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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Mädchen verschwunden war. Elayne Trakand, wenn er sich nicht vollkommen irrte, und dem verschwommenen Anblick nach zu urteilen, benutzte sie einen kleinen Ter'Angreal, wie man ihn zur Ausbildung von Anfängern unter Studenten verwendet hatte. Er hätte viel darum gegeben, zu wissen, was in ihr vorging, aber ihre Worte und der Gesichtsausdruck waren eindeutig genug. Es gefiel ihr nicht, ganz und gar nicht, was al'Thor hier tat, und sie hatte vor, etwas dagegen zu unternehmen. Eine willensstarke junge Frau, wie er annahm. Auf jeden Fall hatte er damit einen weiteren Faden aus dem Durcheinander entwirrt, wenn auch vielleicht nur einen ganz unbedeutenden.
    »Laßt den Herrn des Chaos regieren«, sagte er zu den Thronen - obwohl ihm immer noch nicht klar war, warum das eigentlich notwendig sei -, und dann öffnete er ein Tor, um Tel'aran'rhiod wieder zu verlassen.

KAPITEL
8

    Der Sturm braut sich zusammen
    N ynaeve erwachte am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang. Sie hatte schlechte Laune. Sie spürte, daß schlechtes Wetter aufkam, aber ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr keine einzige Wolke am immer noch grauen Morgenhimmel. Der Tag versprach, wieder zu einem Backofen zu werden. Ihr Hemd war schweißnaß und zerknittert, weil sie sich unablässig herumgewälzt hatte. Einst hatte sie sich auf ihre Fähigkeit, dem Wind zu lauschen, verlassen können, doch seit sie die Zwei Flüsse verlassen hatte, schien sie völlig durcheinandergeraten zu sein, wenn sie überhaupt noch etwas davon spürte.
    Darauf warten zu müssen, daß sie an der Waschschüssel an der Reihe war, trug auch nicht zur Verbesserung ihrer Laune bei, genausowenig wie Elaynes Bericht über das, was sich abgespielt harte, nachdem sie alle in Elaidas Büro zurückgelassen hatte. Ihre eigene Nacht hatte aus einer langen, vergebenen Suche durch die Straßen Tar Valons bestanden, die bis auf sie selbst menschenleer gewesen waren. Nur Tauben, Ratten und Unrathaufen hatte sie angetroffen. Das hatte schockierend auf sie gewirkt. Tar Valon war immer fleckenlos sauber gewesen, Elaida vernachlässigte die Stadt offenbar so sehr, daß selbst in Tel'aran'rhiod Abfallhaufen sichtbar waren. Einmal hatte sie durch das Fenster einer Taverne in der Nähe des Südhafens einen Blick auf Leane erhascht - ausgerechnet an einem solchen Ort -, aber als sie hineineilte, war der Schankraum bis auf die frisch gestrichenen blauen Tische und Bänke leer. Sie hätte danach einfach aufgeben sollen, aber Myrelle hatte sie in letzter Zeit so schikaniert, und so wollte sie ein reines Gewissen haben, wenn sie der Frau berichtete, sie habe sich bemüht. Myrelle würde eine Ausrede so schnell erkennen wie keine andere Frau, die Nynaeve je kennengelernt oder von der sie gehört hatte. Am Ende war sie schließlich letzte Nacht aus Tel'aran'rhiod herausgetreten und hatte Elaynes Ring bereits auf dem Tisch vorgefunden. Elayne selbst lag im Bett und schlief fest. Hatte es einen Preis für vergebene Liebesmüh gegeben, hätte sie sich den bestimmt verdient, als sie wegging. Und nun durfte sie erfahren, daß sich Sheriam und die anderen beinahe hätten umbringen lassen... Selbst der Gesang des kleinen Vogels in seinem Korbkäfig rief bei ihr nur einen weiteren gekränkten Blick hervor.
    »Sie glauben, sie wüßten alles«, knurrte Nynaeve verbittert. »Ich habe ihnen von den Alpträumen erzählt. Ich habe sie gewarnt, und gestern nacht war nicht das erste Mal.« Es spielte keine Rolle, daß alle sechs Schwestern geheilt worden waren, bevor sie auch nur aus Tel'aran'rhiod zurück war. Viel zu leicht hätte das Ganze viel schlimmer ausgehen können, eben weil sie sich einbildeten, alles zu wissen. Das gereizte Zupfen an ihrem Zopf machte es ihr schwerer, ihn für den Tag neu zu flechten. Manchmal verfing sich auch das Armband des A'dam in ihren Haaren, aber abnehmen kam nicht in Frage. Heute war wohl Elayne damit an der Reihe, aber sie würde es wahrscheinlich nur wieder an einen Haken hängen und vergessen. Besorgtheit sickerte durch das Armband in sie hinein und auch die unvermeidlichen Angstgefühle, aber überlagert wurde beides von reinem Frust. Zweifellos half ›Marigan‹ bereits beim Herrichten des Frühstücks. Hausarbeiten verrichten zu müssen wurmte sie offensichtlich mehr als die eigentliche Gefangenschaft. »Jedenfalls hast du das sehr gut gelöst, Elayne. Du hast mir aber noch nicht erzählt, wie es dir selber drinnen ergangen ist, als du versucht hast, alle anderen zu warnen.«
    Elayne

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