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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bei ihm.“
    „Konkurrenten hat er jetzt nicht mehr.
Er beherrscht in Amsterdam die Szene.“
    „Gehört ihm der Jade-Tiger?“
    „Nein. Aber Xiang hat ihn in Hongkong
gestohlen, beziehungsweise stehlen lassen. Manche Chinesen sind ja
untereinander schlimmer als Hund und Katze. Ich weiß nicht, wie aufmerksam du
die Zeitungsberichte gelesen hast. Dieser Lee Pa Li in Hongkong, dem der
Jade-Tiger gehört, hat offenbar erbitterte Feinde unter seinen Landsleuten. Das
sind die Diebe. Gemeint ist ohne Zweifel Xiang Chee Shu, den sie auch Beutezahn
nennen.“
    „Verstehe. Und wieso hast du jetzt den
Jade-Tiger?“
    „Durch einen glücklichen Umstand“, Nick
lachte, „ist er mir zugelaufen.“
    Er erzählte, was sich vor etlichen
Stunden in Amsterdam abgespielt hatte.
    Edgar öffnete zwei Flaschen Bier.
    Die beiden Diebe stießen an, tranken
Brüderschaft und lobten den außergewöhnlichen Zufall, der sie in dieser Nacht
zusammenführte.

    „Und?“ fragte Edgar. „Was hast du jetzt
vor mit der steinernen Raubkatze? Halt, sag nichts! Laß mich raten. Du hast
irgendwie ein kühnes Profil. Und von dem Coup hast du gesprochen, den du allein
vielleicht nicht schaffst. Ich ahne: Du wirst dich mit Xiang-Beutezahn anlegen.
Richtig?“
    „Goldrichtig. Morgen rufe ich ihn an.
300 000 DM wird es ihn kosten, wenn er dieses unbezahlbare Kunstwerk
zurückhaben will. Ist keine Summe für ihn. Die bezahlt er aus der Westentasche.
Natürlich muß das Geld hierher gebracht und an einem bestimmten Ort hinterlegt
werden. Sobald das geschehen ist, kann sich der Kurier an einem anderen
bestimmten Ort den Jade-Tiger abholen. Machst du mit? Zu zweit — Antonia nicht
gerechnet — sind wir stärker. In Amsterdam würde ich die Sache nicht wagen.
Aber hier geht’s. Diese Stadt ist nicht sein Revier.“
    Edgar überlegte einen Moment.
    „Meinst du, daß wir die Sache in einer
Woche abwickeln können? Dann verreise ich nämlich. Urlaub!“
    „Eine Woche? Ich hoffe, der Coup ist
bis übermorgen gelaufen. Wohin reist du?“
    Edgar deutete mit ausgestrecktem Finger
auf ihn. „In deine Heimat. Nach Griechenland. Diesmal auf eine der kleineren
Inseln. Ich fliege nach Padoklion.“
    Nick begann schallend zu lachen. „Das
ist meine Heimat. Auch Antonia stammt von dort. Wir sind beide aus Dikti
Sfakion.“
    Edgar stimmte ein in das Gelächter.
„Und genau dort will ich mich erholen, in dem Feriendorf Faul-und-froh.“
    „Dort“, prustete Nick, „ist mein Bruder
Demetrios als Tauchlehrer beschäftigt. Er bringt den blöden Touristen bei, wie
man’s unter Wasser aushält. Mann, Edgar! Darauf müssen wir noch ein Bier
trinken. Ein Rotwein wäre mir zwar lieber. Aber den hast du sicherlich nicht.“

7. Chungs teurer Spitzel meldet
     
    Die Sonne stand hoch. Welcher Riese —
oder welche Umweltkatastrophe — hatte die TKKG-Stadt plötzlich an den Äquator
verlegt?
    Klößchen schwitzte aus allen Poren. Bei
Karl beschlugen die Brillengläser. Tim, der auf seinem Rennrad voranfuhr,
überlegte, ob er sein dünnes T-Shirt ausziehen und über den Lenker hängen
sollte. Der TKKG-Häuptling entschied sich dagegen. Halbnackte Menschen in der
Innenstadt — auch wenn sie gut gebaut sind — verhunzen die Szene. Man muß sich
ein bißchen zusammennehmen können — egal, ob’s weh tut — und dem Strand lassen,
was ihm gebührt, ebenso der Stadt, was ihr zukommt, nämlich die richtige
Kleidung.
    Nur Gaby litt nicht unter den 36 Grad
im Schatten, sondern wirkte frisch wie eine ungeschälte Gurke.
    Wie macht sie das nur? dachte Tim.
    „So ein Blödsinn!“ rief Klößchen
wütend. „Weshalb begleiten wir dich eigentlich? Du könntest auch allein zu
deinem Karate-Fuzzi fahren.“
    „Erstens“, sagte Tim, „ist der erhabene
Chung Cheok Li kein Karate-Fuzzi, sondern Kung Fu-Meister. Zweitens will ich
ihm noch vor den Ferien die Unterlagen zurückgeben, die er mir
liebenswürdigerweise überlassen hat. Drittens würdest du nicht so
dahinschmelzen, wenn du schlank wärst. Also schäm dich deiner Gefräßigkeit und
motz hier nicht rum! Außerdem wird es auf Padoklion noch viel heißer.“
    „Aber dort haben wir Ferien“, schrie
Klößchen, „hier schafft mich der Schulstreß, und nachmittags hetzt du mich
durch die Pampa. Auf der Insel werde ich faul im Sand liegen und nur ab und zu
den Mund öffnen, damit mir die gebratenen Tauben reinfliegen. Was ist hier?
Nicht mal ein Mittagessen hatte ich, weil du in die Stadt willst.“
    „Ich glaube“, sagte

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