Herren des Wetens
daß es etwas von dir ist, etwas, dem dein Geruch anhaftet. Er soll sich an deinen Geruch gewöhnen und an die Vorstellung, daß es richtig ist, wenn etwas, das wie du riecht, auf seinem Rücken ist.«
»Er weiß doch bereits, wie ich rieche, nicht wahr?« fragte Botschaft.
»Das ist ein kleines bißchen anders«, erwiderte Hettar. »Du mußt die Sache langsam angehen. Du darfst ihn nicht erschrecken. Wenn er erschrickt, wird er versuchen, dich abzuwerfen.«
»Wir sind Freunde«, bemühte sich Botschaft, ihm zu erklären. »Er weiß, daß ich nichts tun würde, das ihm weh tut, warum sollte da er versuchen etwas zu tun, was mir weh täte?«
Hettar schüttelte den Kopf und blickte über das wellige Grasland.
»Tu es so, wie ich es erklärt habe, Botschaft«, sagte er geduldig.
»Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
»Wenn du es wirklich möchtest«, entgegnete Botschaft. »Aber ich halte es für eine schreckliche Zeitvergeudung.«
»Vertrau mir.«
Gehorsam legte Botschaft mehrmals einen seiner alten Kittel auf den Rücken des Pferdes, das ihn neugierig anschaute und sich offenbar wunderte, was er da machte. Botschaft wünschte sich, er könne Hettar begreiflich machen, daß all das nicht notwendig war.
Sie hatten bereits einen guten Teil des Vormittags mit des falkenge-sichtigen algarischen Kriegers vorsichtigem Beginn der Pferdeaus-bildung vertrödelt. Hätten sie es gleich richtig angepackt, das wußte Botschaft, würden er und der Hengst bereits über die grasige Weite der Hügel und Täler galoppieren.
»Genügt das?« erkundigte sich Botschaft, nachdem er den Kittel noch ein paarmal auf den Pferderücken gelegt hatte. »Darf ich jetzt aufsitzen?«
Hettar seufzte. »Sieht so aus, als müßtest du es auf die harte Weise lernen. Klettere schon hoch, wenn du unbedingt willst. Aber versuch eine weiche Stelle zum Landen zu finden, wenn er dich ab-wirft.«
»Das tut er nicht«, versicherte ihm Botschaft überzeugt. Er legte die Hand auf den Nacken des dunklen Fuchses und führte ihn zu einem weißen Felsbrocken, der aus dem Gras ragte.
»Solltest du ihn nicht zuerst zäumen?« meinte Hettar. »Dann hast du wenigstens etwas, woran du dich festhalten kannst.«
»Lieber nicht«, antwortete Botschaft. »Ich glaube nicht, daß ihm das gefallen würde.«
»Mach was du willst«, sagte Hettar. »Nur versuch, dir nichts zu brechen, wenn du fällst.«
»Oh, ich glaube nicht, daß ich fallen werde.«
»Sag mal, weißt du, was das Wort ›wetten‹ bedeutet?«
Botschaft lachte bloß und kletterte auf den Felsblock. »Jetzt geht es los!« Er schwang ein Bein über den Pferderücken. Der Hengst drehte den Kopf und schaute ihn mit den großen, klaren Augen verwundert an.
»Halt dich fest«, warnte Hettar, aber er war etwas verwirrt und seine Stimme nicht ganz fest.
»Er ist schon in Ordnung«, versicherte ihm Botschaft. Er zog die Beine an und berührte den Hengst nicht einmal mit den Fersen. Das Pferd machte versuchsweise einen Schritt, dann drehte es wieder fragend den Kopf.
»Ja, so ist es richtig«, ermutigte ihn Botschaft.
Der Hengst machte ein paar weitere Schritte und blickte aufs neue über seine Schulter.
»Gut!« Botschaft tätschelte seinen Nacken. »Sehr, sehr gut!«
Das Pferd tänzelte begeistert.
»Paß auf!« rief Hettar besorgt.
Botschaft beugte sich vor und deutete auf einen grasigen Hügel, etwa eine Viertelmeile südwestwärts. »Wie wär's, wenn wir dorthin reiten?« sagte er in die aufmerksam gespitzten Ohren des Tieres.
Das Pferd sah aus, als zittere es vor Freude. Es raste so schnell es konnte zu dem Hügel. Auf der Kuppe angekommen, hielt es an und tänzelte stolz. »Gut gemacht«, lobte Botschaft und lachte erfreut.
»Was hältst du davon, wenn wir zu dem Baum auf dem Hügel ganz weit da drüben galoppieren?«
»Es war unnatürlich«, sagte Hettar düster, als sie an diesem Abend im goldenen Feuerschein um den Tisch in Poledras Haus saßen.
»Es geht doch recht gut«, beruhigte ihn Durnik.
»Aber er macht alles verkehrt!« regte sich Hettar auf. »Das Pferd hätte sich aufbäumen und um sich schlagen müssen, als er ohne Vorbereitung auf seinen Rücken kletterte. Und man sagt einem Pferd nicht, wo es hinlaufen soll, sondern lenkt es. Dafür sind die Zügel da!«
»Botschaft ist ein ungewöhnlicher Junge«, erklärte Belgarath,
»und der Hengst ist ein ungewöhnliches Pferd. Solange sie miteinander auskommen und sich verstehen, was spielt es da schon für eine Rolle?«
»Es
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