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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hochgezogener Augenbraue ansah.
    Die fünf machten äußerst verkniffene Gesichter, aber Elayne ignorierte die Anspannung. »Danke«, sagte sie mit einem Lächeln, nach dem ihr nicht zumute war.
    Aviendha schlang sich ein dunkles Bündel über den Rücken, zögerte aber dann, bis Elayne sie tatsächlich aufforderte mitzukommen. Auf der Straße sagte Elayne: »Ich entschuldige mich hierfür. Ich werde dafür sorgen, daß es nicht wieder geschieht.« Sie war sich sicher, daß ihr das gelingen würde. Oder Egwene. »Ich fürchte, es gibt nicht viele Orte, an denen man ungestört reden kann. In meinem Raum ist es zu dieser Tageszeit sehr heiß. Wir könnten uns einen schattigen Platz suchen oder einen Tee nehmen, wenn sie Euch noch nicht damit übersättigt haben.«
    »Euer Zimmer.« Es wurde eigentlich nicht barsch geäußert, aber Aviendha wollte eindeutig nicht reden, noch nicht. Sie sprang jäh auf einen vorüberfahrenden, mit Brennholz beladenen Karren zu und riß einen Ast heraus, der länger als ihr Arm und dicker als ihr Daumen war. Dann trat sie wieder zu Elayne und begann den Zweig mit ihrem Gürtelmesser abzuschälen. Die scharfe Klinge beseitigte kleinere Ästchen mühelos. Ihr gequälter Gesichtsausdruck war gewichen. Sie schien jetzt entschlossen.
    Elayne sah sie von der Seite an, während sie weitergingen. Sie konnte nicht glauben, daß Aviendha ihr schaden wollte, was auch immer dieser tölpelhafte Mat Cauthon sagte. Aber andererseits... Sie wußte nur wenig von Ji'e'toh. Aviendha hatte es ihr teilweise erklärt, als sie zusammen im Stein gewesen waren. Vielleicht hatte Rand etwas gesagt oder getan. Vielleicht zwang dieses verwirrende Labyrinth aus Ehre und Verpflichtung Aviendha zu... Es schien nicht möglich. Aber vielleicht...
    Als sie ihr Zimmer erreichten, beschloß sie, das Thema zuerst anzusprechen. Sie stellte sich der anderen Frau gegenüber - umarmte Saidar ganz bewußt nicht -und sagte: »Mat behauptet, Ihr wärt hierhergekommen, um mich zu töten.«
    Aviendha blinzelte. »Feuchtländer verstehen immer alles falsch«, sagte sie verwundert. Sie legte den Stock auf das Fußende von Nynaeves Bett und legte das Gürtelmesser sorgfältig daneben. »Meine Nächstschwester Egwene bat mich, Rand al'Thor für Euch zu bewachen, was ich zu tun versprach.« Bündel und Stola wurden auf den Boden neben der Tür gelegt. »Ich habe ihr gegenüber Toh, aber Euch gegenüber ein noch größeres.« Sie schnürte ihre Bluse auf, zog sie über den Kopf und öffnete ihr Hemd dann bis über die Taille herunter. »Ich liebe Rand al'Thor, und ich habe es mir einmal erlaubt, mit ihm zu schlafen. Ich habe Toh, und ich bitte Euch darum, mir zu helfen, dem gegenüberzutreten.« Sie wandte Elayne den Rücken und kniete sich auf den wenigen verbliebenen Raum. »Ihr könnt den Stock oder das Messer benutzen, wie Ihr wollt. Ich habe Toh, und Ihr habt die Wahl.« Sie reckte das Kinn und streckte den Nacken. Ihre Augen waren geschlossen. »Was immer Ihr erwählt - ich werde es annehmen.«
    Elayne glaubte, ihr würden die Knie versagen. Min hatte gesagt, die dritte Frau wäre gefährlich, aber Aviendha? Warte! Sie sagte, sie... Mit Rand! Ihre Hand zuckte zu dem Messer auf dem Bett, und sie kreuzte schnell die Arme und hielt ihre Hände gefangen. »Steht auf. Und zieht Eure Bluse wieder an. Ich werde Euch nicht schlagen...« Nur ein paar Mal?
    Sie kreuzte ihre Arme noch stärker, um die Hände an ihrem Platz zu halten. »...und ich werde sicherlich dieses Messer nicht anrühren. Bitte steckt es fort.« Sie hätte es der anderen Frau gereicht, aber sie wußte nicht, ob es in dem Moment geraten gewesen wäre, eine Waffe zu berühren. »Ihr habt mir gegenüber kein Toh.« Es klang wie eine Phrase. »Ich liebe Rand, aber es kümmert mich nicht, daß Ihr ihn auch liebt.« Die Lüge verbrannte ihr die Zunge. Aviendha hatte wirklich mit ihm geschlafen?
    Aviendha wandte sich auf Knien stirnrunzelnd um, »Ich bin nicht sicher, daß ich Euch verstanden habe. Wollt Ihr damit vorschlagen, daß wir ihn uns teilen sollen? Elayne, ich glaube, wir sind Freunde, aber wir müssen wie Erst-Schwestern sein, wenn wir SchwesterFrauen sein wollen. Es wird Zeit brauchen herauszufinden, ob wir das sein können.«
    Elayne merkte, daß ihr Mund offenstand, und sie schloß ihn rasch wieder.
    »Das stimmt vermutlich«, sagte sie tonlos. Min sagte stets, sie würden ihn sich teilen, aber sicherlich nicht auf diese Art! Allein der Gedanke daran war ungehörig!

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