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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die anderen
stammten, die aber trotzdem ihre Heimat war. So hatte sich
schließlich nicht einmal ein Viertel von ihnen an Bord der
NAUTILUS eingefunden.
Sarah und ihre Familie waren nicht unter ihnen. Das Mädchen
stand Arm in Arm mit André neben Mike auf dem Deck der
NAUTILUS, aber sie war nur gekommen, um sich zu verabschieden, nicht, um sie zu begleiten.
Mike lächelte ihr zu, ehe er sich an André wandte. Der junge
Franzose erwiderte sein Lächeln, aber seine Augen schimmerten
feucht. Mike war der letzte, von dem er sich noch nicht verabschiedet hatte, und es war ihm anzusehen, wie schwer ihm dies
fallen würde.
»Du bist wirklich sicher, daß du hierbleiben willst?« fragte
Mike. »Es kann lange dauern, bis wir zurückkommen. Vielleicht
Jahre.«
»Und vielleicht nie, ich weiß«, sagte André. »Trotzdem, mein
Entschluß steht fest.« Er schloß seinen Arm fester um Sarahs
Schulter. »Ich bleibe hier. Vielleicht verschlägt es euch ja doch
noch einmal hierher.«
»Bestimmt«, sagte Mike, obwohl er nicht sicher war, daß er
dieses Versprechen wirklich halten konnte. Sie hatten sich fest
vorgenommen, wiederzukommen, aber wer wußte schon, was
die Zukunft brachte? Und wenn die NAUTILUS erst einmal
abgefahren war, dann war André hier unten ebenso gefangen
wie alle anderen.
Aber er sprach nichts davon aus. Der Anblick des Jungen und
des blonden Mädchens, die eng aneinandergeschmiegt vor ihm
standen, machte es ihm unmöglich.
Vielleicht hätte er André
tatsächlich überreden können, sie zu begleiten, aber er hatte
nicht das Recht, sich in sein Leben zu mischen. André hatte sein
Glück gefunden.
Plötzlich spürte er einen dicken Kloß im Hals. Seine
Augen
begannen zu brennen. »Ich hasse große Abschiedsszenen«, sagte
er mühsam. »Also dann – macht es gut, ihr zwei.«
Und damit fuhr er herum und rannte so schnell zur Einstiegsluke des Schiffes zurück, daß André nicht einmal
Zeit
blieb, seine Worte zu erwidern. Mike vermied es, ihn und das
Mädchen noch einmal anzusehen, sondern schloß den stählernen
Deckel über sich, so rasch er nur konnte, und kletterte hastig die
Leiter hinunter.
Trautman erwartete ihn bereits. Neben ihm standen Serena
und ein dunkelhaariger Mann, den er in den letzten Tagen darin unterwiesen hatte, das Steuer der NAUTILUS zu bedienen,
und zwischen den beiden hockte Astaroth.
»Sind sie fort?« fragte Trautman.
Mike nickte wortlos. Über ihnen polterten die Schritte Andres
und Sarahs, als sie das Deck der NAUTILUS überquerten, um zu
dem Boot zu gelangen, das an seiner Seite festgemacht hatte.
Mike hatte bis jetzt geglaubt, sich in der Gewalt zu haben, aber
es war ihm deutlich anzusehen, was er fühlte, denn Trautman
streckte plötzlich den Arm aus und legte ihm mit einer väterlichen Geste die Hand auf die Schulter.
»Es tut weh, einen Freund zu verlieren«, sagte er. »Aber
André weiß, was er tut. Er hört auf die Stimme seines Herzens,
und das ist niemals falsch.«
»Ich weiß«, murmelte Mike. Nun liefen ihm wirklich
die
Tränen über das Gesicht, aber er kämpfte nicht dagegen an, und
seltsam: Er schämte sich ihrer nicht einmal, obwohl Trautman,
der Fremde und Serena dabei waren. Vielleicht weil er in den
Augen des Mädchens dasselbe warme Lächeln entdeckte, das er
auch in Andres und Sarahs Blicken gelesen hatte. Serena hatte
sich wirklich verändert. Sie litt sicherlich schwer unter dem
Verlust, den sie hatte hinnehmen müssen, denn sie war von
einer Sekunde auf die andere von einer Prinzessin zu einem ganz
normalen Mädchen, von einer Magierin zu einem ganz normalen
Menschen geworden. Mike hatte es niemandem gesagt, aber im
stillen bewunderte er die Stärke, mit der Serena diese Verwandlung verkraftet hatte.
»Immerhin sind wir noch genauso viele wie vorher«, sagte er
mit einem erzwungenen Lächeln in Serenas Richtung. »Es bleibt
doch dabei – du gehst nicht mit ihnen, sondern bleibst bei uns?«
»Aber natürlich.« Serena lächelte. »Das hier ist immer
noch
mein Schiff, hast du das vergessen?«
Trautman räusperte sich. »Also, darüber sollten wir
noch
reden«, sagte er. »Aber ich bin sicher, wir finden eine Lösung.
Sobald wir einen Ort gefunden haben, an dem unsere Passagiere sicher an Land gehen können, besprechen wir das weitere
Schicksal der NAUTILUS. Er wandte sich an den Mann am
Steuerruder.« »Fertig?« Der Dunkelhaarige nickte und deutete
durch eines der beiden großen Fenster nach draußen. Das Boot,
mit dem André und

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