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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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–«
    »Ja?«
    »Alles in Ordnung?«
    »So ziemlich.«
    Endlich senkte sich Schweigen über die Hütte, nur noch gelegentlich raschelte es. ein schwarzes mit funkelndem Flitter besetztes Rechteck hing vor ihnen, und die Brandung rollte dumpf wider das Riff.
    Ralph aber begann sein nächtliches »Angenommen« zu spielen …
    Angenommen, sie konnten in einem Düsenflugzeug heimfliegen, dann würden sie noch vor Morgengrauen auf dem großen Flugplatz in Wiltshire landen. Dann würden sie mit dem Auto weiterfahren; nein, wenn schon, dann lieber mit dem Zug; bis hinunter nach Devon, und sie würden wieder in dem Haus da wohnen. Dann kamen die wilden Ponys bis an den Garten und äugten über die Mauer …
    Ralph wälzte sich unruhig im Laub. Dartmoor war ein wildes Land, und wild waren auch die Ponys. Aber der Reiz der Wildnis war verflogen.
    Seine Gedanken glitten weiter und stellten sich eine gezähmte Stadt vor, in der Wildheit nicht Fuß fassen konnte. Was gab es Sichereres als einen Omnibusbahnhof mit seinen Ampeln und rädern?
    Auf einmal tanzte Ralph um einen Signalmast. ein Bus kam da aus dem Busbahnhof gekrochen, ein ganz komischer Bus …
    »Ralph! Ralph!«
    »Was’n los?«
    »Mach nicht so’n Krach –«
    »Oh, ich muß geträumt haben –«
    Aus dem Dunkel am anderen Ende der Hütte kam ein schreckliches Stöhnen und das Laub erzitterte unter ihrer Angst. Sam und Eric hielten sich eng umschlungen und rangen miteinander.
    »Sam! Sam!«
    »He! Eric!«
    Jetzt war alles wieder still.
    Piggy flüsterte mit Ralph.
    »Wir müssen hier weg.«
    »Wie weg?«
    »Sehen, daß sie uns endlich finden und abholen.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag und trotz der wachsenden Finsternis mußte Ralph kichern.
    »Im ernst«, flüsterte Piggy. »Wenn wir nicht bald hier rauskommen, schnappen wir über.«
    »Fehlt nicht mehr viel!«
    »Total bekloppt!«
    »Mist!«
    Ralph strich sich die feuchten Haarfransen aus den Augen. »Du schreibst einfach deiner Tante einen Brief.«
    Piggy nahm diesen Vorschlag ernst.
    »Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist. Und ich hab keinen Umschlag und keine Briefmarke, ’s ist auch gar kein Briefkasten da. Und kein Briefträger.«
    Über den Erfolg seines faulen Witzes geriet Ralph außer sich. er kicherte und konnte nicht mehr aufhören, es schüttelte ihn am ganzen Leibe.
    Piggy wies ihn würdevoll zurecht.
    »So lustig ist das gar nicht!«
    Ralph kicherte weiter, obwohl ihm schon die Brust wehtat. Der Lachkrampf brachte ihn so außer Atem, daß er erschöpft dalag und auf den nächsten Anfall wartete. Während einer dieser Pausen überfiel ihn der Schlaf.
    »– Ralph! Du machst schon wieder Krach! Sei doch mal ‘n Augenblick ruhig!«
    Ralph reckte sich aus dem Laub heraus. er hatte allen Grund froh zu sein, daß sein Traum unterbrochen worden war, denn der Bus war näher gekommen und er hatte ihn deutlicher sehen können.
    »Warum – was los?«
    »Sei still – hör doch mal!«
    Ralph lehnte sich vorsichtig zurück, und das Laub raschelte dazu, bis er stillag. Eric stöhnte unverständliche Worte und beruhigte sich wieder. Bis auf das unnütze Sternenrechteck war es stockfinster. »Ich hör nichts.«
    »Da draußen bewegt sich was –«
    Ralph prickelte der Kopf. Das Rauschen seines Blutes übertönte alles andere und ließ dann nach.
    »Ich hör immer noch nichts.«
    »Horch mal. Horch mal ’ne Zeitlang genau hin.«
    Ganz deutlich und unüberhörbar knackte nur ein, zwei Meter hinter der Rückwand der Hütte ein Zweig. Wieder brauste Ralph das Blut in den Ohren und gräßliche Wahnvorstellungen jagten durch seinen Kopf. ein Wesen, das alle diese Schrecken in sich vereinte, streifte um die Hütten. er fühlte, wie Piggy den Kopf an seine Schulter preßte, und wie seine Hand ihn umkrampfte.
    »Ralph! Ralph!«
    »Sei ruhig und horch!«
    Verzweifelt flehte Ralph, das Tier möchte die Kleinen ausersehen haben.
    Draußen flüsterte grausig eine Stimme.
    »Piggy – Piggy –«
    »Jetzt ist’s da!« keuchte Piggy. »Also doch!«
    Er klammerte sich an Ralph und schnappte nach Luft. »Piggy, komm raus! Ich brauch dich, Piggy –« Ralphs Mund hing an Piggy’s Ohr. »Sei still! Sag gar nichts!«
    »Piggy – wo bist du, Piggy?« etwas streifte an der Rückwand der Hütte vorbei. einen Augenblick verhielt sich Piggy ruhig, dann bekam er sein Asthma. er krümmte den Rücken, und seine Beine fuhren raschelnd in das Laub. Ralph wälzte sich von ihm fort.
    Dann ein böses Knurren im Eingang der Hütte und das

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