Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
plötzlich, warum Denholm
und die anderen so weit von ihr entfernt auf der anderen Seite der
Bucht lebten. Es hätte gar nichts mit den Fischmenschen zu tun.
Sie hätten hier gar nicht leben können, selbst wenn es ihre unheimlichen Bewohner nicht gegeben hätte.
Irgend etwas ist hier. Es macht mir angst.
Plötzlich blieb Mike stehen. Er hatte eine Bewegung aus den
Augenwinkeln wahrgenommen, aber als er sich umdrehte und
genauer hinsah, war da nichts.
Was ist? fragte Astaroth alarmiert.
»Nichts«, antwortete Mike. »Ich muß mich… getäuscht haben.
Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.« »Aber das hättest du ja
gespürt, oder?«
Zu seiner nicht geringen Beunruhigung antwortete Astaroth
nicht, sondern begann sich nur ebenfalls mißtrauisch umzublikken, so daß Mike schließlich weiterging. Nach ein paar Schritten
blieb er wieder stehen und hob die Hand. »Dort!« sagte er. »Das
muß die Pyramide sein, von der du gesprochen hast.«
Er deutete auf ein schwarzes, gewaltiges Bauwerk, das sich
über den Dächern der Häuser vor ihnen erhob und eigentlich nur
eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Pyramide hatte. Aber obwohl Astaroth nicht auf seine Worte reagierte, wußte Mike,
daß dies ihr Ziel war. Das Gebäude strahlte die gleiche Fremdartigkeit und Kälte aus wie die gesamt Stadt, nur viel intensiver.
Es bereitete Mike schon Unbehagen, es nur anzusehen.
Das Gefühl wurde stärker, je weiter sie sich der Pyramide und
damit dem Zentrum der Stadt näherten. Der Gedanke an sich
mochte zwar vollkommen absurd sein, aber Mike war tief in
sich immer mehr davon überzeugt, daß diese ganze Stadt irgendwie lebendig und die schwarze Pyramide im Zentrum so
etwas wie ihr Herz war.
»Wo sind sie alle?« fragte er nach einer Weile.
Wer? erwiderte Astaroth.
»Die Fischmenschen«, antwortete Mike. »Sieh dich
doch
um. Diese Stadt ist groß genug für Zehntausende von ihnen. Wo
um alles in der Welt sind sie?«
Es hatte nicht damit gerechnet, aber nach ein paar Sekunden
antwortete Astaroth: Auf jeden Fall weit weg. Wären sie in der
Nähe, würde ich ihre Gedanken spüren. Vielleicht sind sie Serena
entgegengegangen.
Mike fuhr erschrocken zusammen. Auf diesen Gedanken war
er noch gar nicht gekommen – obwohl er an sich nahe lag. Er
wollte nicht daran denken, was das bedeuten würde – die Vorstellung, daß vielleicht alles, was Astaroth und er taten, schon
vergebens sein könnte, war einfach zu schrecklich.
Noch ein paarmal glaubte Mike, eine Bewegung zu gewahren,
und zumindest einmal war er vollkommen sicher, einen Schatten davonhuschen zu sehen, aber sie erreichten die schwarze
Pyramide im Zentrum der Stadt unbehelligt, und schließlich
lag der Eingang zu dem unheimlichen Gebäude vor ihnen.
Mike zögerte, es zu betreten. Es gab keine Wächter,
kein
Tor, nicht das mindeste Hindernis – aber schon der bloße Gedanke, einen Fuß in den verzerrten, von Schatten erfüllten Korridor jenseits der Tür zu setzen, erfüllte ihn mit fast körperlicher Übelkeit. Er spürte, daß diese Pyramide so sehr Teil einer
fremden, nicht für Menschen geschaffenen Welt war, daß er
darin nicht würde existieren können; wenigstens nicht lange,
und nicht, ohne einen Preis dafür zu zahlen.
Willst du umkehren? flüsterte Astaroths Stimme in seinen Gedanken. Ich könnte es verstehen. Mir ist auch nicht besonders
wohl bei der Vorstellung, dort hineinzugehen.
Einen Moment lang war Mike tatsächlich versucht, genau das
zu tun – umzukehren und so weit und so schnell zu laufen,
wie er nur konnte. Aber André war dort drinnen, und wenn er
schon hier draußen halb verrückt vor Angst und Entsetzen wurde, wie mußte es dann erst seinem Kameraden ergehen, der irgendwo in diesem Alptraum aus Stein und Schwärze gefangengehalten wurde?
Statt zu antworten, trat er mit einem entschlossenen Schritt
durch die Tür hindurch. Astaroth folgte ihm, wenn auch zögernd.
Langsam bewegten sie sich durch den Gang, der sich hinter
der Tür erstreckte. Mikes Herz klopfte zum Zerspringen. Alle
seine Sinne schienen verrückt zu spielen – ihm war gleichzeitig
heiß und kalt. Seine Augen schmerzten, und es war ihm unmöglich, irgendeinen Punkt in seiner Umgebung länger als eine Sekunde zu fixieren. Der Gang erstreckte sich vollkommen gerade
vor ihnen, und trotzdem behauptete sein Gleichgewichtssinn,
daß er bergauf ging; dann wieder hatte er das irrsinnige Gefühl,
kopfunter an der Decke entlangzumarschieren… Er durfte nicht
zu lange hier

Weitere Kostenlose Bücher