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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lehren, was Ihr wissen solltet.« Sie erschauderte und fügte grollend hinzu: »Mein Lord Dache.« Er glaubte, es sei nicht für ihn bestimmt gewesen. Sie fiel bei ihrem Hofknicks beinahe zwei Mal hin, bevor sie wieder aufrecht stand, und schlug dann die Tür beim Hinausgehen fest zu.
    Min wandte den Kopf und sah zu ihm hoch. »Ich glaube nicht, daß ich jemals eine Dienerin wie... Rand, ich glaube, sie hätte dich erdolcht, wenn sie ein Messer gehabt hätte.«
    »Sie hätte mich vielleicht getreten«, lachte er, »aber niemals erdolcht. Sie glaubt, ich sei ihr lange vermißter Bruder.« Mins Augen trübten sich verwirrt. Er konnte hundert Fragen darin aufsteigen sehen. »Das ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir ein anderes Mal erzählen.« Einen Teil davon würde er ihr erzählen. Niemand würde jemals erfahren, was er von Enaila und Somara und ein paar anderen ertragen mußte. Nun, die Töchter des Speers wußten es bereits alle, aber niemand sonst.
    Melaine trat auf Aiel-Art ein, was bedeutete, daß sie ihren Kopf durch die Tür streckte, sich umsah und dann ihren restlichen Körper folgen ließ. Er hatte noch nicht herausgefunden, was eine Aiel zu dem Entschluß bringen könnte, nicht hereinzukommen. Häuptlinge, Weise Frauen und Töchter des Speers waren sogar zu ihm hereinspaziert, wenn er unschicklich bekleidet, im Bett oder im Bad gewesen war. Die sonnenhaarige Weise Frau trat näher, setzte sich einige Schritte von ihm entfernt mit gekreuzten Beinen und klingenden Armbändern auf den Teppich und richtete sorgfältig ihre Röcke. Grüne Augen betrachteten Min unbeteiligt.
    Dieses Mal versuchte Min nicht aufzustehen. Tatsächlich war er sich nach der Art, wie sie an ihm lehnte, den Kopf auf seine Brust gepreßt und langsam atmend, nicht sicher, daß sie nicht eingeschlafen war. Sie hatte immerhin gesagt daß sie Caemlyn erst in der Nacht erreicht hatte. Plötzlich wurde er sich bewußt, daß seine Hand noch auf ihrer Taille lag, und er legte sie statt dessen auf die Armlehne. Sie seufzte fast bedauernd und schmiegte sich an ihn. Sie war zweifellos fast eingeschlafen.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte Melaine, »und ich vermag nicht zu sagen, welche die wichtigste ist. Egwene hat die Zelte verlassen. Sie zieht zu einem Ort namens Salidar, wo sich Aes Sedai befinden. Es sind Aes Sedai, die Euch vielleicht unterstützen werden. Wir haben Euch auf ihre Bitte hin nicht eher darüber unterrichtet, aber jetzt teile ich Euch mit, daß sie eigensinnig, undiszipliniert, streitsüchtig und jenseits aller Vernunft von sich eingenommen sind.« Sie hatte die letzten Worte erregt ausgestoßen und den Kopf vorgereckt.
    Also hatte eine der Traumgängerinnen in Melaines Träumen mit ihr gesprochen. Das war in etwa alles, was er über die Fähigkeiten der Traumgänger wußte, und obwohl es hätte nützlich sein können, waren sie selten gewillt, ihm ihre Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Ungewöhnlich war die Aussage, daß sie eigensinnig und ähnliches seien. Die meisten Aiel benahmen sich, als glaubten sie, Aes Sedai könnten sie schlagen, und da sie glaubten, sie hätten es verdient, wenn es geschah, nahmen sie den Schlag klaglos hin. Sogar Weise Frauen sprachen, wenn überhaupt, nur respektvoll über Aes Sedai. Einige Dinge hatten sich offensichtlich verändert. Aber er sagte nur: »Ich weiß.« Wenn Melaine die Absicht hatte, ihm den Grund für die Veränderung zu nennen, würde sie es tun, und wenn sie es nicht tat, würde fragen auch nichts nützen. »Von Egwene, und auch von Salidar. Gerade jetzt halten sich neun Aes Sedai in Caemlyn auf. Min kam mit ihnen her.« Min regte sich an seiner Brust und murmelte etwas. Lews Therin grollte erneut, aber zu leise, um seine Worte verstehen zu können, und Rand war froh darüber. Min fühlte sich ... gut. Sie wäre sehr verletzt, wenn sie es wüßte. Andererseits würde sie vielleicht auch lachen, wenn man ihr Versprechen bedachte, ihn zahlen zu lassen. Vielleicht. Sie konnte manchmal sehr unberechenbar sein.
    Melaine überraschte sein Wissen nicht. Sie richtete nicht einmal ihre Stola. Seit sie Bael geheiratet hatte, schien sie - ›ruhiger‹ war nicht ganz das richtige Wort; es war für Melaine viel zu milde - weniger reizbar geworden zu sein. »Das war meine zweite Neuigkeit. Ihr müßt Euch vor ihnen in acht nehmen, Rand al'Thor, und eine feste Hand walten lassen. Sie werden nichts anderes respektieren.« Es hatte sich ganz entschieden etwas verändert.
    »Ihr

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