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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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wollten, bis die Hütten fertig sind?«
    »Ja, aber ich und meine Jäger –«
    »Ja, natürlich. Ja, und die Kleinen, die sind –«
    Er gestikulierte und suchte nach einem Wort.
    »Einfach hoffnungslos. Die Älteren sind auch nicht viel besser. Da guck, den ganzen Tag arbeite ich jetzt mit Simon. Wir zwei ganz allein. Alles fort baden, oder essen, oder spielen.«
    Simon reckte vorsichtig den Kopf heraus.
    »Du bist der Anführer. Steig ihnen doch mal aufs Dach.«
    Ralph streckte sich aus und schaute auf zu den Palmstämmen und zum Himmel.
    »Ewig Versammlungen. Jeden Tag. Zweimal am Tag. Und immer nur geredet.« er stützte seinen Ellenbogen auf. »Ich wette, wenn ich jetzt in die Muschel blase, dann kommt alles gelaufen. Na ja, und dann ist alles sehr feierlich und einer sagt, wir müßten einen Düsenjäger bauen, oder’n Unterseeboot, oder’n Fernsehapparat. Und nachher wird fünf Minuten geschafft und dann haut alles ab oder geht auf die Jagd.«
    Jack errötete.
    »Wir brauchen Fleisch.«
    »Na und? Bis jetzt haben wir noch keins gekriegt. Und wir brauchen Hütten. Übrigens, deine Jäger sind alle schon lange wieder hier. Sie sind raus ins Wasser.«
    »Ich bin weiter«, sagte Jack. »Ich hab sie gehen lassen. Ich hab einfach weiter gemußt, ich –« er versuchte den Zwang des Aufspürens und Tötens zu schildern, der ihn verzehrte.
    »Ich bin weiter. Ich hab mir gedacht –«
    Wieder das irre Leuchten in seinen Augen.
    »Ich hab gedacht, ich treffe was.«
    »Du hast aber nicht.«
    »Ich hab gedacht, es geht vielleicht.«
    Eine verborgene Wut zitterte in Ralphs Stimme.
    »Du hast aber immer noch nichts getroffen.«
    Seine Aufforderung hätte beiläufig klingen können, wäre nicht der Unterton gewesen.
    »Du hilfst mir doch mal bei der Hütte, was?«
    »Wir brauchen Fleisch –«
    »Und wir können keins kriegen.«
    Jetzt hörte man die Gegnerschaft aus den Worten heraus.
    »Ich krieg aber welches das nächste Mal! Ich brauch einen Widerhaken hier an dem Speer! Wir haben ein Schwein verwundet und der Speer ist rausgefallen. Wenn wir nur Widerhaken machen könnten –«
    »Wir brauchen Hütten.«
    Jack schrie plötzlich vor Wut.
    »Willst du damit sagen –«
    »Ich sag nur, wir haben hier schwer gearbeitet. Sonst nichts.«
    Sie waren beide rot im Gesicht, und es war ihnen unbequem, einander anzusehen. Ralph rollte sich auf den Bauch und begann, mit den Grashalmen zu spielen.
    »Wenn’s so regnet wie als wir hergekommen sind, brauchen wir doch ein Dach überm Kopf. Und noch was: wir brauchen die Hütten wegen –«
    Er stockte, und sie schoben beide ihren Zorn beiseite. Dann spann er das neue, ungefährliche Thema weiter.
    »Du hast auch was gemerkt, was?«
    Jack legte seinen Speer nieder und hockte sich hin.
    »Was gemerkt?«
    »Na ja, sie haben Angst.«
    Er rollte auf die andere Seite und blickte in Jacks herrisches, verschmiertes Gesicht. »Ich meine so allgemein. Sie träumen schlecht. Man hört’s. Bist du nachts mal wach geworden?«
    Jack schüttelte den Kopf.
    »Sie sprechen und schreien im Traum. Die Kleinen. Aber auch ein paar von den andern. Als ob –«
    »Als ob die Insel nicht ganz geheuer wär’.«
    Erstaunt über diesen Einwurf blickten sie auf: sie sahen Simons ernstes Gesicht. »Als ob das Tier, das Untier, die Schlange da, wirklich da wäre«, sagte Simon. »Wißt ihr noch?«
    Die beiden Älteren schauderten zurück, als sie das schändliche Wort Schlange hörten. Von Schlangen sprach man nicht, durfte nicht gesprochen werden.
    »Als ob mit der Insel was nicht in Ordnung wäre«, sagte Ralph langsam, »ja, das stimmt.«
    Jack setzte sich auf und streckte die Beine.
    »Die sind bloß durchgedreht.«
    »Alles Blödsinn. Weißt du noch, wie wir auf Spähtrupp sind?« Sie grinsten einander an im Gedanken an den Zauber des ersten Tages. Ralph fuhr fort:
    »Und deshalb brauchen wir Hütten, so als eine Art –«
    »Wohnung.«
    »Ja, so ungefähr.«
    Jack zog die Beine an, umschlang die Knie und runzelte die Stirn. er rang um Klarheit.
    »Trotzdem – im Wald – ich meine, wenn man im Wald jagt – natürlich nicht, wenn man sich was zu essen holt, aber wenn man so ganz auf sich allein –«
    Er hielt inne, er war nicht sicher, ob ihn Ralph auch ernstnahm.
    »Erzähl ruhig weiter.«
    »Manchmal, wenn man da so auf Jagd ist, dann ist einem als –« er wurde plötzlich rot.
    »Natürlich ist nichts dran, nur so’n Gefühl. Aber da meint man tatsächlich manchmal, es wäre alles umgekehrt und es

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