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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Augen.
    „Moment mal! Warum eigentlich nicht? Du
hast mich bestohlen, und du machst das offensichtlich als Profi. Die Polizei
wird sich freuen, wenn sie dich kriegt. Aber...“
    „Ja? Aber...“
    „...vielleicht verzichte ich auf die
Anzeige.“
    „Sie meinen“, Edgar nickte eifrig,
„falls ich Ihnen den Verdienstausfall ersetze? Einverstanden. Sie halten doch
Wort?“
    „Ich will mein Geld“, knurrte Nick.
„Daß sie dich einlochen, daran liegt mir nichts. Man ist ja schließlich Mench,
und ich habe ein weiches Herz. Also — 4000!“
    Edgar nickte, ging zur Couch, rollte
den Teppich ein Stück auf und nahm einige Holzteile aus dem uralten, ziemlich
verschlossenen Parkettboden. In der Vertiefung darunter, einem raffinierten
Versteck, lag ein dickes Bündel Geldscheine — alles Hunderter.
    Nick sah ihm zu, wie er 4000 DM
abzählte.
    „...38, 39, 40“, sagte Edgar.
    Mit einem Achselzucken überreichte er
dem Griechen das Geld.
    „Du scheinst gut zu verdienen.“ Nick
fächerte die Scheine auseinander. „Aber wenn das Haus abbrennt, bist... Heh!“
Verblüfft hielt er einen der Scheine vor das Licht der Lampe. Edgar lächelte
dünn. „Ist was?“
    „Mann, das sind Blüten! Falschgeld.“
    „Wie schnell Sie das merken! Ist es
nicht großartig gefälscht? Selbst Kassierer an der Bank fallen darauf rein.
Insgesamt 10 000 gefälschte DM habe ich. Woher? Geklaut! Ist echt wahr. Als ich
den geklauten Aktenkoffer aufmachte, bin ich vor Freude gehüpft. Und dann die
Enttäuschung! Ausgerechnet mir muß das passieren. Ausgerechnet ich klaue einem
Falschgeld-Verteiler die Blüten. Ich glaube, es war ein Italiener. Das ist im
Frühjahr gewesen. Kurz nach Ostern.“
    „Du verdammter Schweinehund! Ich will
echtes Geld.“
    „Tut mir leid. Echtes habe ich nicht.
Ich könnte Ihnen drei Kofferradios überlassen. Oder eine Fotoausrüstung. Die Sachen
sind mir nachgelaufen, als ich mich mit diesem tollen Rasierwasser eingeduftet
hatte. Hähähähäh!“
    Nicks gute Laune verflog. Er dachte an
Antonia, seine Braut. Sicherlich stand ein süffiger Rotwein bei ihr auf dem
Tisch. Aber das Stivado war bestimmt wieder angebrannt. Oder versalzen. Kochen
konnte sein Herzblatt nicht.
    „Du scheinst die Tatsache, daß du mich
bestohlen hast“, sagte er düster, „ein bißchen auf die leichte Schulter zu
nehmen.“
    „Ach, wissen Sie!“ Edgar trat von einem
Fuß auf den andern. „Der Trick, den Sie hier abziehen, ist alt. Und an der Art,
wie Sie’s machen, merke ich sofort, daß Sie ein Profi sind. Außerdem: Nur ein
Bulle oder ein Unterweltsprofi merkt bei einer hervorragenden Blüte so rasch,
was Sache ist. Ein Bulle sind Sie nicht. Also bleibt nur der Profi. Sie haben
sofort meinen Diebstahl bemerkt. Und sich entschlossen, daraus das Beste zu
machen. Nämlich eine sanfte Erpressung. 4000 DM Verdienstausfall? Daß ich nicht
lache! Wissen Sie überhaupt, was bei einem Computer oben und unten ist? Ich
kenne einen Typ, einen Spanier, der reist durch ganz Europa, treibt sich auf
Bahnhöfen rum und wartete darauf, daß sein Gepäck geklaut wird. Er folgt dem
Täter, nimmt ihn beim Wickel und häkelt dann dieselbe Masche ab wie Sie eben.
Davon lebt er verdammt gut.“
    „Meinst du José Gonzales?“
    „Genau den.“
    Nick lachte. „Dann haben wir einen
gemeinsamen Bekannten. Ich bin Nicholas Klaudonia.“
    Edgar riß die Augen auf. „Von Ihnen
habe ich schon gehört. Mein Name ist Rusel. Edgar Rusel. Angenehm.“
    „Laß das förmliche Sie. Ist doch ein
Witz, daß wir uns auf diese Weise kennenlernen.“
    „Finde ich auch. Äh — du kommst wohl
gerade aus Hongkong?“
    „Ich war in London und Amsterdam. Wieso
Hongkong?“ Edgar deutete auf Nicks Reisetasche. „Ich habe vorhin gelogen. Natürlich
galt mein erster Blick dem Inhalt deiner Tasche. In natura, finde ich, ist der
alte Jade-Tiger noch viel schöner als auf dem Zeitungsfoto.“
    Nick schluckte. „Du hast ihn gesehen?
Setz dich nicht in die Nessel, Edgar. Die Sache ist heißer als heiß. Vorhin im
Zug sind mir sogar Zweifel gekommen, ob ich den Coup allein durchziehen kann.
Meine Braut Antonia ist zwar beteiligt, aber mehr als Dekoration denn als
wirkliche Hilfe. Kennst du dich aus in Amsterdam?“
    Edgar nickte. „Habe ein paar Mal Heroin
geschmuggelt. Von dort hierher.“
    „Schon was von Xiang Chee Shu gehört?“
    „Um Himmels willen. Seine Leute hätten
mich beinahe massakriert. Weil ich das Heroin bei einem seiner Konkurrenten
abgeholt habe — statt

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