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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Truppen zu unterhalten. Doch das trifft jetzt nicht mehr zu. Die Krone stellt ihre eigenen Streitkräfte auf. Eröffnet ein Edelmann jedoch ein Geschäft, braucht er keine Umsatzsteuer zu entrichten; dabei ist der einzige Unterschied zwischen ihm und jedem anderen Geschäftsmann, Handwerker oder ansonsten Selbständigen, daß er einen Titel trägt. Sein Geschäft ist nicht anders als meines, er verbringt seine Zeit auf die gleiche Weise wie ich – ich freilich muß Steuern zahlen, er dagegen nicht.«
    »Das muß neu geregelt werden«, erklärte Garion. »Wir streichen diese Sonderregelung für Edelleute.«
    »Das wird ihnen nicht gefallen«, warnte Joran.
    »Muß es ja auch nicht.«
    »Ihr seid ein gerechter König, Eure Majestät.«
    »Ich weiß nicht«, brummte Garion. »Wie viele Edelleute betreiben ein Geschäft oder Handwerk hier in der Stadt?«
    Joran zuckte die Schultern. »Etwa zwei Dutzend, nehme ich an.«
    »Und wie viele Geschäftsleute und Handwerker ohne Titel?«
    »Hunderte.«
    »Ich nehme lieber den Haß von zwei Dutzend als von mehreren Hundert in Kauf.«
    »So hatte ich es nicht gesehen«, gab Joran zu.
    »Ich fürchte, ich muß so was in Betracht ziehen.« Garion schnitt ein Gesicht.

    In den folgenden Wochen kam es zu einer Reihe von Stürmen, die über das Meer daherzogen und die Felseninsel mit schweren Regengüssen peitschten. Das Wetter war in Riva nie längere Zeit, was man schön nennen würde, und für die Rivaner gehörten diese Sommerstürme zur Jahreszeit, sie waren daran gewöhnt. Ce'Nedra aber war im fernen Süden, im sonnigen Tol Honeth, aufgewachsen, und die feuchte Kälte, die jedesmal, wenn der Himmel sich grau von Regenwolken färbte, in die Zitadelle eindrang, bedrückte sie und machte sie gereizt. Gewöhnlich zog sie sich zu diesen Zeiten in den bequemen grünen Samtsessel am Feuer zurück, mit einer Decke, einer Tasse Tee und einem dicken Buch – meistens einem arendischen Liebesroman, der sich ausführlich mit dem Mut unwahrscheinlich edler Ritter und den Tugenden holder Maiden beschäftigte, die ständig in irgendwelche Gefahren gerieten, aus denen sie gerettet werden mußten. Doch allzu lange Abgeschlossenheit ließ sie fast immer ihr Buch vergessen und sich auf Suche nach anderer Ablenkung begeben.
    Eines Vormittags, als der Wind in den Schornsteinen heulte und der Regen gegen die Fensterscheiben trommelte, betrat sie das Arbeitsgemach, in dem Garion über einem ausführlichen Bericht über Wollerzeugung auf Kronland im Norden saß. Die kleine Königin trug ein hermelinverbrämtes Gewand aus grünem Samt und wirkte unzufrieden. »Was machst du?« fragte sie.
    »Ich lese einen Bericht über Wolle«, antwortete er.
    »Warum?«
    »Weil ich finde, daß ich darüber Bescheid wissen sollte. Alle stehen mit ernsten Gesichtern herum und unterhalten sich über Wolle.
    Es ist offenbar schrecklich wichtig für sie.«
    »Interessiert es dich wirklich so sehr?«
    Er zuckte die Schultern. »Die Einnahmen von der Wolle helfen die Rechnungen bezahlen.«
    Ce'Nedra trat ans Fenster und starrte in den Regen. »Wird er denn nie aufhören?«
    »Irgendwann einmal sicher.«
    »Ich glaube, ich schicke nach Arell. Vielleicht können wir in die Stadt gehen und uns in den Läden umsehen.«
    »Es ist ziemlich naß, Ce'Nedra.«
    »Ich kann ja eine Pelerine tragen, und ein bißchen Regen wird mich schon nicht gleich schmelzen. Gibst du mir etwas Geld?«
    »Ich habe dir doch erst vorige Woche welches gegeben.«
    »Das habe ich ausgegeben. Jetzt brauche ich mehr.«
    Garion legte den Bericht zur Seite und trat an einen schweren Schrank an der Wand. Er kramte einen Schlüssel aus einer Tasche seines Wamses, öffnete den Schrank und zog die oberste Lade heraus. Ce'Nedra kam herüber und blickte neugierig hinein. Die Lade war etwa bis zur Hälfte mit Münzen gefüllt, Gold, Silber und Kupfer kunterbunt durcheinander.
    »Wo hast du denn das alles her?«
    »Man bringt es mir von Zeit zu Zeit«, antwortete Garion. »Ich werfe es da hinein, weil ich es nicht mit mir herumtragen möchte.
    Ich dachte, du wüßtest davon.«
    »Woher? Du erzählst mir ja nie etwas. Wieviel Geld hast du denn da drinnen?«
    Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Garion!« rief sie bestürzt. »Zählst du es denn nicht einmal?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Es ist offensichtlich, daß du kein Tolnedrer bist. Das ist doch nicht etwa die Staatskasse?«
    »Nein, die wird anderswo aufbewahrt. Das hier ist nur für persönliche

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