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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte noch immer ihren Waschlappen in der Hand und schauderte offensichtlich bei der Erinnerung. »Insgesamt war es gar nicht so schwer. Aber ein Alptraum von diesem Ausmaß machte es notwendig, daß wir alle gemeinsam dagegen vorgehen mußten. Vielleicht haben sie ein wenig Demut gelernt. Dann wird möglicherweise ihr Treffen mit den Weisen Frauen heute abend doch nicht so schlimm.«
    Nynaeve nickte in sich hinein. Wie sie gedacht hatte. Nicht, was Sheriam und die anderen betraf; Aes Sedai würden erst Demut empfinden, wenn Ziegen das Fliegen lernten, und auch dann höchstens einen Tag früher als die Weisen Frauen. Nein, es hatte mit Elayne zu tun. Sie hatte sich wahrscheinlich auch von dem Alptraum einfangen lassen, obwohl dieses Mädchen das nie zugeben würde. Sie war sich ohnehin nicht sicher, ob Elayne es für Prahlerei hielt, ihren Mut ins Spiel zu bringen, oder ob sie ganz einfach nicht merkte, wie tapfer sie wirklich war. Wie auch immer, Nynaeve war jedenfalls hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für den Mut der Frau und dem Wunsch, daß Elayne einmal offen darüber sprechen möge. »Ich glaube, ich habe Rand gesehen,« Das brachte den Waschlappen zum Stillstand.
    »War er persönlich dort?« Das war den Weisen Frauen zufolge gefährlich, denn man riskierte einen Teil dessen, was einen erst zum ganzen Menschen machte. »Du hast ihn doch wohl gewarnt?«
    »Wann hätte er jemals auf eine Warnung gehört? Ich habe nur einen kurzen Blick auf ihn erhascht. Vielleicht hat er auch nur Tel'aran'rhiod in einem Traum berührt.« Das war unwahrscheinlich. Er hütete offensichtlich seine Träume derart intensiv mit Schutzgeweben, daß sie nicht glaubte, er könne die Welt der Träume auf irgendeine andere Art als persönlich und direkt betreten. Bei dieser Abschirmung hätte nicht einmal ein Traumgänger mit einem der Ringe ausgerüstet Tel'aran'rhiod erreicht. »Vielleicht war es jemand, der ihm nur ähnlich sah. Wie schon gesagt, habe ich ihn nur einen Augenblick lang gesehen, und zwar auf dem Platz vor der Weißen Burg.«
    »Ich sollte mit ihm zusammen sein«, murmelte Elayne. Sie entleerte die Schüssel in den Nachttopf und ging zur Seite, damit Nynaeve sich waschen konnte. »Er braucht mich,«
    »Was er braucht, ist das Gleiche, was er immer schon nötig hatte.« Nynaeve blickte düster drein, als sie die Schüssel aus dem Krug neu auffüllte. Sie haßte es, sich mit abgestandenem Wasser waschen zu müssen. Wenigstens war es nicht kalt. So etwas wie kaltes Wasser gab es nicht mehr. »Jemanden, die ihm einmal in der Woche eins aufs Ohr gibt, und zwar aus Prinzip und um ihn gerade auf Kurs zu halten.«
    »Es ist nicht fair.« Ein frisch gewaschenes Hemd, das sich Elayne gerade über den Kopf zog, dämpfte ihre Worte. »Ich mache mir die ganze Zeit seinetwegen Sorgen.« Ihr Gesicht kam oben aus dem Hemd heraus, und trotz des verärgerten Tonfalls wirkte es viel eher besorgt als zornig. Sie nahm ein weißes Kleid mit Farbsaum von einem der Haken. »Ich mache mir neuerdings sogar in meinen Träumen Sorgen um ihn! Glaubst du, daß er die ganze Zeit über an mich denkt? Ich glaube es nicht.«
    Nynaeve nickte, obwohl ein Teil ihres Verstands monierte, es sei nicht dasselbe. Man hatte Rand gesagt, Elayne befinde sich in Sicherheit bei Aes Sedai, wenn auch nicht wo. Wie konnte sich Rand aber jemals wirklich in Sicherheit befinden? Sie beugte sich über das Waschbecken und Lans Ring rutschte ihr aus dem Hemd und baumelte an der Lederkordel über dem Wasser. Nein, Elayne hatte doch recht. Was Lan auch gerade tun mochte, wo er sich auch befand: sie bezweifelte, daß er auch nur halb so oft an sie dachte, wie sie an ihn. Licht, hilf, daß er am Leben bleibt, und wenn er überhaupt nicht mehr an mich denkt! Diese Möglichkeit erzürnte sie dermaßen, daß sie wohl ihren Zopf mitsamt der Haarwurzeln herausgerissen hätte, hätte sie nicht einen seifigen Waschlappen in den nassen Händen gehalten. »Du kannst dich nicht bloß die ganze Zeit mit einem Mann beschäftigen«, sagte sie tadelnd, »selbst wenn du zu den Grünen gehen willst. Was haben sie letzte Nacht alles herausgefunden?«
    Es war eine lange Geschichte, aber eigentlich recht dünn, und nach einer Weile setzte sich Nynaeve auf Elaynes Bett, hörte weiter zu und stellte Fragen. Nicht, daß die Antworten sehr aufschlußreich gewesen wären. Es war einfach nicht das gleiche, als die Dokumente selbst ansehen zu können. Alles schön und gut, wenn sie erfuhr, daß

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