Herr Der Fliegen
mußt!«
Piggy hatte geendet; er war rot im Gesicht und zitterte. er schob rasch Ralph die Muschel zu, als strebe er danach, sie schnell loszuwerden, und wischte sich die Tränen aus den Augen. Das grüne Licht umfing sie sanft, und das Muschelhorn lag zerbrechlich und weiß leuchtend zu Ralphs Füßen. ein einzelner Tropfen, den Piggy’s Finger nicht hatten zurückhalten können, glitzerte auf der zarten Wölbung wie ein Stern.
Schließlich richtete sich Ralph auf und kämmte mit der Hand sein Haar zurück. »Also gut. Das heißt – du kannst’s ja probieren. Wir gehen mit.«
»Der ist sicher angemalt«, sagte Sam ängstlich. »Du weißt doch, wie er ist. –«
»– der hält nicht viel von uns –«
»– wenn der hochgeht, dann ist’s aus –«
Ralph blickte Sam finster an. Verschwommen erinnerte er sich an etwas, das Simon ihm einmal bei den Felsen gesagt hatte.
»Quatsch keinen Blödsinn«, sagte er, und fügte dann schnell hinzu: »Auf, gehen wir!« er reichte Piggy das Muschelhorn. Piggy errötete. Diesmal vor Stolz.
»Das mußt du tragen.«
»Wenn wir fertig sind, trag ich’s –«
Piggy zermartete sich das Hirn nach Worten, die wiedergeben sollten, wie leidenschaftlich er bereit war, das Horn allen Gefahren entgegenzutragen. »– Ich hab keine Angst, Ralph. Ich tu’s gern, ihr müßt mich nur führen.« Ralph legte die Muschel wieder auf den glänzenden Holzklotz.
»Wir essen lieber erst und machen uns dann fertig.«
Sie schritten zu den arg mitgenommenen Fruchtbäumen. Piggy bekam zu essen und ertastete sich selbst manche Frucht. Während sie aßen, dachte Ralph an den Nachmittag.
»Wir gehen so wie früher. Wir waschen uns richtig –«
Sam machte gerade seinen Mund leer und begehrte auf.
»Aber wir baden doch jeden Tag!«
Ralph musterte die verschmutzten Gestalten vor ihm und seufzte. »Wir müßten uns kämmen. Bloß – es ist schon solang.«
»Ich hab meine zwei Socken in der Hütte«, sagte Eric, »die könnten wir über den Kopf ziehen, wie Mützen oder so.«
»Vielleicht finden wir was«, sagte Piggy, »womit wir das Haar nach hinten binden.«
»Wie’n Mädchen!«
»Nein – nicht so –«
»Dann müssen wir also gehen wie wir sind. Die sehn ja auch nicht besser aus.«
Eric machte eine Handbewegung. »Die sind aber angemalt«, gab er zu bedenken, »du weißt, wie das ist. –« Die andern nickten. Sie wußten nur zu gut darum: die schützende Bemalung machte frei, hemmungslos frei. »Und wir malen uns nicht an!« sagte Ralph. »Wir sind ja keine Wilden!«
Samneric sahen einander an.
»Trotzdem –«
Ralph schrie.
»Bemalung gibt’s nicht!«
Er versuchte seine Gedanken zurückzuholen.
»Rauch«, sagte er, »wir brauchen rauch –«
Er wandte sich wütend an die Zwillinge.
»Rauch hab ich gesagt! Wir müssen rauch machen!«
Man hörte nur das tausendfältige Gesumm der Bienen. Schließlich brach Piggy mit sanfter Stimme das Schweigen. »Freilich müssen wir. Denn der rauch ist ein Zeichen, und die finden uns nicht, wenn wir keinen rauch machen.«
»Das weiß ich selbst!« rief Ralph. er zog seinen Arm von Piggy fort.
»Willst du vielleicht damit sagen –?«
»Ich sag nur, was du auch immer sagst«, sagte Piggy hastig. »Ich hab ’n Augenblick geglaubt, du –«
»Nein!« rief Ralph laut. »Ich hab’s die ganze Zeit gewußt. Ich hab’s nicht vergessen –«
Piggy nickte besänftigend.
»Du bist Anführer, Ralph. Du denkst an alles.«
»– Ich hab’s nicht vergessen.«
»Freilich, du hast’s nicht vergessen.«
Die Zwillinge musterten Ralph neugierig, als sähen sie ihn zum ersten Mal.
Sie zogen im Trupp den Strand entlang los. Ralph ging voran, er hinkte ein wenig und hatte seinen Speer geschultert. Sein langes Haar, seine Verletzungen und das Flimmern des Hitzedunstes über dem gleißenden Sand ließen ihn alles nur verschwommen sehen. Hinter ihm kamen die Zwillinge, sie waren vorerst etwas bekümmert, aber voll unversiegbarer Lebhaftigkeit. Sie sprachen wenig und schleiften die enden ihrer Holzspeere nach, denn Piggy hatte herausgefunden, daß er, wenn er nach unten sah und seine schwachen Augen vor der Sonne verbarg, gerade erkennen konnte, wenn sich etwas auf dem Sand bewegte. er tappte daher zwischen den beiden nachschleifenden Speerenden, und hielt das Muschelhorn vorsichtig mit beiden Händen umfaßt. Sie bildeten so eine geschlossene kleine Gruppe, die sich über den Strand dahinbewegte, und vier tellerförmige Schatten tanzten und
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