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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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verblasste allmählich wie ein Traum. Perry starrte über den Tatort hinweg in den verwahrlosten Park nördlich der Straße, und dann zu der Grundschule auf der anderen Seite des Parks.
    Der Heckenschütze auf dem Dach der Grundschule starrte über den Tatort hinweg Perry Roman an. Die Morgendämmerung sorgte für genügend Licht. Er zielte mit seinem Gewehr auf zwei gestikulierende Detectives; auf den alten Cop mit dem gelben Absperrband und seine junge Kollegin, die immer wieder zu dem Hund schaute.
    Er richtete den Sucher neu aus und legte den Finger an den Abzug. Ja, richtig. Genügend Licht.

2. KAPITEL
    „Vierzehn Tote in Atlanta“
    Esme klickte die Seite der „New York Times“ weg und gab die URL für „Atlanta Journal-Constitution“ ein. Die Story nahm den Großteil der Titelseite ein. Sie las jeden Artikel.
    Vierzehn Tote. Fünfzehn, wenn man den Hund mitzählte.
    Die Namen waren ihr langsam vertraut. Perry Roman, der Deputy Chief. Appleby und Harper. Andre Banks, der Mann, der den Landstreicher als Erstes entdeckt und um 3:18 Uhr die Polizei gerufen hatte. Guter Mann. Andere hätten sich einfach um ihren eigenen Kram gekümmert. Hätte Andre Banks sich um seinen eigenen Kram gekümmert, würde die heutige Schlagzeile allerdings ganz anders lauten.
    Der Name des Landstreichers wurde in dem Artikel nicht genannt. Die Polizei war wohl noch dabei, seine Identität festzustellen. Vielleicht hatte ja jemand von der örtlichen Suppenküche sein Verschwinden bemerkt, was allerdings eher unwahrscheinlich war. Vielleicht war der Mann vorbestraft, dann konnten seine Fingerabdrücke mit jenen in den Akten verglichen werden. Esme wusste, wie das lief. Oh ja, sie wusste es.
    Sie surfte zu der Homepage von „Associated Press“ und las deren Version. Dann „Reuters“. Dann „USA Today“.
    Der Landstreicher hatte als Köder fungiert, so viel stand fest. Er war in einem lächerlich knallrosa Kleid in einer gut beleuchteten Straße abgelegt worden, um weitere Opfer anzulocken. Die Holzbarrieren waren vom Täter selbst aufgestellt worden, damit er die Straße kontrollieren konnte. Einen Teil davon las Esme in den Berichten, den Rest reimte sie sich selbst zusammen. Mit Sicherheit hatte die Task Force, die sich jetzt um den Fall kümmerte, dieselben Schlüsse gezogen. Sie kannte noch immer Leute im Revier. Ein kurzer Anruf würde doch nicht schaden …
    Nein. Nein. Sie wollte nicht so eine werden! Sie wollte nicht zu diesen Gespenstern zählen, denen im Ruhestand so langweilig war, dass sie zurückkehrten, um an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz herumzuspuken und den früheren Kollegen auf die Nerven zu gehen. Anders als die meisten Gespenster im Ruhestand war Esme zwar nicht Ende sechzig, sondern Ende dreißig, aber trotzdem. Nein.
    Sie legte das Telefon wieder weg und ging in die Küche, um sich ein Sandwich zu machen. Dort schob sie zwei Scheiben Vollkornbrot in den Toaster und stellte ihn auf „dunkel“ ein. Während das Brot getoastet wurde, schnippelte sie Tomaten und Gurken in Scheiben, riss ein paar Blätter Eisbergsalat ab und nahm ein Glas mit halbfetter Mayonnaise heraus. Das Glas war fast leer. Sie nahm sich vor, beim Supermarkt haltzumachen, wenn sie Sophie von der Oyster-Bay-Grundschule abholte.
    Esme Stuart, dies ist dein Leben.
    Bewusst hielt sie sich die nächste Stunde von ihrem Computer fern und verbrachte stattdessen die Zeit mit einer Elvis-Costello-Biografie. Zur Untermalung legte sie ihre CD „My Aim is True“ auf. Nein, nicht ihre CD. Die gehörte Rafe. Ihre befand sich in einem Secondhand-CD-Laden in Washington. Als Esme und Rafe zusammengezogen waren, stellte sich ihre Musiksammlung als fast identisch heraus, also mussten sie die doppelten Scheiben loswerden. Hatte jemand ihre alte CD gekauft? Und wer? War es ein Spontankauf gewesen, oder hatte er nach genau diesem Album gesucht? Hatte er davon gehört, was in Atlanta geschehen war?
    Was ihre Gedanken wieder darauf brachte.
    Sie klappte die Biografie zu und schlurfte ins Badezimmer. „Alison …“, flehte Elvis, „I know this world is killing you …“ Sie knipste das Licht an und beäugte ihr Spiegelbild. Was stimmte nicht mit ihr? Schließlich war das nicht der erste Mordfall, über den sie las, seit sie vor sieben Jahren ausgeschieden war. Lag es an der Anzahl der Toten? Oder an der Tatsache, dass die meisten Opfer Polizisten waren? Sie verdrehte die Augen. So viel zum Thema verflixtes Unterbewusstsein. Da las sie von dem Angriff

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