Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
Hund- und Herrchenangelegenheiten übertragen. Das Werk heißt Fuck it – Loslassen, entspannen, glücklich sein und ist bereits als Urlaubslektüre vorgesehen. Dabei wissen wir noch nicht einmal genau, wo es hingehen wird.
»Ich bin damit einverstanden, dass wir wieder zelten«, sagt Max. »Aber ich möchte dieses Jahr ans Meer.«
»Ich auch«, sagt Lotta. »Ans Mittelmeer, wenn’s geht.«
»Campingplätze am Mittelmeer kosten pro Nacht so viel wie ein Grand Hotel«, sagt Stella. »Und wenn ich an die hand tuchbreiten Strände der Côte d’Azur denke, fühle ich mich jetzt schon wie eine Sardine.«
»Außerdem gibt’s die nur mit Animation«, sage ich. »Die Campingplätze, meine ich. Karaoke, bis der Tinnitus kommt, und Happy Hour bis nachts um zwei.«
»Ja klar«, sagt Max. »Wo ist denn da das Problem?«
Im Stillen denke ich nur: Himmel hilf, der erste Campingurlaub mit zwei Hunden! Das Leinenmanagement bereitet mir jetzt schon Kopfzerbrechen. Sieben Stühle, ein Tisch und ein Pavillon ergeben unterm Strich sechsunddreißig Alumi niumbeine, die bewegungsfreudige Hunde zum Einfädeln auf fordern. Das wird ein denkwürdiges Erlebnis für die Franzosen werden, egal an welcher Küste.
»Korsika wäre toll«, sagt Marie.
»Es wäre mal etwas anderes«, sagt Lotta.
» Und wir könnten schön Fähre fahren«, sagt Marie.
»Und schön brechen«, sage ich.
»Wir brechen nicht«, sagt Lotta. »Und schon gar nicht schön.«
In einem Hundeforum habe ich gelesen, dass die Überfahrt nach Korsika für den Hund sooo toll gewesen sei, und bei Sonnenschein habe man auf dem Außendeck vierundzwanzig sooo süße Hunde getroffen, die sich sooo gut vertragen haben, und man freue sich sooo sehr auf das nächste Mal.
Für den Inhaber eines distanzlosen kleinen Rotzlöffels und eines auf Krawall gebürsteten Mauerblümchens sind das ganz wunderbare Aussichten. Den Urlaub bloß nicht mit Erholung beginnen! Zu ruhiger Puls schadet der Gesundheit.
Es hilft auch nichts, dass Stella mir argumentativ zur Seite steht. Wer sein Familienleben nach basisdemokratischen Gesichtspunkten organisiert, sollte tunlichst nur ein Kind in die Welt setzen und nicht drei.
Wir werden überstimmt.
In letzter Minute gelingt es uns, mit dem Hinweis auf die hohen Insellebenshaltungskosten und das schmale Urlaubsbudget einen Kompromiss auszuhandeln. Nach zwei Wochen Korsika dürfen wir die Provence ansteuern und am Lac de Sainte Croix den Resturlaub absitzen.
Damit ist es beschlossene Sache.
Diesen Sommer werden Mensch und Tier erst einmal einträchtig faulenzend auf einer Insel im Meer weilen. Das Bier wird kalt sein, der Teint knusprig. Leinchen werden sich im Campinggestühl verheddern, Lakritznasen in Vorratskisten eindringen, Ruten die Wertsachen vom Tisch fegen. Ab und an wird ein Hund zu viel Salzwasser schlürfen und tapfer ins Auto kotzen.
Das Schiff der gebrochenen Snacks
Die Überfahrt gestaltet sich allerliebst. Wir verbringen viereinhalb Stunden auf dem überfüllten Deck einer Moby-Line-Fähre, auf dem brave Hunde spazieren gehen und unbrave sich immer aufregen müssen.
Wir sind laut.
Meine Güte, sind wir laut!
Ich kann meinen Hunden das nicht einmal übel nehmen. Wie soll man als Krawallmaus eine friedliche Überfahrt garantieren, wenn die Reederei einen überdimensionalen Kater auf die Bordwand lackiert? In unserem Fall Kater Sylvester aus der Bugs-Bunny-Truppe. Wir fahren quasi auf einem feindlichen Schiff.
Nichts mit sooo süß, sooo toll, sooo gut. Dafür stimmt das mit dem Sonnenschein. Allerdings kommt in unserem Fall ein beeindruckender Seegang hinzu. Die Fähre rollt dermaßen, dass sich die Passagiere bereits nach kurzer Zeit in zwei Interessengruppen spalten.
Die einen kauen herzhaft und in bester Laune duftende, ge grillte Käseschinkensandwiches, die anderen kotzen in Klarsichttüten und tragen die Suppe tropfend durch den Wind, auf der Suche nach einem Mülleimer.
Luna kaut an einem knüppelharten Büffelhautknochen. Sie murrt nur noch, flippt aber nicht mehr aus. Womöglich schlägt ihr der Seegang auf den Magen. Obwohl sie sonst eigentlich gerne bricht.
Wiki erweist sich als Überlebenskünstler, der überall durch kommt. Er legt den Kopf flach auf den Boden und wartet, bis ihm das Popcorn ins Maul kullert, das der Wind frech übers Deck bläst. Wenn es bei uns nichts zu futtern gibt, stellt er sich vor mahlzeitende Passagiere und starrt sie so lange an, bis sie Essen fallen lassen.
Da er nicht allzu
Weitere Kostenlose Bücher