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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sicher, was vielleicht geschehen wäre, wenn er plötzlich aus heiterem Himmel erfahren hätte, daß sieben Aes Sedai ihn in der Großen Halle erwarteten.
    Der Schankraum der Rosenkrone wirkte noch fast genauso wie zuvor, als sie durch eine der Küchen hinausgeeilt war. Wächter saßen an den Tischen verteilt, von denen einige Domino oder Mühle spielten und andere würfelten. Sie schauten fast wie ein Mann auf, als sie eintrat, nahmen ihr Spiel aber wieder auf, als sie sie erkannt hatten. Herrin Cinchonine stand mit verschränkten Armen und verärgertem Gesichtsausdruck vor der Tür des Lagerraums. An den Wänden des Schankraums der Rosenkrone waren keine Weinfässer aufgestapelt. Die Wächter waren die einzigen Gäste, und Wächter tranken in der Regel wenig und selten. Es standen jede Menge Zinnkrüge und Becher auf den Tischen, aber Min konnte nicht erkennen, daß auch nur einer davon berührt worden wäre. Aber sie erkannte einen Mann, der vielleicht bereit wäre, ihr etwas zu erzählen.
    Mahiro Shukosa saß allein an einem Tisch und beschäftigte sich mit Geduldsspielen, die beiden Schwerter, die er gewöhnlich auf dem Rücken trug, in Reichweite an die Wand gelehnt. Mit seinen bereits ergrauenden Schläfen und der edlen Nase wirkte er auf schlichte Art gutaussehend, obwohl ihn sicherlich nur eine verliebte Frau als schön bezeichnet hatte. In Kandor war er ein Herr. Er hatte die Königshöfe fast jeden Landes besucht, reiste mit einer kleinen Bibliothek und gewann oder verlor beim Spiel mit unbekümmertem Lächeln. Er konnte Gedichte rezitieren und Harfe spielen und traumhaft tanzen. Er war, kurz gesagt, außer daß er auch Rafelas Behüter war, genau wie die Männer, die sie gemocht hatte, bevor sie Rand begegnet war. Und die sie tatsächlich immer noch mochte, wenn sie sie in Erinnerung an Rand betrachtete. Mahiro sah sie auf eine Art an, von der Min glaubte, daß sie für Kandor eigentümlich war - wie eine jüngere Schwester, die gelegentlich jemanden zum Reden und einen Rat brauchte, damit sie nicht in Schwierigkeiten geriete. Er sagte ihr, daß sie hübsche Beine hätte, dachte aber niemals daran, sie zu berühren, und er würde jedem Mann den Hals umdrehen, der ohne ihre Erlaubnis daran dächte.
    Er schob die verwinkelten Eisenstücke seines Geduldsspiels geschickt wieder zusammen, legte es auf einen Stapel bereits fertiggestellter und nahm ein weiteres von einem anderen Stapel, während sie sich ihm gegenüber hinsetzte. »Also, Kohlkopf«, sagte er grinsend, »da bist du wieder, den Kopf noch auf den Schultern, nicht entführt und nicht verheiratet.« Eines Tages würde sie ihn fragen, was das bedeutete, denn das sagte er immer.
    »Ist irgend etwas geschehen, während ich fort war, Mahiro?«
    »Du meinst, außer daß die Schwestern anscheinend stark zerzaust vom Palast zurückgekehrt sind.« Das Geduldsspiel löste sich in seinen Händen wie immer, fast, als wäre Magie im Spiel.
    »Was hat sie aufgebracht?«
    »Vermutlich al'Thor.« Das Geduldsspiel wurde genauso leicht wieder zusammengefügt und auf den entsprechenden Stapel gelegt. Und sofort griff er nach einem weiteren. »Dieses habe ich schon vor Jahren geschafft«, vertraute er ihr an.
    »Aber wie, Mahiro? Was ist geschehen?«
    Dunkle Augen betrachteten sie. Leopardenaugen würden wie Mahrros wirken, wenn sie fast schwarz wären. »Min, einem Jährling, der seinen Kopf in den falschen Bau steckt, könnten die Ohren abgebissen werden.«
    Min zuckte zusammen. Das war nur zu wahr. Die törichten Dinge, die eine Frau tat, weil sie verliebt war. »Genau das würde ich gerne vermeiden, Mahiro. Ich bin lediglich hier, um Nachrichten zwischen Merana und dem Palast zu vermitteln, aber ich gehe dort ohne eine Vorstellung davon hinein, was mir bevorsteht. Ich weiß nicht, warum die Schwestern aufgehört haben, ihn jeden Tag aufzusuchen, oder warum sie zurückweichen oder warum heute eine ganze Handvoll von ihnen hingingen anstatt nur drei. Ich könnte mehr als nur die Ohren abgebissen bekommen, wenn ich es nicht weiß. Merana wird es mir nicht sagen. Sie sagt mir nichts außer: ›Geh hierhin und tu das.‹ Nur ein Hinweis, Mahiro. Bitte!«
    Er betrachtete das Geduldsspiel angestrengt, aber sie erkannte dennoch, daß er nachdachte, weil er die miteinander verbundenen Teile des Geduldsspiels mit den Fingern umherschob, sich aber kein Teil löste.
    Eine Bewegung an der Rückseite des Schankraums zog Mins Blick auf sich. Sie wandte halbwegs den Kopf und

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