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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aber trotzdem verschleierten sich Enaila und Maira und die anderen vorsichtshalber.
    Dann huschten sie durch das Tor ins Zelt hinein. Rand blieb noch einen Moment stehen, um sich nach hinten umzublicken.
    Kely Huldin ging mit gesenktem Kopf zum Wohnhaus zurück, während seine Frau die beiden Kinder neben ihm herführte. Sie faßte immer mal wieder zu ihm herüber und tätschelte ihn tröstend. Selbst auf diese Entfernung konnte Rand ihr strahlendes Gesicht deutlich erkennen. Offensichtlich war Kely durchgefallen. Taim stand vor Jur Grady, und beide starrten eine winzige Flamme an, die zwischen ihnen in der Luft flackerte. Sora Grady hatte ihren Sohn an die Brust gedrückt und die Augen von ihrem Mann abgewandt. Ihr Blick galt vielmehr immer noch Rand. »Die Augen einer Frau schneiden tiefer als ein Messer«, so lautete ein anderes Sprichwort an den Zwei Flüssen.
    Er trat durch das Tor und wartete, bis der Rest der Töchter ihm gefolgt war. Dann ließ er die Quelle los. Er tat, was sein mußte.

KAPITEL
4

    Sinn für Humor
    D as düstere Innere des Zeltes war so heiß, daß im Vergleich dazu Caemlyn, etwa achthundert Meilen nördlich gelegen, angenehm kühl erschien, und als Rand die Zeltklappe hob, mußte er blinzeln. Der Sonnenschein traf ihn wie ein Hammerschlag, so daß er froh war, die Schufa um den Kopf gewickelt zu haben. Eine Dublette der Drachenflagge hing über dem grüngestreiften Zelt neben einer der karmesinroten Flaggen mit dem uralten Kennzeichen der Aes Sedai. Zeltreihen erstreckten sich über eine wellige Ebene, auf der bis auf ein paar armselige Büschel alles Gras schon lange von Hufen und Stiefeln niedergetrampelt worden war. Manche Zelte hatte spitze Dächer, andere flache, die meisten waren weiß, wenn auch gelegentlich ziemlich schmutzig, aber einige wiesen doch bunte Farben oder Farbstreifen auf. Die Flaggen vieler Lords bildeten zusätzliche Farbtupfer. Ein Heer hatte sich hier an der Grenze nach Tear versammelt, am Rande der Ebenen von Maredo, Tausende und Abertausende von Soldaten aus Tear und Cairhien. Die Aiel hatten ihre eigenen Lager ein Stück von dem der Feuchtländer entfernt aufgeschlagen. Es kamen mindestens fünf Aiel auf jeden Soldaten aus Tear und Cairhien, und weitere kamen jeden Tag hinzu. Es war ein Heer, das Illian erzittern ließ, eine Heerschar, die bereits jetzt stark genug war, um alles auf ihrem Weg hinwegzufegen.
    Enaila und der Rest der Vorhut befanden sich bereits draußen, allerdings unverschleiert und in Begleitung einiger Aielmänner. Die Aiel bewachten dieses Zelt rund um die Uhr. Sie waren wie die Töchter des Speers gekleidet und bewaffnet, aber hochgewachsen wie Rand oder sogar noch größer, Löwen, wo die Töchter wie Leopardinnen wirkten, sonnenverbrannte Männer mit harten Gesichtern und kalten blauen oder grünen oder grauen Augen. Heute waren Sha'mad Conde - Donnergänger - an der Reihe, von Roidan selbst angeführt der auf dieser Seite der Drachenmauer seine Kriegergemeinschaft befehligte. Die Töchter trugen die Ehre des Car'a'carn, doch jede Kriegergemeinschaft verlangte ihren Anteil an den Pflichten.
    Etwas allerdings an der Kleidung der Männer unterschied sich von der der Töchter. Die Hälfte von ihnen hatte sich nämlich ein rotes Tuch um den Kopf gebunden, und so zeigten sie das uralte Sinnbild der Aes Sedai, die schwarz und weiß unterteilte Scheibe, auf der Stirn. Das war eine neue Sache, die erst vor ein paar Monaten aufgetaucht war. Die Träger dieses Stirnbandes nannten sich Isiswai'aman, und dieses Wort aus der Alten Sprache bedeutete soviel wie ›die Speere des Drachen‹. ›Speere im Besitz des Drachen‹ wäre allerdings ihrer Hingabe gerechter geworden.
    Rand fühlte sich ganz und gar unwohl dabei, wenn er die Stirnbänder sah und an ihre Bedeutung dachte, aber er konnte kaum etwas dagegen unternehmen, da die Männer einfach nicht darüber sprachen und nicht einmal zugaben, sie zu tragen. Warum die Töchter diese Dinger nicht benützten, zumindest keine von denen, die er bisher gesehen hatte, war ihm ein Rätsel. Er konnte aus ihnen kaum mehr darüber herausbekommen als aus den Männern.
    »Ich sehe Euch, Rand al'Thor«, sagte Roidan ernst. In Roidans Haarschopf war bereits erheblich mehr Grau zu sehen als Blond, doch das Gesicht des breitschultrigen Mannes hätte einem Grobschmied als Hammer oder auch als Amboß dienen können, und den Narben auf seinen Wangen und der Nase nach zu schließen, hatte das auch mehr als einer versucht.

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