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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lag etwas Fragendes in seinem Tonfall. Er hatte sich nicht im Stein von Tear befunden in jener Nacht, als Rand die Festung einnahm.
    »Und was glaubt Ihr selbst Tolmeran?« Es war natürlich eine verführerische Behauptung in einem Land, wo der Gebrauch der Macht gesetzlich verboten gewesen war, bevor Rand das Gesetz geändert hatte, wo man die Aes Sedai im besten Fall gerade noch tolerierte und wo' der Stein von Tear dreitausend Jahre lang unbezwingbar über der Stadt gethront hatte, bis Rand ihn eroberte. Und die Behauptung war auch nicht neu. Rand fragte sich, ob er wohl Weißmäntel antreffen würde, wenn diese Rebellen an den Fersen aufgehängt würden. Allerdings war Pedron Niall wohl zu clever, um das zuzulassen.
    »Ich glaube, daß Ihr Callandor wirklich herausgezogen habt«, sagte der hagere Mann nach einem Moment des Überlegens. »Ich glaube, Ihr seid der Wiedergeborene Drache.« Beide Male lag eine leichte Betonung auf dem Wort ›glaube‹. Tolmeran hatte Mut. Estevan nickte bedächtig dazu, langsam, aber immerhin. Noch ein mutiger Mann.
    Selbst sie stellten aber die offensichtliche Frage nicht, nämlich, ob Rand wünsche, daß man die Rebellen ausräucherte. Rand überraschte das nicht. Zum einen waren die Haddon-Sümpfe kein Ort, an dem man so einfach jemanden ausräucherte. Es war einziger, riesiger, verfilzter Wald ohne Dörfer, ohne Straßen, und nicht einmal Pfade gab es dort. In der zerklüfteten Bergregion an ihrer nördlichen Grenze mußte ein Mann schon Glück haben, wenn er an einem langen Tag des Wanderns gerade einmal eine Handvoll Meilen zurücklegen konnte, und Heere konnten in diesem Gebiet ungestört so lange umherziehen, bis der Proviant verbraucht war, ohne aufeinander zu stoßen. Und was vielleicht noch wichtiger war: Wenn sich jemand danach erkundigte, mußte man ja annehmen, er werde freiwillig die Führung einer solchen Expedition übernehmen, und bei einem Freiwilligen dieser Art lag der Verdacht nahe, daß er sich Darlin anschließen wolle, anstatt ihn am Schöpf zu packen und anzuschleppen. Die Tairener mochten ja Daes Dae'mar, das Spiel der Häuser, nicht spielen oder jedenfalls nicht so wie die Adligen Cairhiens - denn die lasen ganze Bände aus einem einzigen Blick und hörten mehr aus einem einzigen Satz heraus, als man selbst hineingelegt hatte -, doch auch sie intrigierten und beobachteten sich gegenseitig mißtrauisch, weil sie in allem Hinterlist vermuteten. Natürlich erwarteten sie, daß jeder andere genauso handelte.
    Trotzdem kam es Rand gerade recht, wenn die Rebellen für den Augenblick dort blieben, wo sie waren. Er mußte Illian alle Aufmerksamkeit widmen, und vor allem mußte man sehen, daß all seine Aufmerksamkeit dorthin gerichtet war. Andererseits durfte er auch nicht als weich und nachgiebig gelten. Diese Männer würden sich wohl nicht gegen ihn wenden, aber ob Letzte Schlacht oder nicht, es gab nur zwei Dinge, die sowohl Tairener wie auch die Leute aus Cairhien davon abhielten, sich gegenseitig an die Kehlen zu gehen. Zum einen zogen sie die anderen immer noch den Aiel vor, wenn auch nur um ein Weniges, und zum anderen fürchteten sie den Zorn des Wiedergeborenen Drachen. Sollten sie ihn einmal nicht mehr fürchten, würden sie im Handumdrehen versuchen, sich gegenseitig umzubringen und die Aiel dazu.
    »Will irgend jemand etwas zu ihrer Verteidigung sagen?« fragte er. »Kann jemand einen Grund vorbringen, der mich zur Milde veranlassen würde?« Sollte das der Fall sein, hielt der Betreffende jedenfalls den Mund. Wenn man die Diener mitzählte, waren fast zwei Dutzend Augenpaare erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Vielleicht waren es gerade die Diener, die ihn besonders eindringlich beobachteten. Sulin und die Töchter hingegen beobachteten alles bis auf ihn. »Ihre Titel sind ihnen aberkannt, ihre Ländereien und Güter werden konfisziert. Es werden Haftbefehle für jeden Mann ausgestellt, dessen Name bekannt ist. Und für jede Frau.« Das konnte zu einem Problem werden. In Tear stand als Strafe auf Rebellion der Tod. Er hatte einige Gesetze abgeändert, aber dieses nicht, und jetzt war es zu spät dafür. »Verkündet daß niemand, der einen von ihnen tötet, deshalb wegen Mordes bestraft werden kann, und daß jeder, der ihnen hilft, wegen Verrats angeklagt wird. Jeder, der sich ergibt, wird am Leben bleiben.« Das würde vielleicht dazu beitragen, das Problem Estanda zu lösen, denn er würde keine Frau zur Hinrichtung verurteilen, falls er einen Weg

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