Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
etwas für Euch?« platzte er heraus. Er dachte an jene Ter'Angreal, die alle seine Probleme verursacht hatten. Wo immer er auch die Tochter der Neun Monde finden mochte - Bitte, Licht, laß es noch lange dauern! dachte er fieberhaft -, wo immer er also auf sie stieß, würde es bestimmt nicht der Schankraum einer Schenke in einer Kleinstadt sein, vollgestopft mit Soldaten und Flüchtlingen, die von ihr bedient wurden. Wer aber wußte schon so etwas vorauszusagen, wenn es um eine Weissagung ging? Auf gewisse Weise war es ja eine Prophezeiung gewesen. Sterben und wieder leben. Die Tochter der Neun Monde heiraten. Die Hälfte des Lichts der Welt aufgeben, um die Welt zu retten, was das auch bedeuten mochte. Er war tatsächlich gestorben, als er an jenem Strick baumelte. Und wenn das stimmte, stimmte auch der Rest. Daran führte kein Weg vorbei.
    »Tochter der Neun Monde?« fragte Betse atemlos. Doch die Atemlosigkeit konnte sie nicht bremsen. »Ist das eine Schenke? Eine Taverne? Hier in Maerone jedenfalls liegt sie nicht, das weiß ich bestimmt. Vielleicht über dem Fluß, drüben in Aringill? Ich bin noch nie dort...«
    Mat legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Es spielt keine Rolle. Tanzen wir lieber noch einmal.« Diesmal wählte er einen ländlichen Tanz aus der Gegenwart und aus dieser Gegend, an dem keine anderen Erinnerungen als seine eigenen klebten. Aber mittlerweile mußte er wirklich nachdenken, um die eigenen Erinnerungen von den fremden zu unterscheiden.
    Ein Räuspern ließ ihn umblicken, und er seufzte beim Anblick Edorions, der an der Tür stand, die stahlverstärkten Handschuhe hinter den Schwertgurt gesteckt und den Helm unter dem Arm. Der junge tairenische Lord war ein molliger, weichlicher Mann mit rosa Wangen gewesen, als Mat im Stein von Tear mit ihm Karten spielte, doch seit er in den Norden gegangen war, war er härter geworden und von der Sonne verbrannt. An dem geränderten Helm steckten keine Federn mehr, und die einst so kunstvolle Vergoldung an seinem Brustharnisch wies nun Risse und Beulen auf. Sein Kurzmantel mit den typischen Puffärmeln war blau mit schwarzen Streifen, wirkte aber bereits etwas abgetragen.
    »Ihr hattet mir befohlen, Euch um diese Stunde an Eure fällige Runde zu erinnern.« Edorion hustete hinter vorgehaltener Hand und blickte auffällig an Betse vorbei. »Aber ich kann auch später wiederkommen, wenn Ihr wünscht.«
    »Ich komme schon«, sagte Mat zu ihm. Es war wichtig, jeden Tag seine Runden zu drehen, jeden Tag etwas anderes zu inspizieren, das sagten ihm die Erinnerungen jener anderen Männer, und er war mittlerweile soweit, daß er ihnen traute. Wenn er schon diese Aufgabe nicht mehr los wurde, konnte er genausogut versuchen, alles richtig zu machen. Es richtig zu machen konnte ja auch das eigene Leben bewahren. Außerdem war Betse von ihm zurückgetreten und bemühte sich gerade, mit ihrem Schürzenzipfel den Schweiß vom Gesicht zu tupfen und auch noch gleichzeitig ihr Haar zu ordnen. Die überschwengliche Freude wich langsam von ihren Zügen. Es spielte keine Rolle. Sie würde daran denken. Tanze gut mit einer Frau, dachte er selbstzufrieden, und sie ist schon halbwegs dein.
    »Gebt die den Musikern«, sagte er zu ihr und drückte ihr drei Goldmark in die Hand. So schlecht sie auch spielten, hatte ihn doch ihr Spiel eine Zeitlang von Maerone und der unmittelbaren Zukunft abgelenkt. Und Frauen gefiel doch gewöhnlich solche Großzügigkeit. Das entwickelte sich alles sehr gut. Mit einer Verbeugung, die knapp über ihrem Handrücken endete, fügte er noch hinzu: »Bis später, Betse. Wenn ich zurückkomme, tanzen wir wieder.«
    Zu seiner Überraschung fuchtelte sie mit erhobenem Zeigefinger vor seinem Gesicht herum und schüttelte mißbilligend den Kopf, als habe sie seine Gedanken gelesen. Nun, er hatte ja auch noch nie behauptet, Frauen wirklich zu verstehen.
    So setzte er den Hut auf und nahm den Speer mit dem schwarzen Schaft von seinem Platz neben der Tür. Das war ein weiteres Geschenk von der anderen Seite jenes Ter'Angreal, mit seiner Inschrift in der Alten Sprache am Schaft und der eigenartigen Spitze in Form einer kurzen Schwertklinge, die mit zwei Raben gezeichnet war.
    »Heute inspizieren wir die Schankräume«, sagte er zu Edorion, und sie schritten in die Mittagshitze hinaus und in den Lärm und das Gedränge von Maerone.
    Es war eine kleine Stadt ohne schützende Mauer, wenn auch fünfzigmal so groß wie jede, die er gesehen hatte, bevor er

Weitere Kostenlose Bücher