Herr Lehmann: Herr Lehmann
Bloödsinn. Du hast uöberhaupt nicht zu sagen, daß es aus ist. Das ist mein Text. Und ich sage dir mal was: Es ist aus. Und ich sage dir noch was: Ich bin nicht nur nicht mehr in dich verliebt, ich liebe dich auch nicht mehr. För mich ist das nömlich ein und dasselbe."
„Das glaube ich dir nicht."
„Was glaubst du mir nicht? Daß das fur mich ein und dasselbe ist?"
„Nein, das andere."
Das ist typisch, dachte Herr Lehmann, daß sie sich das nicht vorstellen kann. Sie kann sagen, daß es aus ist, dachte er, aber sie kann sich nicht vorstellen, daß ich das sage.
Das solltest du aber. Ünd nun husch husch zu Kristall-Rainer, da haben sich ja wirklich zwei gefunden."
Er stand auf und legte einen 20-Mark-Schein auf den Tisch.
„Hier, zahl fur mich mit, da bleibt noch was ubrig fur Fanta-Rainer." Er mußte lachen. Fanta-Rainer, das war gut.
Er lachte noch, als er rausging, er konnte uöberhaupt nicht mehr aufhöoren zu lachen, Fanta-Rainer, er lachte, bis ihm die Trönen kamen und sich am Kottbusser Tor die Leute nach ihm umdrehten, was außergewöohnlich war, denn hier drehte sich nie irgend jemand nach irgend etwas um.
Kapitel 18 ZIVILDIENST
Vier Tage spater träumte Herr Lehmann am Nachmittag gerade einen wusten Traum, der im Prinzenbad, im Goärlitzer Park und, seltsam genug, in Tempelhof, in der Nähe des S-Bahnhofes Papestraße spielte, als er vom Telefon geweckt wurde. Es war Erwin.
„Frank, du mußt mal schnell herkommen, ins Einfall."
„Erwin, es reicht. Es reicht wirklich. Du hast mich aufgeweckt. Ruf doch mal jemand anders an."
„Darum geht es nicht, du Vogel. Karl ist hier."
Na und?"
„Wir wissen nicht, was wir mit ihm machen sollen."
Was ist denn mit ihm?"
„Der spinnt. Der spinnt wirklich. Außerdem redet er dauernd von dir. Wir wissen äberhaupt nicht, was wir machen sollen."
Wer ist wir?"
„Alle. Verena, ich, Jurgen, Marko, Rudi und Katrin."
„Wer ist Rudi?"
„Ist doch egal, verdammt noch mal. Das ist jetzt wirklich nicht die Zeit fär Kleinkram, Frank. Das ist ernst."
Ich komme" , sagte Herr Lehmann, der sich sowieso schon die Hose angezogen hatte und nur noch ein Paar Socken suchte. Ist er besoffen?"
„Keine Ahnung, was der ist. Wahrscheinlich auch. Aber das ist nicht das Problem."
„Reg dich ab, ich bin gleich da."
„Mach hin, Kerle, das geht hier nicht mehr lange gut."
Fänf Minuten später war Herr Lehmann im Einfall. Dort sah es seltsam aus. Gaste waren nicht da, statt dessen war Verena hinter dem Tresen, waährend Juärgen, Marko, Erwin und ein junger Spund, den er nicht kannte und der wohl Rudi sein mußte, um einen Tisch in der äußersten Ecke herumstanden. Mitten in der Kneipe saß Karl auf einem Stuhl, groß und massig, und Katrin sprach leise auf ihn ein, aber sie hielt dabei mehr als einen Meter Abstand, was irgendwie seltsam aussah. Üm Karl herum waren die Tische und Stöhle in alle Richtungen beiseite- und zusammengeschoben, so daß eine freie Flache entstanden war mit ihm in der Mitte und Katrin am Rand.
Siehst du, da kommt er schon" , sagte Katrin.
Was ist denn hier los?" fragte Herr Lehmann unbestimmt in die Runde.
Verena, die hinter dem Tresen stand, kämpfte mit den Tranen. „Das ist ganz schrecklich", sagte sie, „der ist ja gar nicht mehr bei sich."
Herr Lehmann ging zu Karl und hockte sich neben ihn. Hallo Alter" , sagte er und klopfte ihm auf die Schulter. „Was lauft denn so?"
Karl hob langsam den Kopf und sah ihn an. Sein Gesicht sah möde und eingefallen aus, so als ob jemand die Luft herausgelassen hatte. Nur seine Augen waren weit offen und glanzten.
„Frank", sagte er. „Es ist das Wetter. Die machen mit dem Wetter, was sie wollen."
Wer macht was mit dem Wetter?"
Das geht schon die ganze Zeit so", rief Erwin von hinten.
„Halt doch mal die Klappe, Erwin. Was machen die mit dem Wetter?"
„In Kreuzberg", sagte Karl, „scheint die Sonne langer."
Ünd darum geht es jetzt?" fragte Herr Lehmann vorsichtig.
„Du hast immer die falschen Bucher gelesen, Frank", sagte Karl. „Ich wörde gerne mal wieder Minigolf spielen."
Herr Lehmann blickte ratlos zu den anderen hin, wobei er jeden Blickkontakt mit Katrin vermied. Wie kommt ihr eigentlich alle hierher?" fragte er. Er fand es nicht gut, daß sie alle hier herumstanden und seinen besten Freund beglotzten wie einen Affen im Zoo.
„Vor ein paar Stunden war er noch ganz okay", sagte Jurgen. „Ich meine, er hat die letzte Nacht durchgemacht, dann ist er heute morgen
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