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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zornglühend an. Selbst bei bester Laune war er ein jähzorniger Mann, und es wirkte sich auch nicht gerade beruhigend auf ihn aus, daß ein paar der Tairener genauso groß waren wie er. Han war nämlich für einen Aiel ziemlich klein, wenn auch noch überdurchschnittlich groß im Vergleich zu den Feuchtländern, und deshalb genauso empfindlich wie Enaila. Und dann natürlich verachteten die Aiel sowieso alle ›Baummörder‹, wie sie die Menschen aus Cairhien nannten, noch mehr als die übrigen Feuchtländer. Ihre andere Bezeichnung für sie lautete ›Meineidige‹.
    »Die Illianer«, sagte Rand energisch und glättete die Karte mit der Hand. Er benützte das Drachenszepter, um die eine Seite der Karte, die sich immer wieder aufrollen wollte, festzuhalten, und ein goldbeschlagenes Tintenfaß mit dazupassender Sandbüchse für die andere Seite. Er wollte nicht, daß diese Männer begannen, sich gegenseitig umzubringen. Er glaubte allerdings nicht ernsthaft, daß es dazu käme, oder zumindest nicht, während er sich hier befand. In den Sagen lernten Verbündete immer, sich gegenseitig sympathisch zu finden und zu vertrauen, doch er zweifelte sehr, daß sich diese Männer hier jemals dazu durchringen könnten.
    Die welligen Ebenen von Maredo erstreckten sich beachtlich weit nach Illian hinein und gingen ein Stück vor dem Manetherendrelle und dem einmündenden Skal in bewaldete Hügel über. Fünf eingezeichnete Kreuze, etwa zehn Meilen voneinander entfernt, bezeichneten den östlichen Rand des Hügelgebiets: die Doirlon-Berge.
    Rand berührte mit dem Zeigefinger das mittlere Kreuz. »Seid Ihr sicher, daß Sammael keine neuen Lager dort angelegt hat?« Als Weiramon das Gesicht leicht verzog, fauchte Rand gereizt: »Lord Brend, falls Ihr den bevorzugt, oder der Rat der Neun, oder Mattin Stepaneos den Baigar, falls Ihr lieber hättet, daß der König selbst solche Anordnungen erläßt. Liegen die Lager noch genauso?«
    »Unsere Kundschafter behaupten es jedenfalls«, sagte Jheran gelassen. Schlank auf die gleiche Art wie eine Schwertklinge, das hellbraune Haar mit grauen Strähnen durchsetzt, bewahrte er jetzt immer Ruhe und Gelassenheit, nachdem Rand die vierhundert Jahre andauernde Blutfehde der Shaarad mit den Goshien Aiel durch seine Ankunft beendet hatte. »Sovin Nai und Duadhe Mahdi'in beobachten sie genau.« Er nickte leicht und zufrieden, genau wie Dhearic, als er das verkündete. Jheran war ein Sovin Nai, eine ›Messerhand‹ gewesen, bevor er Häuptling wurde, und Dhearic hatte zu den Duadhe Mahdi'in gehört, den ›Wassersuchern‹.
    »Wir erfahren durch unsere Läufer innerhalb von fünf Tagen von jeder Veränderung.«
    »Meine Kundschafter glauben, es gebe neue Lager«, sagte Weiramon, als habe Jheran nichts gesagt. »Ich schicke jede Woche einen neuen Trupp los. Sie brauchen wohl einen ganzen Monat, um hinzureiten und wieder zurückzukehren, aber ich versichere Euch, ich bin auf dem neuesten Stand, soweit es die Entfernung gestattet.«
    Die Gesichter der Aiel wirkten, als habe man sie aus Stein gemeißelt.
    Rand beachtete das Zwischenspiel nicht. Er hatte sich vorher bereits bemüht, die Differenzen zwischen den Tairenern, den Aiel und Cairhien zu überbrücken, aber sobald er ihnen den Rücken kehrte, war der alte Zustand wieder da. Die Mühe war umsonst.
    Was die Lager betraf... Er wußte, daß es immer noch fünf waren. Auf gewisse Weise hatte er sie besucht. Es gab einen ... Ort ... von dem er wußte, wie er ihn erreichen konnte, eine seltsame, unbevölkerte Spiegelung der wirklichen Welt, und dort war er über die Wehrgänge der Holzpalisaden dieser massiven Bergfestungen geschritten. Er kannte die Antworten auf beinahe alle Fragen, die er ihnen stellen wollte, doch er jonglierte Pläne innerhalb anderer Pläne wie ein Gaukler die Feuerstäbe. »Und Sammael führt immer noch mehr Soldaten heran?« Diesmal betonte er den Namen besonders. Die Mienen der Aiel veränderten sich nicht. Falls die Verlorenen frei waren, dann waren sie eben frei. Man mußte die Welt sehen, wie sie war, und nicht, wie man sie zu sehen wünschte. Aber die anderen warfen ihm kurze, besorgte Seitenblicke zu. Sie würden sich früher oder später daran gewöhnen müssen. Sie würden es über kurz oder lang glauben müssen.
    »Jeder Mann aus Illian, der einen Speer halten kann, ohne darüber zu stolpern, wie es scheint«, sagte Tolmeran mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck. Er war genauso heiß darauf, gegen die Illianer zu

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