Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
ist zwar noch viel zu früh dafür, aber seit Monsieur im Hause weilt, ist ihr verlässlicher Neunmonatsrhythmus völlig durcheinandergeraten. Wundern würde es mich nicht.
» Durchsage an die Passagiere auf den billigen Plätzen«, sage ich, als wir die Riviera entlangschnurren. »Keine offenen Chipstüten in Wikireichweite liegen lassen. Keine Kekse, keine Brote, kein Garnichts. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.«
»Sänk ju for träwelling wis deutsche Bulli«, sagt Max.
»Das ist mein Ernst«, sage ich. »Wir hatten jetzt drei Wochen keine Vorfälle mehr, sind nicht angeknurrt und nicht gebissen worden. Ich brauche auf der Autobahn kein Blutbad auf den Hinterbänken. Und schon gar nicht will ich bei hundertdreißig mit Rappeldosen um mich werfen.«
Noch beunruhigender ist die Vorstellung, nach einer Pause an der Raststätte nicht mehr ins Auto einsteigen zu können, weil unser beuteversessener Krieger mit gefletschten Zähnen auf nachlässig verstautem Proviant hockt. Einen solchen Zwer genaufstand braucht kein Mensch.
»Chill mal, Papa«, sagt Lotta. »Wiki ist total lieb. Der leckt nur Sonnencreme von den Beinen.«
»Trotzdem«, sage ich. »Vorsicht ist die Mutter der …«
»Und außerdem hat er die Chips schon gefressen.«
Hunde erkennen Ferien am Geruch. Sonnenglühender Lavendel, ein toter Fisch im See, der Angstschweiß der Dorfkater, zart fließender Camembert, über allem ein Hauch von meergesalzenem Mistral.
Luna streckt ihre Lakritznase aus dem Seitenfenster, als wir die letzten Serpentinen zum Lac de Sainte Croix hinunter kurven, und beginnt zu fiepen. Es ist wie nach Hause kommen, nur ein bisschen schöner. Jeden Tag drei Arschbomben in den See. Salami schnorren am Frühstückstisch. Dösen im provençalischen Schatten, der eine viel bessere Einschlafqualität bietet als der heimische, weil er so beruhigend von Rosmarin beduftet und von Grillen bezirpt wird. Der rattenscharfe Bordermischling, der immer breitbeinig durchs Dorf stratzt, lebt auch noch.
Wiki hängt seine Nase ebenfalls in den Seewind, ahnt aber nichts von seinem Glück. Er ist das erste Mal da.
Die Armee vom Montée des Oliviers
Der Zeltplatz liegt unten am See. Das Dorf zieht sich das steile Ufer hinauf. Ganz oben thront der Supermarché. Jeden Morgen wandern Luna, Wiki und ich die steile Dorfstraße, den Montée des Oliviers, hinauf und hinab, um Brot zu kaufen und nach Hause zu tragen.
Am Ende des Urlaubs werde ich Oberschenkel wie Baumstämme haben. Am Ferienanfang sehen sie noch wie Streichhölzer aus. Da genügt ein strammer Satz bergabwärts in die Leine, um mich von den Füßen zu holen.
Das kann jede Sekunde passieren. Scheint es doch, als hätten sich die Katzen und Kater dieser Straße in dem Jahr unserer Abwesenheit ungezügeltem Sex hingegeben. Unter jedem Auto kauert eine Armee fauchender Fellbrocken und wartet, was die deutschen Hunde machen.
Habe ich gerade vom Angstschweiß der Dorfkater geschrieben?
Maßlos übertrieben.
Kein Tröpfchen davon liegt in der Luft.
Leinenmanagement
Les chiens sont admis a condition qu’ils soient tenus en laisse. Das ist Französisch und heißt: Mach den Hund auf dem Campinglatz mal besser an die Fünfmeterleine und sieh gefälligst selber zu, wie er mit sechsunddreißig Aluminiumbeinen klarkommt, die im Weg herumstehen.
Mal eben unter dem Stuhl durch, um den Pavillon herum, rüber zum Trinknapf und zurück unter den Tisch. Ich wage die Behauptung, dass ein halbwegs intelligenter Hund nach vier Wochen Camping diese Route problemlos wieder rückwärts laufen kann, sodass alles glattgeht. Wiki beherrscht diese Kunst jetzt schon, während Luna immer noch maulend stehen bleibt und auf das zweibeinige Befreiungskommando wartet.
Sie gibt sich bunten Fesselspielen hin, und wir alle hoffen, dass nicht gerade jetzt der Aufreger des Jahrzehnts – Maulwurf, Siebenschläfer, Cockerspaniel von Nummer hundert vierundvierzig oben links – gedankenlos über den Platz tapert.
Es ginge eine Menge Equipment fliegen.
Basteln mit der Krawallmaus
Einfach im Baumarkt von Riez ein dreißig Zentimeter langes Stück Gartenschlauch besorgen, unter vorbildlichem persön lichen Einsatz zwei Flaschen Rosé leeren, die arbeitslos gewor denen Korken in die Schlauchenden stopfen – et voilà , fertig ist das famose Schlauchkorkenspieli zum Zerren und Werfen.
Wichtiger Hinweis: Bevor man das nagelneue Sportgerät abends um zehn weit in den kalten See hinausschleudert, sollte man sich
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