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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weißt, daß ich alle, einschließlich Merana und den anderen, ergründen werde.«
    Er bemühte sich, nicht grimmig dreinzuschauen und seine Stimme sanft zu halten. »Beruhige dich, Min. Ich weiß, daß du auf meiner Seite bist.« Das war die einfache Wahrheit. Wenn er Min mißtraute, wäre das, als würde er sich selbst mißtrauen. Lews Therin war im Moment unter Kontrolle. Es war an der Zeit, auch diese Merana und ihre Abordnung unter Kontrolle zu bekommen. »Sage ihnen, daß sie jeweils zu dritt kommen können.« Das hatte ihm Lews Therin in Cairhien geraten: nicht mehr als drei auf einmal. Der Mann glaubte offenbar, er könnte drei Aes Sedai bezwingen. Er schien überaus wenig von jenen zu halten, die sich jetzt Aes Sedai nannten. Aber was in Cairhien eine Beschränkung gewesen war, war hier anders. Merana wollte, daß er ruhig und besänftigt war, bevor ihm auch nur eine Aes Sedai nahekam. Sollten sie sich über die Einladung, zu dritt zu kommen, wundern und darüber nachdenken, was es bedeuten könnte. »Abgesehen davon darf ohne meine Erlaubnis keine von ihnen die Innere Stadt betreten. Und sie dürfen in meiner Nähe keinen Versuch unternehmen, die Macht zu lenken. Sage ihnen das, Min. Ich werde es sofort erkennen, wenn sie die Quelle anrühren, und ich werde nicht erfreut sein. Sage ihnen das.«
    »Sie werden auch nicht sehr erfreut sein, Schafhirte«, erwiderte sie trocken. »Aber ich werde es ihnen mitteilen.«
    Ein Krachen ließ Rand ruckartig den Kopf wenden.
    Sulin stand in ihrem rotweißen Gewand direkt hinter der Tür, und ihr Gesicht war derart gerötet, daß die Narbe auf ihrer Wange noch heller hervorstach als gewöhnlich. Ihr weißes Haar war gewachsen, seit sie die Livree trug, aber es war noch immer kürzer als das Haar jeder anderen Dienerin. Frau Harfor hatte es zu einer dichten Lockenkappe gestalten lassen. Sulin haßte das. Zu ihren Füßen lag ein silbernes, mit einem Goldrand versehenes Tablett, und vergoldete Zinnbecher lagen daneben. Der Weinkrug drehte sich gerade ein letztes Mal, als Rand hinsah, und richtete sich dann wundersamerweise auf, obwohl genausoviel gewürzter Wein auf das Tablett und den Teppich gelaufen zu sein schien, wie sich noch in dem Krug befinden konnte.
    Min war schon halbwegs aufgestanden, als er sie um die Taille faßte und wieder hinabzog. Zeit genug und noch mehr Zeit, sie für sich zu gewinnen, jetzt wo er mit Aviendha auseinander war, und Min würde bereitwillig helfen. Tatsächlich lehnte sie sich nach einem Moment des Widerstands gegen ihn und legte den Kopf an seine Brust.
    »Sulin«, sagte er, »eine gute Dienerin wirft nicht mit Tabletts umher. Hebt es jetzt auf und erfüllt Eure Aufgabe.« Sie sah ihn finster, aber wortlos an.
    Es war fast brillant gewesen, wie er sie ihrem Toh hatte gegenübertreten lassen, während er gleichzeitig zumindest einen Teil seiner Verpflichtung ihr gegenüber losgeworden war. Sulin kümmerte sich jetzt um die Räume und bediente ihn. Sie haßte es natürlich, besonders weil er sie jeden Tag dabei beobachtete, aber sie mußte nicht mehr den Rücken krümmen, um im ganzen Palast die Böden zu schrubben oder endlose Ströme schwerer Wassereimer für die Wäsche heranzuschleppen. Er vermutete, daß es ihr lieber gewesen wäre, wenn jede Aiel diesseits der Drachenmauer ihre Schande gesehen hätte, als ihn Zeuge dessen werden zu lassen, aber er hatte ihr die Arbeit und damit auch sein Gewissen dadurch erheblich erleichtert, und wenn sie, weil sie für ihn arbeiten mußte, der Meinung war, ihr Toh sei früher erledigt, dann war es auch gut. Sulin gehörte in einen Cadin'sor, mit einem Speer in der Hand, nicht in eine Livree und Bettwäsche faltend.
    Sie hob das Tablett auf, stolzierte durch den Raum und stellte es hart auf einen Tisch mit Elfenbeinintarsien. Als sie sich wieder abwenden wollte, sagte er: »Dies ist Min, Sulin. Sie ist meine Freundin. Sie kennt sich mit der Aiel-Art nicht aus, und ich würde es übelnehmen, wenn ihr Schlechtes widerführe.« Es war ihm gerade in den Sinn gekommen, daß die Töchter des Speers vielleicht ihre eigene Ansicht darüber hatten, daß er Aviendha fortgeschickt hatte und eine andere Frau im Arm hielt, kaum daß sie gegangen war. »Tatsächlich würde ich es persönlich nehmen, wenn sie Schaden erlitte.«
    »Warum sollte jemand außer Aviendha dieser Frau Schaden zufügen wollen?« fragte Sulin grimmig. »Sie hat zuviel Zeit mit Träumen von Euch verbracht und nicht genug Zeit, Euch zu

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