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Herr der Schlangeninsel

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Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Xiang-Beutezahn heute morgen angerufen. Klaudonia bietet ihm
den Jade-Tiger zum Rückkauf an. Verlangt 300 000 DM. Xiang ging zum Schein
darauf ein, hat aber sofort seine beiden Leibwächter losgeschickt. Dahong Wu,
genannt Iltis, und Foen Zhuo, der als Würger berüchtigt ist, sind auf dem Weg
hierher.“
    „Dieser Klaudonia“, sagte Tim, „ahnt
vermutlich nicht, daß Xiang den Namen der Freundin Antonia kennt.“
    „Bestimmt nicht. Und das kann ihm jetzt
zum Verhängnis werden.“
    „Ihr Kranich, der die Krebse fischt“,
sagte Tim, „scheint ein hervorragender Informant zu sein.“
    „Er ist außerdem teuer“, nickte Chung.
„Ich allein könnte ihn nicht bezahlen. Lee Pa Li und andere aus unserer Sippe
steuern das Geld bei.“
    „Am zweckmäßigsten“, sagte Karl, „wäre
es gewesen, wenn der Kranich den Herrn Lee Pa Li vor dem Diebstahl gewarnt
hätte. Nicht wahr?“
    Chung lächelte. „Sicherlich hätte ihm
das eine Belohnung eingebracht. Aber nicht soviel Geld wie er jetzt bekommt.
Auch ein Spitzel muß sehen, wo er bleibt. Er behauptet, er hätte nichts gewußt
von dem geplanten Diebstahl.“
    Und jetzt? dachte Tim. Welchen Weg geht
Chung? Selbstverständlich helfe ich ihm. Zum einen bin ich ihm das schuldig,
zum anderen möchte ich den Jade-Tiger gern im Original sehen.
    „Gehen Sie sofort los, Chung“, fragte
Tim, „oder waschen Sie sich erst noch die Hände?“
    Der Chinese lächelte und holte die
beiden dickleibigen Telefonbücher der TKKG-Stadt unter der Theke hervor.
    „Ich verliere keine Sekunde, Tim. Aber
bis jetzt weiß ich nicht, wo ich diese Antonia Vasilopoulos suchen soll.
Hoffentlich hat sie Telefon.“
    Er begann zu blättern. Im zweiten Band,
unter V. Schon nach einem Moment hellte sich Chungs Miene auf.
    „Hier steht sie. So ein Glück. Sie
wohnt ganz in der Nähe.“

8. Lippenlesen im Postamt
     
    Karin Lippscheck, die 12jährige
Lippenleserin aus dem Antiquitäten-Geschäft, langweilte sich.
    Kurz vor den Ferien gab es schulisch
nicht mehr viel zu tun für die Klassenbeste der 7 a. Sich im Laden zu
betätigen, hatte sie heute keine Lust.
    Gestern war ein großer Tag für sie
gewesen.
    Der TKKG-Bande — bzw. Klößchen — den
Schatzplan zu verkaufen, war fast so toll, als würde sie die vier Freunde auf
die griechische Insel begleiten.
    Die hatten es gut. Die konnten dorthin
fliegen. Sogar allein. Und ich? dachte Karin. Ich muß mit meinen Eltern an die
Ostsee fahren. Jeden Sommer. Seit ich denken kann. Blöd!
    Um mit Tim und seinen Freunden auf die
Insel Padoklion zu fliegen, dafür hätte Karin auf ihr Anteil-Fünftel am Schatz
verzichtet. Aber an diesen Abenteuer-Urlaub war gar nicht zu denken. Niemals
hätten ihre Eltern das erlaubt.
    Jetzt, am frühen Nachmittag, bummelte
Karin durch die Straßen.
    Ab und zu machte sie Halt vor den
Schaufenstern und sah zu, was die Leute in den Geschäften redeten. Manche
Menschen nuschelten. Aber selbst denen konnte Karin von den Lippen lesen.
Geredet wurde allerdings nur langweiliges Zeug.
    Karin ging bis zu dem Postamt in der
Mühlmeier-Straße.
    In der Schalterhalle war es angenehm
kühl.
    Das Mädchen setzte sich an eins der
Schreibpulte und sah hinüber zu den Telefonzellen.
    Sechs reihten sich auf nebeneinander an
der Schmalseite der Halle — sechs schalldichte Kabinen, die aber durchsichtig
waren wie Luft. Bestanden sie doch — sieht man ab von den Metallrahmen —
gänzlich aus dickem Glas.
    Ein pickliger Junge telefonierte, hatte
aber den Kopf abgewandt.
    Kein Wort konnte Karin von den Lippen
lesen.
    Die anderen Zellen waren leer.
    Doch in diesem Moment kamen drei
Personen herein, zwei Männer und eine Frau.
    Sofort wurde Karin auf sie aufmerksam.
    Die drei wirkten aufgeregt. Die Frau
schien Angst zu haben. In dem hübschen Gesicht war Todesblässe. Und das wollte
was heißen — bei einer Südländerin.
    Karin hielt sie für eine Griechin. Und
der tolle Typ neben der Schwarzhaarigen war sicherlich ein Landsmann. Er hatte
dunkle Locken und Zähne wie auf einer Zahncreme-Reklame.
    Der andere Typ, mickrig und
durchschnittlich, fiel ab gegen dieses Pärchen, gehörte aber dazu.
    In einer Ecke steckten sie die Köpfe
zusammen. Da sie deutsch sprachen und die Gesichter nicht wegdrehten, konnte
Karin alles verstehen, bzw. ablesen.
    „Antonia“, sagte der Grieche, „hör auf
zu zittern. Es geht um viel Geld. Du mußt fertigwerden mit deiner Angst.“
    „Nick, Nick! Es war so knapp, Nick“,
erwiderte sie. „Um Haaresbreite

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