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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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werdet zwei Töchter haben«, murmelte Min. »Zwillinge wie Spiegelbilder.«
    Wenn Melaine zuvor nicht überrascht war, holte sie es jetzt nach. Ihre Augen weiteten sich, und sie schrak so heftig zusammen, daß es sie fast vom Boden hob. »Wie konntet Ihr...?« begann sie ungläubig, hielt dann inne und faßte sich wieder. Aber dann fuhr sie mit atemloser Stimme fort: »Ich war bis heute selbst noch nicht sicher, ob ich schwanger bin. Wie konntet Ihr das wissen?«
    Min richtete sich auf und sah Rand mit einem Blick an, den er nur zu gut kannte. Es war aus irgendeinem Grund seine Schuld, obwohl auch sie nicht völlig ohne Fehler war, wenn es auch nur kleine waren. Sie machte sich an ihrem Umhang zu schaffen und sah überall hin, außer zu Melaine, und als ihr Blick wieder auf ihn fiel, wirkte er anders. Er hatte sie in diese Lage gebracht. Jetzt war es an ihm, ihr wieder herauszuhelfen.
    »Es ist in Ordnung, Min«, sagte er. »Sie ist eine Weise Frau und weiß vermutlich Dinge, die dir die Haare zu Berge stehen lassen würden. Ich bin sicher, daß sie versprechen wird, dein Geheimnis zu wahren, und du kannst ihrem Versprechen trauen.« Melaine verhaspelte sich fast bei ihrem eiligen Versprechen.
    Rand wurde ein weiterer dieser gewissen Blicke zugedacht, bevor sich Min neben Melaine setzte. Vielleicht war es ein vorwurfsvoller Blick gewesen, aber wie sollte er sie, ihrer Meinung nach, aus dieser Lage befreien? Melaine würde es nicht vergessen, weil er sie darum bat, aber sie würde ein Versprechen halten und ein Geheimnis wahren. Sie hatte genügend Geheimnisse von ihm gewahrt.
    Min begann, wenn auch widerwillig, eine weitaus umfangreichere Erklärung abzugeben, als sie ihm jemals eine gewährt hatte, wobei vielleicht die beständigen Fragen und die veränderte Haltung der anderen Frau halfen. Es war, als hätte Melaine das Gefühl, daß Mins Fähigkeit sie ihr in gewisser Weise gleichstellte, so daß sie gar keine Feuchtländerin mehr war.
    »Es ist bemerkenswert«, sagte Melaine schließlich. »Als würde man einen Traum deuten, ohne zu träumen. Zwei, sagt Ihr? Und beides Mädchen? Bael wird sich sehr freuen. Dorindha hat ihm drei Söhne geschenkt, aber wir wissen beide, daß er gern eine Tochter hätte.« Min blinzelte und schüttelte den Kopf. Natürlich - sie konnte nichts von Schwester-Frauen wissen.
    Von diesem Ausgangspunkt kamen die beiden Frauen schnell zum Thema Geburt selbst. Keine hatte jemals ein Kind geboren, aber beide hatten schon Hebammen geholfen.
    Rand räusperte sich geräuschvoll. Es war nicht so, daß ihn die Einzelheiten gestört hätten. Er hatte bei Schafen, Stuten und Kühen bei der Geburt geholfen. Es ärgerte ihn nur, daß sie dasaßen und die Köpfe zusammensteckten, als gäbe es ihn gar nicht mehr. Keine der Frauen sah sich um, bis er sich erneut und ausreichend laut räusperte, daß er sich fragte, ob er sich eine Zerrung zugezogen hatte.
    Melaine beugte sich näher zu Min und sprach in einem Flüsterton, den man noch im nächsten Raum hätte hören können. »Männer fallen dabei immer in Ohnmacht.«
    »Und immer zum ungünstigsten Zeitpunkt«, stimmte Min ihr im gleichen Tonfall zu.
    Was würden sie denken, wenn sie Mat in der Scheune seines Vaters gesehen hätten - bis zu den Schultern mit Blut und Geburtsflüssigkeit verschmiert und mit drei gebrochenen Rippen, weil die Stute ihn getreten hatte, da sie noch niemals zuvor geboren hatte und verängstigt war? Ein hübsches Fohlen war es gewesen, und beim nächsten Mal hatte die Stute nicht mehr ausgekeilt.
    »Bevor ich ohnmächtig werde«, bemerkte er trocken, während er sich zu ihnen auf den Teppich setzte, »könnte mir eine von Euch etwas mehr über die Aes Sedai berichten?« Er wäre schon früher aufgestanden oder hätte sich zu Melaine auf den Teppich gesetzt, wenn sein Schoß nicht besetzt gewesen wäre. Unter den Aiel besaßen nur Häuptlinge Stühle, und der Stuhl eines Häuptlings wurde nur bei der Verkündung von Urteilen oder bei der Unterwerfung eines Feindes benutzt.
    Beide Frauen fühlten sich ausreichend gerügt. Keine sagte etwas, aber sie zupften ausführlich an ihren Stolen, richteten ihre Umhänge und mieden seinen Blick. Alles das verging, als sie dann erneut sprachen. Min hielt beharrlich an ihrer Meinung fest, daß die Aes Sedai aus Salidar Rand nicht schaden wollten, sondern ihm vielleicht sogar helfen würden, wenn man es richtig anging, was voraussetzte, daß sie ihm in jeder Hinsicht alles berichtete, was

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