Herr des Chaos
sie nicht mehr nach Süden gesandt haben.«
»Der Lord Drache ist dort unten?« fragte Dobraine und schaute zu Rhuarc hinüber. Perrin nickte. »Und Ihr wollt ihn aus diesem Hexenkessel herausbringen?« Perrin nickte erneut, und Dobraine seufzte. Er roch ergeben, nicht ängstlich. »Wir werden hineinmarschieren, Lord Aybara, aber ich glaube nicht, daß wir wieder herauskommen werden.« Jetzt nickte Rhuarc.
Kiruna betrachtete die Männer. »Ihr erkennt sicher, daß wir zu wenig sind. Neun. Selbst wenn Eure Weisen Frauen die Macht tatsächlich mit irgendeiner Wirkung zu lenken vermögen, so können wir uns dem doch nicht entgegenstellen.« Sorilea schnaubte laut, aber Kiruna behielt die Szene im Blick.
»Dann dreht um und reitet südwärts«, befahl Perrin. »Ich werde dieser Elaida Rand nicht überlassen.«
»Gut«, erwiderte Kiruna lächelnd. »Denn ich werde es auch nicht tun.« Er wünschte, ihr Lächeln würde ihm keine Gänsehaut verursachen. Aber sicherlich hätte sie ebenfalls eine Gänsehaut bekommen, wenn sie Sorileas feindseligen Blick auf ihren Hinterkopf gesehen hätte.
Perrin gab denen, die am Fuß des Hügels zurückgeblieben waren, ein Zeichen, und Sorilea und die Grüne krochen wieder hinab, bis sie sich aufrichten konnten, und eilten dann in entgegengesetzte Richtungen davon.
Sie hatten keinen richtigen Plan. Es lief darauf hinaus, irgendwie an Rand heranzukommen, ihn zu befreien und dann zu hoffen, daß er nicht zu schwer verletzt war, um ein Wegetor für all die Menschen zu gestalten, die mit ihm entkommen wollten, bevor es den Shaido oder den Aes Sedai in dem Lager gelang, sie zu töten. Zweifellos geringere Probleme für den Helden einer Geschichte oder einen fahrenden Sänger, aber Perrin wünschte, es wäre Zeit für einen regelrechten Plan gewesen und nicht nur für das, was er und Dobraine und Rhuarc mit dem Stammeshäuptling, der so schnell er konnte zwischen ihren Pferden einherlief, grob zusammengezimmert hatten. Aber Zeit war eines der vielen Dinge, die sie nicht hatten. Und man konnte nicht wissen, ob die Aes Sedai der Burg die Shaido noch eine weitere Stunde abwehren konnten.
Zuerst gingen die Leute von den Zwei Flüssen und die Beflügelten Wachen voran, in zwei Gruppen aufgeteilt, von denen die eine die zu Fuß gehenden Weisen Frauen und die andere die berittenen Aes Sedai und Behüter umschloß. Sie überquerten den Hügelkamm zu beiden Seiten. Dannil hatte sie den Roten Adler wieder hissen lassen, zusätzlich zum Roten Wolfskopf. Rhuarc schaute nicht einmal in die Richtung, wo Amys nicht weit von Kirunas dunklem Wallach einherschritt, aber Perrin hörte ihn murmeln: »Mögen wir die Sonne zusammen aufgehen sehen, Schatten meines Herzens.«
Letztendlich sollten die Mayener und die Leute von den Zwei Flüssen den Rückzug der Weisen Frauen und der Aes Sedai decken, oder vielleicht würde es auch anders herum geschehen. Der Plan schien Bera und Kiruna jedoch nicht zu behagen. Sie wollten am liebsten dort sein, wo Rand war.
»Seid Ihr sicher, daß Ihr nicht reiten wollt, Lord Aybara?« fragte Dobraine vorn Sattel herab. Ihm war die Vorstellung, zu Fuß zu kämpfen, verhaßt.
Perrin klopfte gegen die an seiner Hüfte hängende Streitaxt. »Sie ist vom Pferderücken aus nicht sehr nützlich.« Das entsprach der Wahrheit, aber er wollte auch Stepper oder Steher nicht in den bevorstehenden Kampf mit einbeziehen. Menschen konnten sich entscheiden, ob sie sich inmitten von Stahl und Tod begeben wollten. Heute hatte er für seine Pferde entschieden. »Vielleicht leiht Ihr mir einen Steigbügel, wenn es soweit kommt.« Dobraine blinzelte - Cairhiener setzten nur selten Fußsoldaten ein -, aber er verstand offenbar und nickte.
»Es wäre an der Zeit, daß die Flötenspieler zum Tanz aufspielen«, sagte Rhuarc und hob seinen schwarzen Schleier, aber heute würden keine Flötenspieler zu hören sein, was einigen Aiel nicht gefiel. Viele der Töchter des Speers mochten die erforderlichen roten Stoffstreifen um ihre Arme nicht, die sie für die Feuchtländer von den Shaido-Töchtern des Speers unterscheidbar machen sollten. Sie schienen zu glauben, jeder sollte es auf den ersten Blick sehen.
Schwarz verschleierte Töchter des Speers und Siswai'aman stiegen den Hang in einer dichten Reihe hinauf, und Perrin ging mit Dobraine dorthin, wo Loial bereits an der Spitze der Cairhiener stand, seine Streitaxt mit beiden Händen umfassend und die Ohren zurückgelegt. Aram war auch dort, zu Fuß und
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