Herren des Wetens
»Na gut. Machen wir es kurz: Kal Torak wälzte Drasnien nieder, belagerte acht Jahre lang die algarische Feste und durchquerte dann Ulgoland bis zum Tief-land von Arendien. Die Armeen der Vereinten Königreiche des Westens stellten ihn bei Vo Mimbre, und er wurde in einem Zweikampf mit dem Rivanischen Hüter besiegt.«
»Aber nicht getötet.«
»Nein, nicht getötet. Der Hüter stieß ihm das Schwert durch den Kopf, aber das brachte Torak nicht um. Er fiel lediglich in einen Schlafbann, bis wieder ein König auf dem Thron von Riva saß.«
»Belgarion«, murmelte Botschaft.
»Richtig. Was dann geschehen ist, weißt du. Du warst ja dabei.«
Botschaft seufzte. »Ja«, sagte er.
Belgarath wandte sich erneut Beldin zu. »Also gut, was geht in Mallorea vor?«
»Nicht viel anderes als eh und je.« Beldin nahm einen tiefen Schluck Bier und rülpste laut. »Die Bürokratie hält nach wie vor alles zusammen. Immer noch gibt es Komplotte und Intrigen in Melcene und Mal Zeth. Karanda und Darshiva und Gandahar stehen am Rande einer offenen Rebellion, und die Grolims haben nach wie vor Angst, sich Kell zu nähern.«
»Die Grolimkirche gibt es also immer noch?« Das überraschte Belgarath offenbar. »Ich dachte, die Bürgerschaft hätte etwas gegen sie unternommen – wie in Mishrak ac Thull. Ich hörte, daß die Thulle Grolims als Brennstoff für ihre Freudenfeuer benutzten.«
»Kal Zakath hat Orders nach Mal Zeth geschickt, woraufhin die Armee einschritt und dem Gemetzel ein Ende machte«, erklärte Beldin. »Wenn man schließlich König und Gott sein will, braucht man auch eine Kirche. Offenbar findet 'Zakath es einfacher, sich der bereits vorhandenen zu bedienen.«
»Was hält Urvon von dieser Idee?«
»Er mischt sich im Augenblick nicht ein. Ehe die Armee einmarschierte, fanden die Malloreaner es sehr unterhaltsam, Grolims an Eisenhaken baumeln zu lassen. Urvon hat sich nach Mal Yaska zu-rückgezogen und hält sich still wie ein Mäuschen. Meiner Meinung nach glaubt er, daß Seine Erhabene Majestät Kal Zakath nur übersehen hat ihn zu töten. Urvon ist eine glitschige Schlange, aber kein Dummkopf.«
»Ich bin ihm nie begegnet.«
»Da hast du nichts versäumt«, brummte Beldin. Er streckte Belgarath seinen Krug entgegen. »Willst du nicht endlich nachfüllen?«
»Du säufst mir mein ganzes Bier weg, Beldin!«
»Du brauchst ja bloß wieder ein Faß zu stehlen. Die Zwillinge verschließen ihre Türen nie. Jedenfalls war Urvon ein Jünger Toraks, genau wie Ctuchik und Zedar. Er hat jedoch nicht eine einzige ihrer guten Seiten.«
»Als ob sie welche gehabt hätten!« knurrte Belgarath und gab ihm den gefüllten Krug.
»Verglichen mit Urvon doch. Er ist der geborene Speichellecker, ein kriecherischer, heimtückischer Halunke!
Selbst Torak verachtete ihn. Doch wie alle mit seinen lie-benswerten Wesenszügen nutzte er seine Machtposition aus, kaum daß er sie hatte. Es genügt ihm nicht, daß die Leute sich vor ihm verneigen, er will, daß sie sich auf den Bauch werfen!«
»Du magst ihn offenbar nicht«, stellte Belgarath fest.
»Ich verabscheue diesen scheckigen Heimtücker!«
»Scheckig?«
»Er hat völlig farblose Flecken im Gesicht und an den Händen –
als hätte er eine eklige Krankheit. Ich weiß, es gibt manche, die mich für häßlich halten, aber Urvon könnte mit seinem Aussehen sogar Trolle in die Flucht jagen. Nun, jedenfalls, wenn Kal Zakath beabsichtigt, die Grolimkirche zur Staatskirche zu machen, mit seinem Bild statt Toraks auf dem Altar, wird er erst mal was gegen Urvon unternehmen müssen. Und Urvon kriecht nicht aus seinem Loch in Mal Yaska heraus und ist ständig von Grolimzauberern umgeben.
Es wird 'Zakath nicht glücken, auch nur in seine Nähe zu gelangen.
Nicht einmal ich schaffe es. Alle hundert Jahre oder so versuche ich es, in der Hoffnung, daß jemand unvorsichtig ist und es mir gelingen könnte, seine Eingeweide an einem scharfen Haken aufzuhängen! Nein, wahrscheinlich würde ich was anderes mit ihm tun, nämlich ihn auf dem Gesicht über glühende Kohlen ziehen, und zwar ein paar Wochen lang!«
Belgarath staunte offenbar über die Heftigkeit des kleinen Mannes. »Das ist also alles, was er tut? Sich in Mal Yaska verkriechen?«
»Wohl kaum! Sogar im Schlaf schmiedet Urvon Ränke. In den vergangenen eineinhalb Jahren – seit Belgarion Torak mit dem Schwert durchbohrte – versucht er seine Kirche zu erhalten, soviel noch davon übrig ist. Es gibt einige uralte, verstaubte
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