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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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unbedingt vergewissern, dass man Hunde dabeihat, die so spät noch schwimmen wollen.
    Wie Zikaden in Wirklichkeit zirpen
    Um zehn Uhr morgens gehen die Grillen an, um einundzwanzig Uhr dreißig werden sie vom Bürgermeister persönlich wieder ausgeschaltet. Sie zirpen erfreulich südländisch. Nach einigen Stunden jedoch klingen sie angestrengt. Dass Zikaden lässig ihre Flügel aneinanderreiben, ist ein Märchen aus dem Biologiebuch.
    In Wahrheit schnallen sich die kleinen, chitingepanzerten Gesellen an einem Ast fest und sägen auf selbst gebastelten Holzinstrumenten, tief vornübergebeugt und verbissen wie wütende Cellistinnen. Die lautesten von ihnen haben Blechsaiten aufgezogen, gefertigt aus den abgerissenen Bierdosenringen, die sie nach Saisonende auf den Campingplätzen auflesen.
    In der Regel sind sie friedlich. Nur wenn man behauptet, sie produzierten dödelige Fahrstuhlmusik, schnappen sie nach einem.
    Gegen Zikadenbisse hilft eine gut abgehangene Tollwutimpfung.
    Ruhe vor dem Sturm
    Letztes Jahr hatten wir in den ersten Urlaubswochen zehnmal so viele grenzwertige Situationen. Sogar Dorfzusammenheulen aufgrund Katerangriffs morgens um sieben war dabei. Was ist dieses Jahr los? Ist man mit sechsdreiviertel schon Oma? Geht man am Stock? Sammelt man Kräfte für den großen Schlag? Oder greift gar die Erziehung?
    Der dicke Kuvasz von Platz hundertdreiundzwanzig linst auch immer frecher herüber. Wenn Luna mit dem zusammen lostobte, kippten Zelte und Caravans. Das würde den Schnitt der chaotischen Vorkommnisse zumindest etwas anheben.
    Ich weiß gar nicht, ob das wirklich ein Kuvasz ist. Leider reicht mein Französisch nicht aus, um gepflegt nachzufragen.
    »Pardon, ist dieser schmutzig weiße Fellberg ein ungarischer Herdenschutzhund oder ein genmanipulierter Goldie?«
    Die werden ja auch immer grobschlächtiger.
    Fremdsprachiges Hundemurmeln
    Morgens radeln wir zu dritt ein paar Kilometer den See entlang. Alles, was tagsüber badet, liegt noch in den Federn. Die Ruhe ist himmlisch. Ab und an erklingt das Plopsch einer ausgeworfenen Angel.
    Im August haben die Franzosen Ferien. See und Umgebung sind brechend voll. Es ist äußerst angenehm, wo man geht und steht, von französisch sprechenden Menschen umgeben zu sein. Ausländisches Stimmengemurmel im Hintergrund lenkt nicht ab, im Gegensatz zu inländischem.
    »Günner, gib mich mal den Grillwender.«
    Vielleicht geht es Luna ja genauso. Französisches Hundemurmeln um sie herum trägt zur Entspannung bei, weil sie nichts kapiert.
    Einige Phrasen jedoch scheinen international verständlich zu sein. Zum Beispiel, als wir den kiesbestreuten Garten der Auberge de la Tour in Aups betreten und sich zwischen den Restauranttischen ein kleiner, heller Hund aufpumpt.
    Helles Hündchen, schrill: »Das ist mein Restaurant, du Pfeife!«
    Luna, hundertzwanzig Dezibel: »Komm raus, Kastrat, das regeln wir vor der Tür!«
    Wiki, hundertneunzehn Dezibel: »Du hast gehört, was sie gesagt hat!«
    Englischer Gentleman, zehn Zentimeter neben Lunas Schä del ein Nudelgericht verzehrend: »Aaaaaaaaahhhh! Japs, zuck, zuck, japs!«
    Dickes rundes Wawa
    Von der Chuzpe einiger Hundehalter sollte ich mir wirklich eine Scheibe abschneiden. Man mäste einen Chihuahua mit Camembert, bis er rollt. Dann setze man sich am Strand direkt neben den Trampelpfad, wo andere Hundebesitzer mühselig auf Flipflops zum See hinunterbalancieren. Alsdann hetze man das dicke runde Wawa auf alle Neuankömmlinge, kommentiere das entstehende Chaos mit Tsts und habe Späßchen.
    Merke: Tsts ist kein Rückrufkommando!
    Was mache ich mir eigentlich immer so einen Kopf!?
    Der Kumpel vom dicken runden Wawa heißt Thibault. Thi bault ist eine reinrassige Landstraßenmischung. Sobald Thibault bellt, kreischen mindestens acht Personen aus seinem Rudel gleichzeitig:
    »Tibo!«
    »Tiboo!«
    »Tibooo!«
    »Tiiibo!«
    »Tiiiibo!«
    »Bo!«
    »Tibotibo!«
    »Tiboooooo!«
    Mit einem einzigen Wuff so viel Aufmerksamkeit zu generieren ist wunderbar. Da will man gar nicht mehr aufhören. Was auch nicht weiter stört. Der Lärm, den die zwölfköpfige, generationenübergreifende Wawatibomannschaft erzeugt, hat die Qualität eines Metallica-Konzerts.
    Mittendrin im infernalischen Krach steht das königbäuchige Familienoberhaupt würdevoll im See und angelt einen Fisch.
    Einen taubstummen, vermute ich mal.
    Medizinische Fragen
    Sind Hunde infarktgefährdet? Wenn man sich ein Leben lang täglich wegen jeder Kleinigkeit

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