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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hohen Kamme der Blauen Berge verschwunden Ihre Strahlen vergoldeten nur noch den Gipfel des nordöstlichen, letzten Ausläufers des Black-Dome. Ohne Zweifel würde die »Epouvante« die Nacht abwarten, ehe sie ihren Flug wieder aufnahm. Kein Mensch ahnte ja, daß sie sich aus einem Automobil und aus einem Wasserfahrzeuge auch in ein Luftschiff verwandeln konnte. In der Höhe schwebend ward sie noch von niemand gesehen, wenigstens war darüber noch nichts gemeldet worden. Und würde sie nicht in dieser vierten Transformation an dem Tage aufsteigen, wo der »Herr der Welt« seine wahnsinnigen Drohungen wahr machen wollte?
    Gegen neun Uhr lagerte eine tiefe Finsternis auf dem Grunde des Kessels Kein Stern glitzerte am Himmel, der mit dicken, vom Ostwinde dahingetriebenen Wolken bedeckt war. Das Vorüberfliegen der »Epouvante« konnte daher weder über dem amerikanischen Gebiete, noch über den angrenzenden Meeren bemerkt werden.
    Jetzt trat Turner an den in der Mitte des Horstes errichteten Scheiterhaufen heran und setzte das trockene Gras in Brand.
    Alles stand in kürzester Zeit in hellen Flammen. Ein dicker Rauch wälzte sich hinauf, und dazwischen erhoben sich Feuergarben, die über die Randfelsen des Great-Eyry hinauszüngelten. Noch einmal mußten die Bewohner von Pleasant-Garden und von Morganton glauben, daß der – vermutliche – Krater sich wieder geöffnet habe, und daß diese Flammen einen bevorstehenden Vulkanausbruch ankündigten.
    Ich betrachtete die Feuersbrunst und vernahm das Knistern und Krachen, das die Luft erfüllte. Robur, der auf dem Verdeck der »Epouvante« stand, beobachtete ebenfalls das grausige Schauspiel. Turner und sein Gefährte warfen auf die Brandstätte die Trümmer zurück, die vom Feuer neben diese auf die Erde geschleudert worden waren.
    Allmählich verblaßte der Feuerschein. Zuletzt glimmte es nur da und dort noch unter einer dicken Aschenschicht und es wurde unheimlich still in der pechschwarzen Nacht.
    Plötzlich fühlte ich mich an den Armen ergriffen. Turner zerrte mich nach der Flugmaschine hin. Jeder Widerstand wäre vergeblich gewesen, und am Ende war ja alles besser, als ohne Hilfsmittel und ohne Nahrung in diesem Felsenkrater zurückgelassen zu werden, aus dem ich mich auf keine Weise retten konnte.
    Ich hatte kaum das Verdeck betreten, als auch Turner heraufsprang, während sein Gefährte wieder auf dem Vorderteile Platz nahm. Turner begab sich sogleich in den Maschinenraum, der von elektrischen Lampen, doch in der Weise erhellt war, daß kein Lichtschimmer nach außen dringen konnte.
    Robur stand auf dem Hinterteile, wo er den Regulator bequem bei der Hand hatte und die Geschwindigkeit und die Richtung der Bewegung zu regeln pflegte.
    Ich selbst hatte mich unverzüglich in meine Kabine begeben müssen, deren Lukendeckel sich über mir schloß. Auch diese Nacht – wie in der der Abfahrt vom Niagarafalle – sollte es mir nicht erlaubt sein, die Manöver der »Epouvante« zu beobachten.
    Konnte ich aber auch nichts von dem sehen, was an Bord vorging, so konnte ich doch das Geräusch von der Maschine hören. Ich hatte eine deutliche Empfindung davon, daß der sich langsam erhebende Apparat jede Verbindung mit dem Erdboden verlor. Zuerst schwankte er ein wenig auf und ab, dann nahmen die unteren Turbinen eine ungeheure Geschwindigkeit an, und die mächtigen Flügel peitschten die Luft in regelmäßigen Schlägen.
    Die »Epouvante« hatte also – wahrscheinlich auf Nimmerwiederkehr – den Great-Eyry verlassen und war ins Luftmeer »ausgelaufen«, wie man von einem Schiffe sagt, wenn es in See gegangen ist. Der Aviator (das Luftschiff mit Vogelflug) schwebte über der Doppelkette der Alleghanies und hielt sich voraussichtlich in großer Höhe, bis er das orographische Netz dieses Gebietsteiles hinter sich hatte.
    Doch welcher Richtung folgte unser Luftfahrzeug? Sollte es über die Ebenen Nordkarolinas hinfliegen und sich dem Atlantischen Ozean zuwenden?… Oder steuerte es im Gegenteil nach Westen, um über den Großen Ozean hinzuschweben?… Schlug es etwa einen Kurs nach Süden, nach dem Meerbusen von Mexiko ein?… Woran würde ich, wenn es wieder Tag wurde, zu erkennen vermögen, über welches Meer es sich hinbewegte, wenn sich dann Himmel und Wasser nur noch an einer Grenzlinie berührten?
    So schwanden mehrere Stunden, doch wie lang, wie lang erschienen mir diese!… Ich versuchte gar nicht, sie im Schlummer zu vergessen. Eine Menge, meist unzusammenhängender

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