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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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beschützen, und andere hingen von ihrem Geschick ab.
    Eng mit Carly verbunden, empfing sie seine tröstende mentale Berührung wie ein leises Gemurmel: Bruder Banshee, du bist eins mit allem Leben und mit mir. Die Götter haben dich geschaffen, Beute zu schlagen und zu zerreißen. Ich preise und liebe dich, wie die Götter dich gemacht haben. Es sind Tiere in dieser Wildnis, die keine Furcht kennen, weil die Götter ihnen kein Bewußtsein gegeben haben. Sucht euch eure Beute unter ihnen, meine kleinen Brüder, und laßt mich vorüberziehen. Im Namen des Heiligen Valentin bitte ich euch, tragt eure eigene Bürde und beendet mein Leben nicht vor der mir gesetzten Zeit. Gesegnet ist, wer Beute macht, und gesegnet ist, wer sein Leben einem anderen gibt…
    Ich wünsche dir nichts Böses, ergänzte Romilly die stumme Ansprache des Kindes. Such anderswo dein Futter. Für eine kurze Zeit war sie ganz erfüllt von der Gewißheit, daß sie und das Pferd, das sie ritt, und der weiche Körper des Kindes in ihren Armen und der wilde Hunger des Banshees nach Nahrung und Wärme alles eins war. Eine transzendentale Woge der Freude breitete sich in ihr aus. Die roten Strahlen der aufgehenden Sonne schenkten ihr eine überquellende, ekstatische Seligkeit. Caryls warmer Körper an ihrer Brust bedeutete ein Übermaß an Zärtlichkeit und Liebe, und ein paar gefährliche Herzschläge lang dachte sie: Und wenn das Banshee mich als Beute schlägt, werde ich um so mehr eins sein mit seiner herrlichen Kraft. Aber auch ich möchte atmen und mich des Sonnenlichts erfreuen. Noch nie war ihr ein solches Glücksgefühl zuteil geworden. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Es störte sie nicht. Sie war Teil von allem, das lebte und atmete, Teil der Sonne und der Felsen. Sogar die Kälte des Gletschers
    war irgendwie wundervoll, weil sie ihr Bewußtsein für die Wärme der aufgehenden Sonne schärfte. 
    Die magische Verbindung zerbrach und war nicht mehr. Sie befanden sich auf der abwärtsführenden Seite des Passes, und hoch über ihnen watschelte ein riesiges Banshee einer Höhlenöffnung zu, ohne ihnen die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Caryl weinte in ihren Armen und klammerte sich an sie. »Oh, es hatte Hunger, und wir haben es um sein Frühstück betrogen.«
    Sie streichelte ihn, zu erschüttert, um zu sprechen, immer noch in dem Erlebten gefangen. Carlo sagte heiser: »Ich danke euch, Jungen. Was mich betrifft, möchte ich kein Banshee-Frühstück abgeben, ganz gleich, ob das arme Ding Hunger hatte. Soll es sein Futter anderswo suchen.«
    Die Männer betrachteten sie voller Ehrfurcht. Orain versuchte, den Bann zu brechen, doch seine Stimme schwankte. »Ah, du bist ein zu großer und zäher Junge für den wählerischen Appetit eines Banshees, es zieht ein zartes Eiskaninchen bestimmt vor«, und alle lachten. Romilly fühlte sich schwach, immer noch eingebunden in die weitreichenden Beziehungen, die sie mit ihrem Laran geknüpft hatten. Dom Carlo durchsuchte seine Satteltaschen. »Ich schulde euch mehr, als ich sagen kann«, erklärte er rauh. »Wie ich mich erinnere, waren die Leroni nach einer solchen Arbeit immer halb verhungert – hier.« Er reichte ihnen Reisebrot, Trockenfleisch und –obst. Romilly schlug ihre Zähne in das Fleisch, und dann drehte sich ihr der Magen um.
    Das war einmal lebendes, atmendes Fleisch. Wie kann ich es zu meiner Beute machen? Dann bin ich nicht besser als ein Banshee. Einmal war dieses getrocknete Fleisch der lebende Atem aller meiner Brüder. Sie würgte, warf das Fleisch fort und steckte ein Stück Trockenobst in den Mund.
    Auch das ist vom Leben aller Dinge, aber es hatte keinen Atem, und es macht mich nicht krank mit der Vorstellung, was es einmal war. Der Lastenträger hat einiges Leben allein zu dem Zweck geschaffen, daß es anderen zur Nahrung dient… und als sie die Süße der Frucht zwischen ihren Zähnen schmeckte, kehrte ganz kurz die Ekstase zurück, weil die Frucht ihre Süße aufgab, damit sie nicht länger hungerte.
    Caryl kaute, ebenfalls heißhungrig, an einer Scheibe harten Brotes. Romilly sah, daß auch er das Fleisch verschmäht hatte. Ein Stück trug kleine, scharfe Zahnabdrücke. Also hatte er das gleiche empfunden wie sie. Geistesabwesend fragte sie sich, ob sie jemals wieder Fleisch essen könne.
    Die Sonne stand hoch am Himmel. Sie machten für kurze Zeit halt, um den Pferden Korn und den Kundschaftervögeln Fleisch zu geben. Romilly hielt sich an Obst und Brot und

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