Herr des Chaos
Schwestern ängstliche Blicke zu. Mat war nicht die Katze zwischen den Tauben, aber es kam dem sehr nahe. Die bloße Tatsache, daß Rand wußte, wo sie sich befanden, schien zu genügen, ihnen eine Gänsehaut zu verursachen.
Die Schwestern sprachen auch über Aviendha und das nicht nur, um das Thema zu wechseln. Es geschah nicht jeden Tag, daß eine Wilde einfach auf ihren eigenen zwei Beinen erschien, besonders eine mit solch bemerkenswerter Kraft, die noch dazu eine Aiel war. Letzteres faszinierte die Schwestern wirklich.
Keine Aiel war jemals in der Burg ausgebildet worden, und nur wenige Aes Sedai hatten jemals die Aiel-Wüste betreten.
Eine einzige Frage genügte, um zu erfahren, wo sie gefangengehalten wurde. Nicht wirklich gefangengehalten, aber Elayne wußte, wie Aes Sedai sein konnten, wenn sie wollten, daß eine Frau Novizin wurde.
»Sie wird bei Einbruch der Nacht Weiß tragen«, sagte Akatrin zuversichtlich. Sie war eine schlanke Braune, die bei jedem Wort nachdrücklich nickte. Die beiden bei ihr stehenden Schwestern nickten ebenso nachdrücklich.
Elayne eilte mit leisem Tsking auf die Straße hinaus. Vor sich konnte sie Nynaeve förmlich laufen und so häufig über die Schulter blicken sehen, daß sie Menschen umrannte. Elayne dachte daran, sie einzuholen - sie hätte nichts gegen Gesellschaft einzuwenden -, aber sie hatte keine Lust, in dieser Hitze zu laufen, ob sie nun Konzentration besaß oder nicht, und das schien die einzige Möglichkeit. Dennoch raffte sie leicht die Röcke und beeilte sich.
Bevor sie auch nur fünfzig Schritte getan hatte, spürte sie Birgitte näher kommen, drehte sich um und sah sie die Straße hinablaufen. Areina war bei ihr, aber sie blieb ein kleines Stück weiter stehen und kreuzte mit einem Stirnrunzeln die Arme. Die Frau war eine unmögliche kleine, bedauernswerte Person, die ihre Meinung darüber, daß Elayne jetzt wirklich eine Aes Sedai war, sicherlich nicht geändert hatte.
»Ich dachte, Ihr solltet es wissen«, sagte Birgitte ruhig. »Ich habe gerade gehört, daß Vandene und Adeleas ebenfalls mitkommen, wenn wir nach Ebou Dar ziehen.«
»Ich verstehe«, murmelte Elayne. Vielleicht würde das Paar Merilille aus irgendeinem Grund begleiten, obwohl bereits drei Aes Sedai an Tyrins Hof waren, oder vielleicht hatten sie in Ebou Dar eine eigene Mission zu erfüllen. Sie glaubte beides nicht. Areina hatte ihre feste Meinung, und der Saal ebenfalls. Elayne und Nynaeve sollten von zwei wahren Aes Sedai als Anstandsdamen begleitet werden. »Sie begreift tatsächlich, daß sie nicht gehen wird.«
Birgitte schaute in die Richtung, in die Elayne blickte, zu Areina, und zuckte die Achseln. »Sie begreift es. Sie ist nicht glücklich darüber. Ich selbst kann es kaum erwarten aufzubrechen.«
Elayne zögerte nur einen Moment. Sie hatte versprochen, die Geheimnisse zu bewahren, was ihr nicht gefiel, aber sie hatte nicht versprochen, die andere Frau nicht weiterhin davon zu überzeugen zu wollen, daß es nicht nötig und sinnlos war, »Birgitte, Egwene... «
»Nein!«
»Warum nicht?« Elayne hatte Birgitte noch nicht lange als Behüterin, als sie beschloß, daß sie Rand, wenn sie sich mit ihm verbände, irgendwie das Versprechen abringen könnte zu tun, was ihm gesagt wurde, zumindest wenn es wichtig war. In letzter Zeit hatte sie sich auf andere Maßnahmen verlegt. Er würde ihre Fragen beantworten müssen. Birgitte antwortete, wenn sie es wollte, wich aus, wenn sie es wollte, und nahm manchmal einfach einen sturen Gesichtsausdruck an, wie sie es auch jetzt tat. »Sagt mir, warum nicht, und wenn es ein guter Grund ist, werde ich niemals wieder fragen.«
Zunächst sah Birgitte sie nur finster an, aber dann nahm sie Elaynes Arm und drängte sie fast zum Eingang einer Gasse. Niemand der Vorübergehenden gewährte ihnen einen zweiten Blick, und Areina blieb, wo sie war, wenn ihr Gesicht auch düsterer wirkte als zuvor, aber Birgitte sah sich dennoch vorsichtig um und sprach im Flüsterton. »Wann immer mich das Rad herausschleuderte, wurde ich geboren, lebte und starb, ohne jemals zu wissen, daß ich an das Rad gebunden war. Ich wußte es nur zwischendrin, in Tel'aran'rhiod. Manchmal wurde ich bekannt, sogar berühmt, aber ich war wie alle anderen, niemand aus einer Legende. Dieses Mal wurde ich herausgerissen, nicht herausgeschleudert. Da ich zum ersten Mal in Fleisch und Blut bin, weiß ich, wer ich bin. Und zum ersten Mal werden es auch andere Menschen erkennen. Thom
Weitere Kostenlose Bücher