Herren des Wetens
du, daß du mich jeder Zeit loswerden kannst. Ich habe doch selbst gesehen, wie du mit diesen hohlköpfigen Alornerinnen mit ihren langen blonden Zöpfen und ihren Milchkuhbrüsten geliebäugelt hast! Jetzt ist deine Chance, Garion. Welche wirst du erwählen?«
»Bist du damit fertig?«
Sie kniff die Augen zusammen. »Ich verstehe«, sagte sie. »Jetzt bin ich nicht nur unfruchtbar, ich bin auch hysterisch!«
»Nein, du bist lediglich hin und wieder ein bißchen dumm, das ist alles.«
»Dumm?«
»Das ist jeder dann und wann«, fügte er völlig ruhig hinzu.
»Menschen sind nun mal so. Tatsächlich überrascht es mich ein wenig, daß du nicht mit allem möglichen um dich schmeißt!«
Sie warf einen raschen, schuldbewußten Blick in die Richtung einiger Scherben.
Dieser Blick entging ihm nicht. »Oh! Das hast du also bereits getan. Da bin ich aber froh, daß ich nicht hier war. Es ist schwierig, mit jemandem vernünftig zu reden, wenn man fliegendem Geschirr ausweichen muß und der andere Verwünschungen ausstößt!«
Ce'Nedra errötete.
»Also geflucht hast du auch? Manchmal frage ich mich wirklich, wo du all diese Schimpfwörter gelernt hast. Wie hast du herausgefunden, was sie bedeuten?«
»DU fluchst die ganze Zeit!« beschuldigte sie ihn.
»Ich weiß«, gab er zu. »Ist es nicht schrecklich ungerecht? Ich darf es, du jedoch nicht.«
»Ich möchte wissen, wer diese Regel aufgestellt hat«, fing sie an, doch dann kniff sie die Augen wieder zusammen. »Du willst ja bloß das Thema wechseln!«
»Nein, Ce'Nedra, das tat ich bereits. Mit dem anderen kamen wir nicht weit. Du bist nicht unfruchtbar, und ich werde mich nicht von dir scheiden lassen, egal wie lange die Zöpfe irgendeiner anderen sind oder wie – ach, vergiß es!«
Sie blickte ihn an. »O Garion, und wenn ich es doch bin?« flüsterte sie kleinlaut. »Unfruchtbar, meine ich.«
»Das ist absurd, Ce'Nedra. Darüber wollen wir nicht einmal sprechen!«
Der anhaltende Zweifel in den Augen der Rivanischen Königin verriet jedoch unmißverständlich, daß sie sich weiterhin Sorgen deshalb machen würde, auch wenn sie nicht darüber sprachen.
12
u dieser Jahreszeit war das Meer der Stürme besonders gefähr-Zlich, deshalb sah Garion sich gezwungen, einen vollen Monat zu warten, ehe er einen Kurier zum Aldurtal schicken konnte. Inzwischen hatten spätherbstliche Schneestürme die Pässe des ostsendari-schen Gebirges unpassierbar gemacht, und der königliche Sendbote mußte im wahrsten Sinne des Wortes den ganzen Weg über die Ebenen Algariens waten. Durch diese Verzögerungen war es fast Erastide, bis Tante Pol, Durnik und Botschaft am verschneiten Kai des Hafens von Riva ankamen. Nur einem Zufall hatten sie es zu verdanken, wie Durnik Garion erzählte, daß sie auf Kapitän Greldik gestoßen waren, den selbst die stürmischste See nicht abzuschrecken vermochte. Ohne ihn wäre die Überfahrt unmöglich gewesen. Polgara sprach noch kurz mit dem unerschütterlichen Seemann, ehe sie die schier endlose Treppe zur Zitadelle hochstiegen. Garion bemerkte überrascht, daß Greldik sofort wieder ablegte.
Polgara schien der Ernst des Problems, dessentwegen Garion nach ihr geschickt hatte, nicht zu beeindrucken. Sie unterhielt sich nur zweimal mit ihm darüber und stellte ein paar sehr direkte Fragen, daß seine Ohren aufglühten. Ihre Gespräche mit Ce'Nedra waren etwas länger, aber nicht viel. Garion hatte das Gefühl, daß sie auf jemanden oder etwas wartete, ehe sie sich eingehend mit der Sache beschäftigen wollte.
Die Erastidefeier war dieses Jahr in Riva etwas gedrückt. Obgleich es sehr schön war, Polgara, Durnik und Botschaft an diesem Festtag hier zu haben, dämpfte doch bei Garion die Besorgnis über das Problem, mit dem Brand zu ihm gekommen war, seine Freude an dem Fest.
Mehrere Wochen später, an einem schneereichen Nachmittag, fand Garion Polgara und Ce'Nedra im königlichen Gemach vor, bei einem molligen Feuer und duftendem Tee, in ein ruhiges Gespräch vertieft. Die Neugier, die seit Ankunft seiner Gäste in ihm gewachsen war, überwältigte ihn nun.
»Tante Pol«, begann er.
»Ja, Liebes?«
»Du bist jetzt fast einen Monat hier.«
»Oh, ist es schon so lange? Wie schnell doch die Zeit mit Menschen vergeht, die man liebt.«
»Weißt du, da ist immer noch dieses kleine Problem«, erinnerte er sie.
»Ja, Garion«, antwortete sie geduldig. »Das ist mir durchaus be-wußt.«
»Unternehmen wir etwas dagegen?«
»Nein«, erwiderte sie
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