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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Menge einer solchen Sache bemächtigt, ist es unmöglich, sie in vernünftige Grenzen zu bannen.
    Jener Zeit durchmaßen auch die vollkommensten Automobile, gleichgültig welcher Bauart und ob sie durch Wasserdampf, Petroleum, Spiritus oder Elektrizität angetrieben wurden, kaum mehr als hundertsechzig Kilometer – vierzig Lieues zu vier Kilometern – das heißt etwa zwei Meilen in der Minute, immerhin eine Geschwindigkeit, die auf den besten Bahnlinien Amerikas und Europas höchstens von Eil-und Blitzzügen erreicht wurde.
    Was dagegen die hier erwähnte Maschine betrifft, so überschritt diese ganz sicherlich jene Geschwindigkeit.
    Wir brauchen wohl nicht hinzuzufügen, daß ein solches Dahinrasen die Sicherheit der Landstraßen, für Fußgänger wie für Wagen jeder Art, im höchsten Grade beeinträchtigte. Die rollende Masse kam wie ein Blitz dahergesaust, wobei sie einen entsetzlichen Lärm machte. Sie bewegte sich mit einer solchen Schnelligkeit und zerriß die Luft mit solcher Gewalt, daß die Zweige der Bäume am Straßenrande brachen, daß die auf Feldern und Wiesen weidenden Tiere entsetzt auseinander stoben und die Vögel nach allen Richtungen wegflatterten, da sie den Staubwirbeln, die der Kraftwagen bei seinem Vorüberhasten in die Höhe trieb, nicht hätten widerstehen können.
    Und – ein merkwürdiger Nebenumstand, auf den die Zeitungen ganz besonders hinwiesen – der Macadam der Straßen zeigte keinerlei Eindruck von den Rädern des Gefährtes, das keine Geleisespur wie sonst alle schweren Wagen hinter sich zurückließ, höchstens eine leichte, oberflächliche Rinne, eine einfache Streifung. Nur die Schnelligkeit des geheimnisvollen Wagens war es, die den Staub emportrieb.
    »Man kommt hier zu dem Glauben, bemerkte der »New York Herald«, daß die Schnelligkeit der Fortbewegung die Schwerkraft völlig aufhöbe.«
    Natürlich liefen aus den verschiedenen Gegenden Pennsylvaniens geharnischte Beschwerden über diesen »Unfug« ein. Wie hätten die Leute auch die Fortsetzung der tollen Fahrten eines Apparates ruhig ertragen sollen, Fahrten, die alles zu vernichten, die überall, wohin sie sich richten, Wagen und Fußgänger zu zermalmen drohten. Niemand wußte, wem das Gefährt gehörte, woher es kam oder wohin es wollte. Wie hätte man sich seiner aber bemächtigen können? Niemand wußte, wem der Höllenwagen gehörte, woher er käme oder wohin er ginge. Man sah ihn überhaupt nur, wenn er in schwindelerregender Gangart wie ein furchtbares Geschoß vorüberflog. Packe doch einmal einer eine Kanonenkugel, wenn sie aus der Rohrmündung herausbricht!
    Ich wiederhole: auf die Natur des Motors fehlte es an jedem Hinweise. Gewiß war nur, und wurde wenigstens von allen Leuten bestätigt, daß dieser keinen Rauch, keinen Dampf, ebenso aber auch keinen Geruch nach Petroleum oder einem anderen Mineralöl hinter sich zurückließ. Man kam daher zu dem Schlusse, daß es sich um einen durch Elektrizität angetriebenen Apparat handeln müsse, dessen nach unbekanntem Muster hergestellte Akkumulatoren einen fast unerschöpflichen Strom abzugeben schienen.
    Die äußerst erregte öffentliche Meinung wollte in dem geheimnisvollen Automobil freilich noch manches andere sehen: Die einen hielten es für das übernatürliche Gefährt eines bösen Geistes, eines höllischen Chauffeurs, der es führte, eines Kobolds aus der anderen Welt, eines Ungeheuers, das aus irgend einer teratologischen Menagerie entsprungen wäre, die andern, die gleich alles zusammenfaßten, behaupteten, es sei der Teufel in eigener Person, der Beelzebub, der Astaroth, der jede menschliche Einmischung zu schanden machte, da ihm eine unsichtbare und unbegrenzte satanische Macht zur Verfügung stünde.
    Doch auch der Satan selbst hatte nicht das Recht, auf den Landstraßen der Vereinigten Staaten ohne besondere Erlaubnis und vorschriftsmäßige Wagennummer mit so unerhörter Schnelligkeit umherzurasen. Sicherlich hätte ihm auch keine einzige Ortsbehörde »zweihundert Kilometer in der Stunde« zugestanden, und im Interesse der öffentlichen Sicherheit wurde es immer unabweisbarer, auf Mittel zu denken, die tolle Laune dieses maskierten Renners entschieden zu zügeln.
    Übrigens war es nicht Pennsylvanien allein, das der Unbekannte für seine exzentrischen Sportübungen als Rennplatz benützte. Bald wurde das Auftauchen des gefährlichen Kraftfahrzeugs auch in den polizeilichen Meldungen anderer Bundesstaaten erwähnt, so aus Kentucky und der

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