprang von einem Mammutbaum zum nächsten. Die Riesenmammutbäume waren am besten dazu geeignet, denn sie hatten die dicksten Äste, aber auch die dicken Wülste der Küstenmammutbäume, Knoten genannt, gaben gute Landeplätze ab. Jez sprang, griff zu und sprang wieder, wobei sie gelegentlich akrobatische Saltos schlug, wenn sie einfach zum Spaß einen Ast packte.
Sie liebte Muir Woods. Obwohl der ganze Wald um sie herum tödlich war - oder vielleicht gerade deswegen. Sie ging gern Risiken ein. Und der Wald war wunderschön: die an eine Kathedrale erinnernde Stille, das grüne Moos, der harzige Geruch.
Letzte Woche hatten sie eine siebenköpfige Gang durch den Golden Gate Park gejagt. Es war amüsant gewesen, wenngleich nicht wirklich privat, sodass sie den Menschen nicht hatten gestatten können, sich großartig zu wehren. Pistolenschüsse hätten im Park Aufmerksamkeit erregt. Muir Woods war Jez’ Idee gewesen - sie kidnappten ihre Beute und brachten sie hierher, wo sie nicht gestört wurden. Dann gaben sie ihnen Waffen. Es war eine echte Jagd, voller echter Gefahr.
Jez hockte sich auf einen Ast, um nach Luft zu schnappen. Es gibt einfach nicht genug echte Gefahr auf der Welt, dachte sie. Nicht wie in den alten Tagen, als es in der Bay Area noch Vampirjäger gegeben hatte. Jez’ Eltern waren von Vampirjägern getötet worden. Aber jetzt, da sie alle eliminiert waren, gab es nichts wirklich Beängstigendes mehr ...
Sie erstarrte. Vor ihr erklang ein fast unhörbares Knirschen in den Tannennadeln. Sofort war sie wieder in Bewegung, sprang furchtlos von ihrem Ast ins Leere und landete mit gebeugten Knien auf dem schwammartigen Tannennadelteppich. Sie drehte sich um und stand direkt vor dem Skinhead.
»Hallo du«, sagte sie.
Kapitel Zwei
Das Gesicht des Skinheads war verzerrt, seine Augen riesig. Er starrte sie an, schwer atmend wie ein verletztes Tier.
»Ich weiß«, sagte Jez. »Du bist schnell gelaufen. Du kommst nicht dahinter, warum ich noch schneller laufen kann.«
»Du bist - nicht - menschlich«, keuchte der
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