Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
die sie noch hier festhielt. Was bedeutete es schon, ein oder zweimal den Hintern versohlt zu bekommen, wenn man es mit dem Schicksal verglich, möglicherweise von den Schwarzen Ajah umgebracht zu werden oder sich einem der Verlorenen gegen-überzufinden? Es lag im Grunde nur daran, ob sie auch wirklich gehen wollte. Wohin könnte sie sich beispielsweise wenden? Nach Caemlyn zu Rand? Zu Egwene nach Cairhien? Würde Elayne mitkommen? Sicher, falls sie nach Caemlyn gingen. Entsprang dieser Wunsch nur dem anderen, endlich etwas zu unternehmen? Oder lag es nur an der Furcht, Moghedien könne entlarvt werden? Dagegen wäre die Strafe für das Weglaufen nur ein Klacks! Sie war nicht zu irgendeiner Entscheidung gekommen, als sie um eine Ecke kam und plötzlich vor Elaynes Klasse von Novizinnen stand, die sich auf einem offenen Platz zwischen zwei strohgedeckten Steinhäusern versammelt hatte, wo man die Ruine eines dritten Hauses weggeräumt hatte.
    Mehr als zwanzig weißgekleidete Frauen saßen auf niedrigen Hockern im Halbkreis und sahen zu, wie Elayne mit zweien von ihnen irgendeine Übung vorführte. Das Glühen Saidars umgab alle drei Frauen. Tabiya, ein vielleicht sechzehnjähriges Mädchen mit grünen Augen und vielen Sommersprossen im Gesicht, und Nicola, eine schlanke, schwarzhaarige Frau etwa in Nynaeves Alter, trieben etwas unsicher eine Flamme immer von der einen zur anderen durch die Luft. Sie flackerte und verschwand auch gelegentlich einen Moment lang, wenn die eine zu langsam reagierte und sie nicht rechtzeitig von der anderen übernahm und aufrecht erhielt. In ihrer augenblicklichen Laune war Nynaeve in der Lage, die von ihnen gewobenen Stränge ganz deutlich zu erkennen.
    Achtzehn Novizinnen hatten sie mitgenommen, als Sheriam und der Rest geflohen waren - Tabiya war eine davon -, aber die meisten in dieser Gruppe waren wie Nicola seither neu rekrutiert worden, nachdem sich die Aes Sedai in Salidar häuslich niedergelassen hatten. Nicola war nicht die einzige Frau, die älter war als bei Novizinnen üblich - das traf für gut die Hälfte der Anwesenden zu. Als Nynaeve und Elayne zur Burg kamen, überprüften die Aes Sedai nur äußerst selten Mädchen, die älter waren als beispielsweise Tabiya. Nynaeve war sowohl ihres Alters wie auch der Tatsache wegen, daß sie eine Wilde war, eine große Ausnahme geblieben. Aber mehr oder weniger aus purer Verzweiflung hatten die Aes Sedai hier ihre Überprüfungen auch auf junge Frauen ausgedehnt, die noch ein oder zwei Jahre älter als Nynaeve waren. Das Ergebnis war, daß es nunmehr in Salidar mehr Novizinnen gab als in den ganzen letzten Jahren in der Weißen Burg. Dieser Erfolg hatte die Aes Sedai dazu gebracht, mittlerweile ganz Altara Dorf für Dorf von Schwestern absuchen zu lassen.
    »Hättet Ihr auch gern diese Klasse unterrichtet?«
    Die Stimme an ihrer Schulter ließ Nynaeve erstarren und einen Eisklumpen in ihrem Magen entstehen. Das zweite Mal an einem Vormittag! Sie wünschte, sie habe etwas von ihrer Magenmedizin in der Tasche. Wenn sie sich weiterhin derart überraschen ließ, würde es doch noch damit enden, daß sie für irgendeine Braune die Papiere sortieren mußte.
    Selbstverständlich war diese Domanifrau mit den Apfelbäckchen keine Aes Sedai. In der Weißen Burg wäre Theodrin vermutlich bereits zur Schwester erhoben worden, aber hier stand sie nun zum einen über den anderen Aufgenommenen, aber doch noch unter den Aes Sedai. Sie trug den Ring der Großen Schlange an der rechten Hand und nicht an der linken, und ihr grünes Kleid paßte gut zu ihrem Bronzeteint, doch sie durfte sich keine Ajah aussuchen und die Stola nicht tragen.
    »Ich habe besseres zu tun, als einem Haufen dickköpfiger Novizinnen Wissen einzutrichtern.«
    Theodrin lächelte nur, weil Nynaeves Stimme so schnippisch klang. Sie war in Wirklichkeit an sich recht nett. »Eine dickköpfige Aufgenommene, die dickköpfige Novizinnen unterrichtet?« Normalerweise war sie nett. »Nun, sobald wir Euch einmal soweit haben, daß Ihr die Macht gebrauchen könnt, ohne ihnen ständig Kopfnüsse zu verpassen, werdet Ihr auch Novizinnen unterrichten. Und es würde mich nicht überraschen, wenn Ihr bald danach zur Schwester erhoben würdet, bei all den Dingen, die Ihr schon entdeckt habt. Übrigens habt Ihr mir nie verraten, was Euer Trick war.« Die Wilden hatten fast immer irgendeinen Trick entwickelt, wenn sie ihre Fähigkeit zum Gebrauch der Macht einmal erkannt hatten. Das andere, was

Weitere Kostenlose Bücher