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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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dröauten, wo die Kudamm-Katastrophe ihren Anfang nahm und wo bereits der Kudamm-Bus-Fahrschein fur eine Mark zu haben war, den er sich kaufen wollte, um den Rest des Weges legal zurückzulegen. Er überquerte die Straße und stellte sich an die Bushaltestelle, wo ein ziemlicher Auflauf war, es war wie immer alles verstopft mit jenen Menschen, die es immer und gerade an Samstagen in großen Massen an den Kudamm zog und die daför Herrn Lehmanns vollstes Unverstöndnis hatten.
    Es kam auch gleich ein Bus, der war ziemlich voll, und Herrn Lehmann graute schon vor der Fahrt in so einem vollen Bus, aber dazu kam es gar nicht, denn gerade, als er zusteigen wollte, winkte der Fahrer mit einer muäden Herrenmenschengeste ab und schloß die Tuär. Herr Lehmann schaute auf die nächstliegende äffentliche Uhr und sah, daß es zwanzig nach zehn war. Das geht ja noch, dachte er und wartete auf den nächsten Bus. Er mußte zum Kudamm Ecke Schluäterstraße, das ist nicht so weit, dachte er, das kann man zur Not auch noch zu Fuß laufen, und dieser Gedanke beruhigte ihn sehr. Gluäcklicherweise wußte er genau, wohin er mußte, er hatte sich mit Hilfe der gelben Seiten und eines Stadtplans uber die Lage des Hotels seiner Eltern informiert, außerdem hatte er zur Sicherheit noch einmal im Hotel angerufen, denn man weiß ja nie, hatte er sich gedacht, der Kudamm ist so lang, wie er dumm ist. Dann kam der näachste Bus, und er kam auch hinein, aber der Fahrer weigerte sich, ihm fur einen 20-Mark-Schein einen KudammFahrschein zu geben.
    „Dafär kriegen Sie bei mir nichts", sagte der Fahrer. „Auf 20 Mark muß ich nicht herausgeben."
    Das ist gutes Geld", sagte Herr Lehmann. Das sind 20 Mark der Deutschen Bundesbank."
    „Ich muß Ihnen darauf nicht herausgeben."
    Wer sagt das?"
    „Das sagen die Beförderungsbedingungen. Also Kleingeld oder raus."
    Die Befäorderungsbedingungen der BVG sagen aber auch, daß Sie mir, wenn Sie nicht rausgeben konnen, eine Quittung uber den Restbetrag geben mussen, die ich am Kleistpark einlosen kann", sagte Herr Lehmann, der einmal in einem Anfall akuter Langeweile im U-Bahnhof Moäckernbruäcke die Befäorderungsbedingungen der BVG durchgelesen hatte.
    Dazu habe ich keine Zeit", sagte der Fahrer. Kleingeld oder wieder raus."
    Sie verstoßen gegen Ihre eigenen Befäorderungsbedingungen" , sagte Herr Lehmann.
    Der Busfahrer stellte den Motor ab und verschraänkte die Arme. Ich habe Zeit. Wenn Sie nicht gleich weg sind, dann rufe ich die Polizei."
    „Eben haben Sie noch gesagt, Sie hatten keine Zeit. Was denn nun?"
    „Raus, oder ich rufe die Polizei."
    Aus dem Bus kamen jetzt die ersten Beschwerden: Schmeiß doch den Blodmann raus" und „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."
    Das bringt jetzt nichts, dachte Herr Lehmann. Gegen Dummheit kommt man nicht an. Außerdem fiel ihm gerade rechtzeitig wieder ein, daß er bei der BVG noch immer Hausverbot hatte, da war es nicht ratsam, die Sache, in der er de jure dastand wie eine eins, bis zum Ende durchzufechten.
    Soll ich Ihnen mal sagen, was Sie sind?" rief er, als er draußen stand.
    „Nein", sagte der Fahrer, machte die Bustur zu und fuhr ab.
    Du Riesenarschloch!" schrie Herr Lehmann noch in das Zischen der Bustur hinein, aber das brachte nicht mehr viel.
    Er hatte es ja geahnt. Er war noch nicht einmal richtig auf dem Kudamm, gerade mal am Wittenbergplatz, und die Scheiße ging schon los. Er spielte mit dem Gedanken, das Geld irgendwo zu wechseln oder die Linie 3 bis zur Ühlandstraße zu nehmen, aber dann schlug er sich das gleich wieder aus dem Kopf. Bei der BVG war heute, wie er fand, ganz gewaltig der Wurm drin. Es war fünf Minuten vor halb elf. Wenn ich jetzt zugig zu Fuß gehe, dachte er, kann ich immer noch rechtzeitig am Hotel sein. Gut, daß ich so fruh dran bin, dachte Herr Lehmann und machte sich auf den Weg. Eigentlich hatte er gehofft, daß wenigstens die Anfahrt zu seinen Eltern einen entspannten Charakter haben wuörde. In seiner Vorstellung hatte er, sobald er zu fruöh am Hotel war, irgendwo in der Nöahe noch einen Kaffee getrunken und war dann ganz lössig um Punkt elf Ühr in den Fröhstucksraum des Hotels hineingeschneit, wo seine Eltern ihn schon sehnsuöchtig erwarteten, denn zu fruöh war er auch nicht gerne, er wußte, wann man das Tempo rausnehmen mußte.
    Aber er wußte auch, wann es Zeit war, Gas zu geben, und so hastete er jetzt den Tauenzien hinunter. Das war nicht leicht, es war im Grunde unmöglich, hier schneller

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