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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ruhig, »jedenfalls noch nicht.«
    »Es ist aber ziemlich wichtig, Tante Pol. Ich möchte dich ja nicht drängen, doch…« Hilflos unterbrach er sich.
    Polgara stand auf und trat ans Fenster. Sie blickte hinaus auf den kleinen Garten unmittelbar davor. Er war tief verschneit, und die beiden ineinander verschlungenen Eichen, die Ce'Nedra bei ihrer Vermählung gepflanzt hatte, beugten sich leicht unter der weißen Last. »Wenn du älter wirst, lernst auch du Geduld, Garion«, sagte sie und schaute ernst hinaus. »Alles hat seine Zeit. Die Lösung zu eurem Problem ist gar nicht so schwierig, doch ist eben noch nicht die richtige Zeit, es anzugehen.«
    »Das verstehe ich nicht, Tante Pol.«
    »Dann wird dir nichts übrigbleiben, als mir ganz einfach zu vertrauen, nicht wahr?«
    »Natürlich tue ich das, Tante Pol. Es ist nur…«
    »Was, Liebes?«
    »Nichts.«
    Im Spätwinter kehrte Kapitän Greldik aus dem Süden zurück. Ein Sturm hatte eine Plankenverbindung gesprengt, und das Schiff schöpfte Wasser, als es schwerfällig um die Landzunge zum Hafen bog.
    »Ich dachte schon, ich müßte das letzte Stück schwimmen«, brummte der bärtige Chereker, als er auf den Kai sprang. »Wo kann ich meine arme alte Seekuh ans Land bringen? Ich muß sie kalfa-tern.«
    »Die schmale Bucht dort ist dazu gut geeignet.« Garion deutete.
    »Ausgerechnet im Winter!« fluchte Greldik. »Kann ich hier irgendwo was zu trinken kriegen?«
    »Oben bei uns in der Zitadelle.«
    »Danke. Übrigens, ich habe den Gast mitgebracht, wie Polgara es wollte.«
    »Einen Gast?«
    Greldik drehte sich um und trat mehrmals gegen die Schiffshülle.
    »Wir sind hier!« brüllte er. Dann wandte er sich wieder Garion zu.
    »Ich segle gar nicht gern mit Weibern an Bord. Ich bin ja wirklich nicht abergläubisch, aber manchmal denke ich doch, daß sie tatsächlich Unglück bringen. Außerdem muß man ständig aufpassen, daß man sich nicht verkehrt benimmt.«
    »Ihr habt eine Frau an Bord?« staunte Garion.
    Greldik brummelte: »Hübsches kleines Ding. Sie hat wohl ergebenes Benehmen erwartet, aber dazu ist kaum Zeit, wenn die ganze Mannschaft mit Wasserschöpfen beschäftigt ist.«
    »Hallo, Garion«, rief eine zarte Stimme vom Deck.
    »Xera?« Garion starrte verblüfft auf das zierliche Gesicht der Base seiner Frau. »Bist du es wirklich?«
    »Natürlich«, antwortete die rothaarige Dryade ruhig. Sie war bis über die Ohren in dicken Pelz gehüllt, und ihr Atem dampfte in der frostigen Luft. »Ich bin so rasch gekommen, wie ich nur konnte, als ich Lady Polgaras Nachricht erhielt.« Sie lächelte den sauertöpfi-schen Greldik süß an. »Kapitän«, bat sie, »hättet Ihr die Güte, diese Ballen von Euren Leuten für mich tragen zu lassen?«
    »Dreck!« schnaubte Greldik. »Ich segle mitten im Winter zweitausend Seemeilen, um ein kleines Mädchen, zwei Tonnen Wasser und vier Ballen Dreck zu befördern!«
    »Muttererde, Kapitän«, berichtigte ihn Xera. »Muttererde! Da ist ein Unterschied, wißt Ihr?«
    »Ich bin Seemann, für mich ist Dreck eben Dreck«, knurrte Greldik.
    »Wie Ihr meint, Kapitän«, sagte Xera gewinnend. »Und nun seid so lieb und laßt die Ballen zur Zitadelle schaffen – und die Tonnen brauche ich ebenfalls.«
    Brummelnd erteilte Kapitän Greldik die Befehle.
    Ce'Nedra war außer sich vor Freude, als sie erfuhr, daß ihre Base in Riva angekommen war. Die beiden flogen einander um den Hals und machten sich sofort auf Suche nach Polgara.
    »Sie mögen sich sehr, nicht wahr?« stellte Durnik fest. Der Schmied trug Pelz und ein Paar gut geteerte Stiefel. Obwohl es tiefster Winter war, hatte Durnik bald nach seiner Ankunft einen gro-
    ßen Teich nördlich der Stadt entdeckt, durch den ein Bergbach floß.
    Mit erstaunlicher Selbstbeherrschung hatte er zehn Minuten in das eisumrandete Wasser geblickt, ehe er sich auf die Suche nach einer Angel machte. Seither verbrachte er den größten Teil des Tages dort und ließ die gewachste Schnur in das wirbelnde Wasser hängen, um den Lachsen nachzustellen, die unter der bewegten Oberfläche lun-gerten. Zum erstenmal hatte Garion erlebt, daß Tante Pol ihren Mann wirklich ausschalt, als er bei einem heftigen Schneesturm die Zitadelle verlassen wollte, um angeln zu gehen.
    »Wo soll der ganze Kram hin?« erkundigte sich Greldik brummig und deutete auf Xeras Ballen und Tonnen, die von sechs kräftigen Seeleuten die lange Treppe zur Zitadelle hochgeschleppt worden waren.
    »Oh«, sagte Garion. »Laßt alles

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