Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

wählerisch ist, führe ich ihn in großzügigem Abstand um alle Kotzlachen herum.
    Mediterrane Freizeitgestaltung
    Auf dem Campingplatz zwischen Calvi und L’Île Rousse zeltet ein Bällchenmalinois, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit »ausgelastet« wird. Kilometerweit rennt er einer bunten Kugel hinterher, die Frauchen ziellos durch die Gegend schleudert. Gelegentlich kommt es vor, dass ich mit Wiki und Luna am Strick ahnungslos um eine Zeltecke biege, das Bällchen direkt vor unseren Füßen landet und der Mali wuchtig in uns hineinbrettert.
    Bei dem Versuch, Schlimmeres zu verhindern, wird mir ordentlich warm. Schönen Dank auch. Bei zweiunddreißig Grad im Schatten ist diese Form von Bewegung genau das Richtige.
    Am Abend vermöbelt Luna einen struppigen Korsen. Das gehört sich als Gästin nicht. Aber wenn man an der Leine blöd angegangen wird, setzt es einen Satz heiße Ohren. Wiki hält sich diskret abseits und lässt Madame machen. Der Korse bewacht aus unerfindlichen Gründen eine Strandbar und startet von dort herdenschutzhundartige Ausfälle. Auch eine Möglichkeit, kundenfrei zu bleiben.
    Zwischen den Kampfeinsätzen vertreiben sich Luna und Wiki die Zeit mit Baden im Mittelmeer, Baden im Fangobach, Baden im Sand und Baden in totem Fisch. Dazwischen ver bellen sie ungarische Wanderer, futtern am Fuße der Jagdruine eines Napoleon-Enkels etwas Pizza sowie einige verstorbene Großinsekten, schlecken Sonnenmilch von frisch eingecremten Armen, klauen Wildschweinsalami von unbeaufsichtigten Frühstücksbroten und schlafen südländisch. Will heißen: Sie schnarchen selig, alle viere von sich gestreckt, unter einer leichten Staubdecke.
    Ich stelle derweil fest, dass auf allen zweihundert roten Poop Bags, die ich gekauft habe, fit+fun steht, und gelange zu der Auffassung, dass Leute, die Hundekottüten unter dem Label fit+fun vermarkten, ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu ihrer Freizeitgestaltung haben müssen.
    Französische Schoßhundbesitzer führen übrigens keine Poop Bags mit sich, sondern ein Fähnchen Toilettenpapier. Damit wird der Schoßhundpoppes gereinigt und das Häufchen anschließend weithin sichtbar als ein solches gekennzeichnet.
    Falsche Farbe
    Buch ist rot. Bulli ist rot. Meine Hose ist rot. Mein Hemd ist rot. Fahrrad ist rot. Sonnenbrand ist rot. Die Hundeleinen sind rot. Ein Halsband ist rot. Die Kackbeutel sind rot. Die Katernase auf der Fähre ist rot.
    Wie kommt das?
    Meine Lieblingsfarbe ist Grün.
    Neues vom Breitensport
    Die erste Ferienhälfte auf Korsika nutzen wir unter anderem, um unbeobachtet im Ausland Fahrradfahren zu dritt zu erlernen.
    Luna ist anfangs nicht recht klar, was diese schwarzweiße Torfnase an ihrer Seite soll. Die war vorher nie da. Wiki hingegen möchte am Rad mit der Rüdin toben und zwischendurch ein bisschen an ihrem Hals kauen, gerade als ob ich gar nicht am anderen Ende der Leine hinge. Als ich jedem von ihnen tief ins braune Auge blicke und beide begreifen, dass wir an einem Strang ziehen müssen, funktioniert es leidlich.
    Weitaus schwieriger als das Radeln avec assistance canide er weist sich das Aufnehmen der Hinterlassenschaften. Ich nenne dieses Verfahren Kackbeutelakrobatik, und langsam dämmert mir, was mit fit+fun gemeint ist.
    1 . Das Fahrrad mit der Hüfte am Sattel ausbalancieren. Es ist ein Damenfahrrad und hat keine Stange, sonst wäre es einfacher.
    2 . Beide Leinen an den linken Lenkergriff hängen und den Griff sicherheitshalber fest in die Hand nehmen.
    3 . Tüte aus der Hose nesteln. Fahrrad ausbalancieren.
    4 . Langsam runterbeugen und den Haufen mit der Tüte aufnehmen.
    5 . Tüte verknoten. Umgefallenes Fahrrad aufrichten.
    6 . Hunde entwirren. Grund: Die beiden möchten beim Geschäft nicht nebeneinanderstehen und rennen auf die andere Fahrradseite. Der eine, während der andere macht, und der andere, nachdem er gemacht hat, weil er nicht beim Haufen bleiben will.
    7 . Nach dem Entwirren der Leinen mit dem Tütchen am Lenker fünf Meter weiterfahren und dasselbe Theater mit dem zweiten Hund erneut durchexerzieren. Jetzt allerdings in Rekordzeit, weil ein anderer Hund kommt und Luna sich schon wieder aufbläst.
    Kritische Gedanken zur Kleinsthundzucht
    Die Zahl der suizidgefährdeten Kleinsthunde auf der Insel ist erschreckend hoch. Wir werden mittlerweile an vier Stellen auf dem Campingplatz angegriffen, jedes Mal aus der sicheren Deckung des Wohnmobilunterbodens heraus. Alle vier Kon trahenten sind maximal zwei Handvoll