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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Prophezeiungen – die Grolims nennen sie Orakel – von einem Ort namens Ashaba im Karandesegebirge. Urvon staubte sie ab und dreht den Wortlaut nun so, daß Torak zurückkehren wird – daß er nicht wirklich tot ist oder daß er wiederaufersteht oder möglicherweise wiederge-boren wird.«
    »So ein Unsinn!« schnaubte Belgarath.
    »Natürlich, aber irgendwas mußte er tun. Die Grolimkirche wand sich wie eine kopflose Schlange, und 'Zakath war nahe daran, alle abzuwürgen, um sicherzugehen, daß jedesmal, wenn ein Angarakaner sich verbeugte, allein er das Ziel dieser Verehrung wäre. Und Urvon sorgte dafür, daß nur sehr wenige Abschriften dieser Ashabiner Orakel herumlagen; er hat sich alles mögliche ausgedacht und behauptet, er habe das in den Prophezeiungen gefunden. Das ist ziemlich das einzige, was 'Zakath im Augenblick zurückhält, und wahrscheinlich würde nicht einmal das was nutzen, wenn der Kaiser nicht so sehr damit beschäftigt wäre, jeden Baum, an dem er vorbeikommt, mit einem Murgos oder auch zwei zu schmücken.«
    »Hattest du irgendwelche Schwierigkeiten, dich in Mallorea umzusehen?«
    Beldin schnaufte verächtlich. »Natürlich nicht! Niemand achtet auf das Gesicht eines Buckligen. Die meisten könnten dir nicht einmal sagen, ob ich ein Alorner oder ein Maraganer bin. Außer meinem Höcker sehen sie nichts.« Er stand auf, trat ans Faß und schenkte sich nach. »Belgarath«, fragte er sehr ernst, »sagt dir der Name Cthrag Sardius etwas?«
    »Sardius? Meinst du Sardonyx?«
    Beldin zuckte die Schultern. »Die Malloreaner nennen ihn Cthrag Sardius. Wo liegt da der Unterschied?«
    »Sardonyx ist ein Halbedelstein – leicht orange mit milchigweißen Streifen. Er ist weder sehr selten noch sonderlich reizvoll.«
    »Das paßt nicht so recht zu dem, was ich bei den Malloreanern gehört habe.« Beldin runzelte die Stirn. »So, wie sie von ihm sprechen, muß es ein ganz bestimmter Stein von ganz bestimmtem Wert sein.«
    »Welche Art von Wert?«
    »Da bin ich mir nicht sicher. Ich verstand nur soviel, daß jeder Grolim in Mallorea seine Seele für ihn gäbe.«
    »Er könnte eine Art Symbol bei ihnen sein – etwas, das mit dem Machtkampf dort zu tun hat.«
    »Möglich, aber warum nennen sie ihn Cthrag Sardius? Das Auge Aldurs nannten sie ›Cthrag Yaska‹, erinnerst du dich? Da könnte doch eine Verbindung zwischen Cthrag Sardius und Cthrag Yaska bestehen, meinst du nicht? Und wenn, sollten wir uns vielleicht nä-
    her damit befassen.«
    Belgarath blickte ihn forschend an, dann seufzte er. »Ich dachte, jetzt, da Torak tot ist, könnten wir uns ausruhen.«
    »Du hast ein ganzes Jahr Zeit gehabt, dich auszuruhen.« Beldin zuckte die Schultern. »Noch ein bißchen länger, und du wirst behä-
    big.«
    »Du bist ausgesprochen widerlich, weißt du das?«
    Beldin grinste. »Ja«, bestätigte er. »Ich dachte, das wüßtest du schon lange.«
    Am nächsten Morgen sortierte Belgarath fein säuberlich einen wahren Berg von raschelnden Pergamenten und bemühte sich, eine Art Ordnung in jahrhundertealtes Chaos zu bringen. Botschaft sah dem Alten eine Weile stumm zu, dann trat er ans Fenster und schaute hinunter auf die sonnenbeschienene Wiese. Eine Meile entfernt sah er noch einen Turm, ein hohes, schmales Bauwerk, das irgendwie friedlich wirkte.
    »Hast du was dagegen, wenn ich hinausgehe?« fragte er Belgarath.
    »Was? Nein, ist schon gut. Nur lauf nicht zu weit weg.«
    »Tu ich nicht«, versprach Botschaft und ging zur Wendeltreppe, die im kühlen Dämmerlicht nach unten führte.
    Die frühe Morgensonne fiel schräg auf die taufeuchte Wiese, Ler-chen trillerten und flogen durch die süß duftende Luft. Ein braunes Kaninchen hoppelte aus dem hohen Gras und betrachtete Botschaft neugierig. Dann setzte es sich auf die Hinterläufe und kratzte sich mit einer eifrigen Hinterpfote heftig die langen Ohren.
    Botschaft war jedoch nicht aus dem Turm gekommen, bloß um irgendwas zu spielen, und auch nicht, um Kaninchen zuzusehen. Er hatte ein Ziel. Und so stapfte er durch die Wiese auf den Turm zu, den er von Belgaraths Fenster aus gesehen hatte.
    Allerdings hatte er nicht mit dem Tau gerechnet, und bis er bei dem einsamen Bau ankam, waren seine Füße unangenehm naß. Er ging mehrmals um die Grundmauern herum, und seine Füße
    quatschten in den durchweichten Stiefeln.
    »Ich habe mich schon gefragt, wie lange du brauchen würdest, bis du dich hier sehen läßt«, sagte eine angenehm ruhige Stimme.
    »Ich habe Belgarath

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