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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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empor. Wohin sollte er gehen? Sein Zuhause kannte ihn nicht mehr, er hatte kein Geld in der Tasche und schon gar kein Weib mit Suppe. Er fühlte Tränen aufsteigen. Constanze! Was mochte aus ihr geworden sein? Ach, vermodert war sie! Von Gewürm zerfressen und längstens zu Staub zerfallen. Grausen packte ihn bei dem Gedanken, nun auf ihr Leben blicken zu können wie auf ein vergilbtes Buch. Für einen Augenblick belebte ihn der tröstende Gedanke an seine Kinder, Kindeskinder, irgendwo musste einer von seinen Nachfahren zu finden sein. Doch dann verwarf er ihn – acht Generationen im Geringsten waren seither vergangen. Wer mochte ihm da Glauben schenken, ihn gar als einen der Seinen bei sich aufnehmen?
    Der Musiker schulterte indes seinen Instrumentenkasten, nickte Wolfgang zu, als hätte er ihn schon vergessen, und ging fort.
    Wolfgang blieb in der Kälte stehen, alles, was er wahrnahm, war der pulsierende Takt seines Fußes, alla breve. Angestrengt hielt er sich an der Silhouette des Geigers fest, die allmählich im blauschwarzen Hintergrund versank. Das Rauschen und Brummen, das ihn umgab, drang in ihn ein, steigerte sich in seinem Innern zu einem unerträglichen dissonanten Spektakel. Es waren nur noch wenige Menschen auf dem Domplatz unterwegs, schlagartig wurde ihm bewusst, dass er keinen von ihnen kannte, dass er weder hier noch in den erleuchteten Häusern ringsum noch sonst irgendwo in dieser Stadt, ja nirgends in dieser fremden Welt ein vertrautes Gesicht fände. Nirgendwo. Niemand, den es kümmerte, wenn er hier und auf der Stelle erfror.
    Ohne nachzudenken, lief er los. Humpelte, so schnell sein schmerzender Fuß es zuließ, in die Richtung, in die der Musiker verschwunden war. Erst als er die Umrisse des auf und ab wippenden Geigenkastens entdeckte, verlangsamte er seinen Schritt, und sein Atem ging ruhiger. Er folgte ihm durch Gassen, die ihm nicht wirklich fremd und doch nichts weniger als vertraut waren, seine Orientierung war so durcheinander, dass er nicht einmal hätte sagen können, ob er sich in Richtung Donau oder eher zur Hofburg hin bewegte. Der Geiger hielt auf ein Haus zu, wo warmes Licht aus großen, bis zum Boden reichenden Fenstern auf die Straße fiel, und Wolfgang war, als zögere er einzutreten. Als der Geiger die vollkommen gläserne Türe endlich öffnete, quirlte heiteres Stimmengewirr nach draußen, und Wolfgang durchfuhr unwillkürlich Freude bei der Aussicht, gleich ein Lokal zu betreten. Vorsichtig spähte er durch eines der Fenster. Tatsächlich, eine Schänke, und was für eine! Der Innenraum leuchtete in einem abendrotenSchummerlicht. Er sah weiß gedeckte lange Tafeln, Silber, Gläser, in denen sich Wachslichter spiegelten. In der Mitte des Raumes standen Leute im Gespräch beisammen, die meisten dunkel und nahezu schmucklos gekleidet. Hätten nicht ein paar Frauenzimmer wie Farbtupfer dazwischen geleuchtet, so hätte Wolfgang eine Trauergesellschaft vermutet. Den Geiger konnte er nicht finden. In einigem Abstand schlich er an der Fassade vorbei und kauerte sich auf die Stiegen eines Hauseinganges gegenüber. Vorsichtig streckte er sein Bein aus, doch der Fuß schmerzte unaufhörlich, als wollte er Wolfgang am Weitergehen hindern. Mit einer Mischung aus bleierner Müdigkeit, Angst und Trauer beobachtete er, wie nach und nach weitere Menschen das Lokal betraten, offenbar kannten sich alle, begrüßten sich mit Handschlag und Umarmungen. Dann entdeckte er endlich den Geiger, er hatte Wolfgang den Rücken zugewandt und sprach mit einem massigen, glatzköpfigen Mann in weißer Schürze, der ungehalten gestikulierte. Schließlich ging der Geiger durch die Menge, packte sein Instrument aus und begann, den Bogen über die Saiten zu bewegen. Trotz der großen Fenster drangen kaum Geräusche nach draußen, Wolfgang musste genau hinschauen, um mitzubekommen, was er spielte. Es war eine einfache Melodie, ein kleines Lied, er kannte es nicht. Er nahm die Hände aus den Hosenbeuteln und schob sie unter die Gesäßbacken. Der Stein, auf dem er kauerte, war beißend kalt. Wie gerne hätte er in der warmen Gaststube gesessen, die Würste vom Nachmittag waren so gut wie vergessen, und bei dem Gedanken an einen Krug Bier wurde er beinahe schwermütig. Seine Augen begannen zu brennen, die Menschen hinter dem Fenster verschwammen vor seinem Blick, und die noch fehlenden Takte des Domine tönten auf ihn ein.
Repraesentet eas in lucem sanctam.
Er blinzelte, zog die Nase hoch und wischte sich

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