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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erstarrte. Zwei Aes Sedai kamen, ihrem frisch gewaschenen Aussehen nach zu urteilen, aus den Bädern zurück. Sie hatte diese beiden vor Monaten zuletzt gesehen, bevor sie aus Salidar hinausgesandt wurden, weil Sheriam glaubte, Rand hielte sich irgendwo in der Aiel-Wüste auf. Dorthin waren Bera Harkin und Kiruna Nachiman geeilt. In die Wüste, nicht nach Caemlyn.
    Bis auf ihr kantiges, altersloses Gesicht wirkte Bera mit ihrem kurzgeschnittenen braunen Haar wie eine Bäuerin, aber im Moment zeigte dieses Gesicht grimmige Entschlossenheit. Kiruna, vornehm und statuenhaft, schien jeder Zoll genau das zu sein, was sie war -die Schwester des Königs von Arafel und eine rechtmäßige, mächtige Lady. Ihre großen dunklen Augen glitzerten, als wolle sie eine Hinrichtung befehlen. Bilder und Auren flackerten um sie herum wie stets um Aes Sedai und Behüter. Eine Aura hielt Mins Blick fest, als sie schnell um beide Frauen gleichzeitig herumblitzte, bräunlich gelb und tief purpurfarben. Die Farben selbst bedeuteten nichts, aber diese Aura nahm Min den Atem.
    Ihr Tisch stand nicht weit vom Fuß der Treppe entfernt, aber die beiden Frauen sahen Min nicht an, als sie sich umwandten, um hinaufzugehen. Sie hatten ihr auch in Salidar niemals mehr als zwei Blicke gegönnt, und jetzt waren sie in ihre Unterhaltung vertieft.
    »Alanna hätte ihn schon lange in die Schranken weisen sollen.« Kirunas Stimme klang leise, aber dennoch fast zornig. »Ich hätte es getan. Wenn sie kommt, werde ich es ihr sagen.«
    »Er sollte an der Leine geführt werden«, stimmte Bera ihr ausdruckslos zu, »bevor er Andor noch mehr Schaden zufügen kann.« Sie war Andoranerin. »Ich sage, je eher, desto besser.«
    Als die beiden Aes Sedai die Treppe hinaufschwebten, merkte Min, daß Mahiro sie ansah. »Wie sind sie hierhergelangt?« fragte sie und war selbst überrascht, daß ihre Stimme vollkommen normal klang. Kiruna und Bera erhöhten die Zahl auf dreizehn. Dreizehn Aes Sedai. Und da war diese Aura.
    »Sie folgten einem Hinweis über al'Thor. Sie befanden sich bereits auf halbem Weg nach Cairhien, als sie hörten, daß er hier sei. Ich würde einen weiten Bogen um sie machen, Min. Ihr Gaidin hat mir erzählt, daß beide nicht sehr gut gestimmt sind.« Kiruna hatte vier Behüter und Bera drei.
    Min gelang es zu lächeln. Sie wollte das Gasthaus sofort verlassen, aber das würde alle möglichen Verdächtigungen bewirken, sogar bei Mahiro. »Das klingt nach einem guten Rat. Was ist mit meinem Hinweis?«
    Er zögerte noch einen Moment und legte das Geduldsspiel zur Seite. »Ich werde nicht sagen, was ist oder nicht ist, aber ein an die richtige Person geäußertes Wort... Vielleicht solltest du erwarten, daß al'Thor aufgebracht ist. Vielleicht solltest du sogar daran denken nachzufragen, ob jemand anderer mögliche Nachrichten überbringen kann, vielleicht einer von uns.« Er meinte die Behüter. »Vielleicht haben die Schwestern beschlossen, al'Thor eine kleine Lektion in Bescheidenheit zu erteilen. Und das, Kohlkopf, hätte ich vielleicht nicht sagen sollen. Wirst du darüber nachdenken?«
    Min wußte nicht, ob unter der ›kleine Lektion‹ das zu verstehen war, das im Palast geschehen war, oder etwas, was noch geschehen würde, aber es paßte alles zusammen. Und diese Aura. »Das scheint mir ein guter Rat zu sein, Mahiro. Wenn Merana mich sucht, um mich eine Nachricht überbringen zu lassen - wirst du ihr dann sagen, daß ich mir während der nächsten Tage die Sehenswürdigkeiten der Inneren Stadt ansehe?«
    »Eine lange Reise«, stichelte er. »Du wirst noch einen Ehemann entführen, wenn du nicht vorsichtig bist.«
    Der großohrige Stallknecht starrte Min an, als sie darauf bestand, daß er Wildrose aus ihrer Box holen und wieder satteln sollte. Sie ritt im Schritt aus dem Stallhof hinaus, aber sobald die Rosenkrone außer Sicht war, bohrte Min ihrer Stute die Fersen in die Seiten und hieß Menschen aus dem Weg springen, als sie, so schnell Wildrose sie tragen konnte, zum Palast galoppierte.
    »Dreizehn«, sagte Rand tonlos, und allein es auszusprechen, genügte für Lews Therin bereits, erneut zu versuchen, ihm Saidar zu entreißen. Es war ein schweigender Kampf mit einer fauchenden Bestie. Als Min das erste Mal erwähnte, daß tatsächlich dreizehn Aes Sedai in Caemlyn seien, hatte Rand die Macht nur knapp vor Lews Therin ergreifen können. Schweiß lief Rands Gesicht hinab. Dunkle Flecken bildeten sich auf seinem Umhang. Er konnte sich nur auf

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