Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
nicht sehen, solange Tarmon Gai'don drohte. Er war einmalig; er war der Wiedergeborene Drache. Welche Gründe auch immer dahinterstanden: Er mochte den Mann einfach nicht.
    Töte ihn! kreischte Lews Hierin. Töte sie alle! Rand unterdrückte die Stimme. Ihm mußte Taim ja nicht sympathisch sein; er mußte ihn nur benützen. Das war das Schwierige daran.
    »Ich nehme Euch dorthin mit, wo Ihr mir dienen könnt«, sagte er kalt. Taim zuckte nicht zusammen und machte nicht einmal eine böse Miene. Nur seine Mundwinkel zuckten wieder einen Moment lang in einem Anflug dieses Beinahe-Lächelns.

KAPITEL
3

    Die Augen einer Frau
    R and unterdrückte seine Gereiztheit und Lews Therins Gemurmel im Hintergrund seines Hirns, griff nach Saidin, warf sich in den vertrauten Kampf um die Herrschaft über die Macht und sein Überleben inmitten der Leere. Das süße Verderben durchströmte ihn, während er die Machtstränge zu verweben begann; sogar im Nichts spürte er, wie es bis in seine Knochen einsickerte, vielleicht auch in seine Seele. Er fand keine Worte, um zu beschreiben, was er machte. Am nächsten kam noch die Erklärung, er falte das Muster und öffne dann ein Loch durch diese Falte. Er hatte das von allein gelernt, und sein Lehrer war ohnehin meist kaum in der Lage gewesen, ihm zu erklären, was hinter den Dingen stand, die er ihm beibrachte. Eine strahlende, senkrechte Linie erschien in der Luft und erweiterte sich schnell zu einer Öffnung, so groß wie eine größere Tür. Während dieses Vorganges schien es sich zu drehen. Der Anblick auf der anderen Seite, eine sonnenbeschienene Lichtung unter von der Dürre ausgelaugten Bäumen, drehte sich mit und stand schließlich still.
    Enaila und zwei weitere Töchter hoben ihre Schleier an und sprangen hindurch, kaum daß alles stillstand. Ein halbes Dutzend andere folgten; manche davon hatten bereits Pfeile bei ihren Hornbögen aufgelegt. Rand erwartete nicht, daß sich drüben etwas befand, wogegen man ihn beschützen müsse. Er hatte das andere Ende - falls man das überhaupt als ein anderes Ende bezeichnen konnte; er verstand es wohl nicht, aber eigentlich schien es nur ein Ende zu geben - in die Lichtung verlegt weil es immer gefährlich war, wenn sich ein Tor in unmittelbarer Nähe von Menschen öffnete, aber den Töchtern oder überhaupt den Aiel klarmachen zu wollen, daß keine Notwendigkeit für eine solche Wachsamkeit bestand, war, als wolle man einem Fisch beibringen, daß es nicht notwendig sei, zu schwimmen.
    »Das ist ein Tor«, sagte er zu Taim. »Ich werde Euch zeigen, wie man eines webt, falls Ihr es jetzt noch nicht mitbekommen habt.« Der Mann starrte ihn mit großen Augen an. Hätte er genau zugeschaut, dann hätte er auch Rands Gewebe von Saidin erkennen können; jeder Mann, der mit der Macht umzugehen imstande war, konnte das.
    Taim schloß sich ihm an, als er hindurch und auf die Lichtung hinausschritt. Sulin und die anderen Töchter folgten ihnen. Ein paar warfen dem Schwert an Rands Seite einen verächtlichen Blick zu, als sie an ihm vorbeischritten, und sie gaben sich gegenseitig lautlos Zeichen in der Fingersprache der Töchter. Zweifelsohne verabscheuten sie die Waffe. Enaila und die Vorhut schwärmten bereits unter den dürren Bäumen aus. Ihre Jacken und Hosen, der Cadin'sor, ließen sie mit den Schatten verschmelzen, ob sie nun Grün dem Grau und Braun hinzugefügt hatten oder nicht. Mit Hilfe der Macht, die ihn erfüllte, sah er jede abgestorbene Nadel an jeder einzelnen Kiefer. Es gab mehr abgestorbene als grüne. Er roch den sauren Saft der Lederblattbäume. Die Luft selbst roch nach Hitze, war trocken und voller Staub. Hier gab es keine Gefahr für ihn.
    »Warte, Rand al'Thor«, erklang der eindringliche Ruf einer Frauenstimme von der anderen Seite des Tores her. Aviendhas Stimme.
    Rand ließ das Gewebe und Saidin fallen, und augenblicklich verschwand das Tor, als habe es nie existiert. Es gab Gefahren der einen oder der anderen Art. Taim blickte ihn neugierig an. Einige der Töchter, ob verschleiert oder nicht, nahmen sich die Zeit, ihm auch einen gewissen Blick zuzuwerfen. Mißbilligende Blicke waren es. Finger zuckten hin und her in der Zeichensprache der Töchter. Sie waren aber vernünftig genug, den Mund zu halten. Da hatte er sich ganz energisch durchgesetzt.
    Rand mißachtete sowohl Neugier wie Mißbilligung und schritt mit Taim an der Seite durch den Wald. Abgestorbene Blätter und kleine Äste raschelten und knackten unter ihren

Weitere Kostenlose Bücher