Herren des Wetens
und be-förderte ihn kraft seines Willens etwa fünfzig Fuß hoch in die Luft.
Der Mann war sich seiner Lage offenbar nicht sogleich bewußt, denn er hieb nutzlos weiterhin durch die Leere um sich.
Der Kampf war bald vorüber. Die letzten roten Strahlen der un-tergehenden Sonne verloren sich im nassen Rot im Gras am Klippenrand, und der Boden war mit zerbrochenen Klingenstücken und blutigen Pelzfetzen übersät.
»Irgendwie fühle ich mich jetzt ein wenig besser«, gestand Garion und wischte sein Schwert an der Fellkleidung eines gefallenen Cherekers ab. Er stellte fest, daß auch der Stein am Schwertgriff wie in feuriger Befriedigung glühte.
Polgara untersuchte kühl zwei bewußtlose Überlebende. »Die beiden werden eine Weile schlafen«, bemerkte sie, während sie ein Lid des einen hochhob, um sich zu vergewissern. »Schaff den da herunter, Vater!« Sie deutete auf den Chereker, den Belgarath in leerer Luft schweben ließ. »In einem Stück, wenn ich bitten darf. Ich möchte ihn befragen!«
»Ja, natürlich, Pol.« Die Augen des alten Zauberers glänzten, und er grinste über das ganze Gesicht.
»Vater!« tadelte sie. »Wann wirst du endlich erwachsen?«
»Aber Polgara!« tat er entrüstet. »Wie kannst du so etwas sagen!«
Dem schwebenden Chereker war seine Situation endlich bewußt geworden und er hatte sein Schwert fallen lassen. Am ganzen Leib bebend hing er in der Luft, und seine Augen drohten ihm aus dem Gesicht zu quellen. Als Belgarath ihn sanft auf dem Boden absetzte, sackte er zu einem Häufchen Elend zusammen. Der alte Mann packte ihn fest am Kragen seines Pelzkittels und zog ihn hoch. »Weißt du, wer ich bin?« Ganz nahe stieß er sein Gesicht an das des zitternden Gefangenen.
»Ihr – ich…«
»Weißt du es?« Belgaraths Stimme kam dem Knallen einer Peitsche sehr nahe.
»Ja«, würgte der Bursche.
»Dann weißt du auch, daß ich dich wieder in die Luft befördern würde und dort hängenließe, wenn du versuchtest wegzulaufen. Du weißt, daß ich das kann, nicht wahr?«
»Ja.«
»Das wird nicht nötig sein, Vater«, sagte Polgara kühl. »Dieser Mann wird sehr hilfsbereit sein.«
»Ich werde keinen Ton sagen!« rief der Gefangene, doch die Angst in seinen Augen vermochte er nicht zu verbergen.
»Meinst du?« Ihr Lächeln ließ sein Blut gefrieren. »Du wirst alles erzählen. Du wirst wochenlang reden, wenn ich es möchte!« Sie blickte ihn durchdringend an und machte eine knappe Bewegung mit der Linken vor seinem Gesicht. »Paß gut auf«, riet sie ihm. »Genieße jede Einzelheit.«
Der bärtige Chereker starrte in die leere Luft vor sich, und sein Gesicht wurde kreidebleich. Vor Entsetzen quollen ihm die Augen hervor, und er taumelte schreiend rückwärts. Grimmig krümmte sie die Finger, als wolle sie ihn festhalten, und sofort blieb er stehen.
»Du kannst davor nicht weglaufen«, sagte sie. »Und wenn du nicht sprichst, wirst du es bis zu deinem Tod vor Augen haben.«
»Nehmt es weg!« kreischte er. »Bitte! Ich tue alles – alles!«
»Ich frage mich, wie sie das gelernt hat«, flüsterte Belgarath Garion zu. »Ich schaffe es nie – und ich habe es wahrhaftig oft genug versucht!«
»Jetzt wird er dir alles sagen, was du wissen möchtest, Garion«, versicherte ihm Polgara. »Er weiß, was mit ihm geschehen wird, wenn er es nicht tut.«
»Was habt ihr mit meinem Sohn gemacht?« fragte Garion den von Grauen erfüllten Chereker.
Der Gefangene schluckte schwer, dann straffte er trotzig die Schultern. »Er ist weit außerhalb Eurer Reichweite, König von Ri-va.«
Ungeheure Wut packte Garion, und ohne zu überlegen, griff er über die Schulter nach seinem Schwert.
»Garion!« warnte Polgara scharf.
Der Bärenkultmann zuckte zurück, und wieder wurde er totenblaß. »Euer Sohn lebt«, rief er hastig. Dann zog ein selbstgefälliger Ausdruck über sein Gesicht. »Aber wenn Ihr ihn wiederseht, wird er Euch töten!«
»Was redest du da?«
»Ulfgar hat die Orakel befragt. Ihr seid nicht der Rivanische Kö-
nig, dessen wir all die Jahrhunderte harrten. Der nächste König von Riva wird Alorien wiedervereinigen und uns gegen die Reiche des Südens führen. Euer Sohn, Belgarion! Und er wird uns führen, denn er wird in unserem Glauben erzogen werden!«
»Wo ist mein Sohn?« brüllte Garion ihn an.
»Wo Ihr ihn nie finden werdet!« höhnte der Gefangene. »Wir werden ihn im wahren Glauben erziehen, wie es sich für einen alornischen Monarchen schickt. Und wenn er groß ist, wird
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